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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Video. Er war nicht im Hotel, als sich Ihr Sohn vom Balkon seines Hotelzimmers gestürzt hat.«
    »Und dann ist da noch das Flugticket«, fügte Chu hinzu. »Chad Irving flog bereits am Montag nach L.A. Aber nicht, weil sein Vater gestorben war, wie uns die Familie am Montag weiszumachen versuchte. Er hatte das Ticket schon vorher, und es ist vollkommen ausgeschlossen, dass McQuillen das eingeplant haben könnte.«
    Bosch schaute kurz zu seinem Partner. Chu hatte jetzt schon zum zweiten Mal gegen seine Anweisung verstoßen, Schweigen zu bewahren. Jedoch beide Male mit großer Wirkung.
    »Herr Stadtrat, fürs Erste haben wir, glaube ich, genug gehört«, erklärte der Polizeichef. »Detective Bosch und Detective Chu, ich möchte bis spätestens vierzehn Uhr eine vollständige Zusammenfassung der Ermittlungen auf meinem Schreibtisch haben. Ich werde sie mir ansehen und dann eine Pressekonferenz abhalten. Ich beabsichtige, mich dabei kurzzufassen. Fassen Sie sich deshalb auch kurz in Ihrer Darstellung. Herr Stadtrat, wenn Sie möchten, können Sie gern teilnehmen, aber ich weiß, das ist eine sehr persönliche Angelegenheit, und vielleicht möchten Sie die Sache rasch erledigt und aus der Welt geschafft haben. Ich würde gern von Ihrem Büro benachrichtigt werden, falls Sie daran teilzunehmen beabsichtigen.«
    Der Chief nickte einmal und wartete kurz auf eine Antwort. Als keine kam, stand er auf. Die Besprechung war beendet und mit ihr auch das Verfahren. Irving wusste, dass er Druck machen und auf eine Revision und Nachermittlungen dringen konnte, aber dieser Weg war mit politischen Risiken behaftet.
    Bosch schätzte ihn als pragmatisch genug ein, um die Sache auf sich beruhen zu lassen. Die Frage war, ob das auch der Polizeichef täte. Bosch hatte ihm Beweise für strafbare politische Korruption geliefert. Die Sache wäre schwer zu verfolgen, zumal ein Hauptbeteiligter tot war. Und es war nicht abzusehen, was dabei herauskäme, wenn sie den Leuten von Regent Taxi auf den Zahn fühlten. Würde der Chief der Sache weiter nachgehen, oder würde er sie als Ass im Ärmel behalten, für eine Partie Poker, die sich auf einer Ebene abspielte, von der Bosch nichts wusste?
    In jedem Fall war Bosch ziemlich sicher, dass er dem Polizeichef gerade die Mittel an die Hand gegeben hatte, eine einflussreiche polizeikritische Stimme im Stadtrat künftig für die Polizei sprechen lassen zu können. Wenn er es geschickt anstellte, gelang es ihm vielleicht sogar, das Überstundenbudget wieder genehmigt zu bekommen. Aber fürs Erste gab sich Bosch damit zufrieden, seine Aufgabe erledigt zu haben. Ein alter Widersacher hegte jetzt erneut Feindschaft gegen ihn, aber das war nicht weiter tragisch. Bosch würde es nie gelingen, in einer Welt ohne Feinde zu leben. Das gehörte zu seinem Job.
    Alle standen auf, um zu gehen. Dabei kam es zu einer peinlichen Situation, als Irving und Bosch nach Verlassen des Konferenzzimmers gleichzeitig vor dem Lift ankamen. Rider rettete Bosch, indem sie ihn und Chu in ihr Büro bat.
    Während Irving mit seinem Gefolge in den Aufzug trat, folgten Bosch und Chu Rider.
    »Kann ich euch irgendwas zu trinken bringen?«, fragte sie. »Eigentlich hätte ich euch das schon zu Beginn der Besprechung fragen sollen.«
    »Für mich nichts, danke«, sagte Bosch.
    »Für mich auch nicht«, sagte Chu.
    Rider musterte Chu. Sie wusste nichts von dessen verräterischen Aktivitäten.
    »Das war richtig gute Arbeit«, erklärte sie. »Und Detective Chu, ich fand es bewundernswert, wie Sie da eben für Ihren Partner und Ihren Fall eingetreten sind. Respekt.«
    »Danke, Lieutenant.«
    »Aber jetzt, würde es Ihnen etwas ausmachen, kurz draußen zu warten? Ich muss mit Detective Bosch noch etwas besprechen, das den Zeitpunkt seines DROP betrifft.«
    »Kein Problem. Ich warte draußen, Harry.«
    Chu verließ das Büro, und Rider schloss die Tür.
    Zunächst sahen sie und Bosch sich lange an. Dann legte sich langsam ein Lächeln über ihre Züge, und sie schüttelte den Kopf.
    »Das muss dir doch gerade runtergegangen sein wie Öl«, sagte sie. »Wie Irving eben kaltgestellt wurde, wenn er nicht als das Schwein entlarvt werden will, das er ist.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Nicht wirklich. Irving lässt mich schon lange kalt. Nur eins kapiere ich immer noch nicht. Warum wollte er, dass ich den Fall übernehme?«
    »Ich glaube, aus genau dem Grund, den er uns genannt hat. Er wusste, du würdest vor nichts haltmachen, und er wollte

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