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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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davor verschrieben worden war.
    Bosch schloss den Arzneischrank, woraufhin sein Gesicht in den Spiegeltüren zu sehen war. Er schaute eine Weile in seine eigenen dunklen Augen.
    Und plötzlich war ihm alles klar.
    Er verließ das Bad und ging rasch in Hardys Schlafzimmer. Damit er vom Wohnzimmer aus nicht zu hören wäre, schloss er die Tür. Er zog sein Handy aus der Tasche und griff nach einer der Sauerstoffflaschen. Er rief bei Ready-Aire an und verlangte nach dem Mitarbeiter, der für Lieferung und Abholung zuständig war. Er wurde zu einem Manuel durchgestellt.
    »Manuel, hier spricht Detective Bosch vom Los Angeles Police Department. Ich führe Ermittlungen durch und muss schnell wissen, wann Sie zum letzten Mal verschreibungspflichtigen Sauerstoff an einen Ihrer Kunden geliefert haben. Können Sie mir da weiterhelfen?«
    Manuel glaubte zuerst, bei seinem Anruf handele es sich um einen Scherz, einen Streich, den ihm ein Freund spielen wollte.
    »Hören Sie zu«, erklärte Bosch streng. »Das ist kein Scherz. Das ist ein dringendes Ermittlungsverfahren, und ich brauche diese Auskunft sofort. Ich muss Sie bitten, mir zu helfen oder mich zu jemandem durchzustellen, der das kann.«
    In der daraufhin eintretenden Stille hörte Bosch, wie Chu erneut nach ihm rief. Bosch legte die Flasche zurück und hielt das Handy mit der Hand zu. Dann öffnete er die Schlafzimmertür und rief nach unten:
    »Komme gleich.«
    Dann schloss er die Tür wieder.
    »Manuel, sind Sie noch dran?«
    »Ja. Ich kann den Namen des Kunden in den Computer eingeben und sehen, was wir haben.«
    »Gut, dann tun Sie das. Es handelt sich um einen Chilton Aaron Hardy.«
    Bosch wartete und hörte seinen Gesprächspartner tippen.
    »Ah, da haben wir ihn ja schon«, sagte Manuel. »Aber er erhält sein O 2 schon lange nicht mehr von uns.«
    »Was heißt das?«
    »Hier steht, er hat die letzte Lieferung im Juli null acht bekommen. Entweder ist er gestorben, oder er bezieht seinen Sauerstoff woanders. Wahrscheinlich irgendwo, wo er ihn billiger kriegt. So verlieren wir viele Kunden.«
    »Und Sie sind ganz sicher?«
    »Klar, hab ich doch hier stehen.«
    »Danke, Manuel.«
    Bosch beendete das Gespräch. Er steckte das Handy ein und zog wieder seine Pistole.

[home]
    35
    B osch spürte seinen Adrenalinspiegel steigen, als er die Treppe hinunterging. Hardy hatte sich nicht aus seinem Sessel bewegt, rauchte aber inzwischen eine Zigarette. Chu saß auf der Armlehne der Couch und hielt Wache.
    »Ich habe ihn gebeten, den Sauerstoff abzudrehen«, sagte er. »Damit er uns nicht alle in die Luft jagt.«
    »In der Flasche ist nichts«, sagte Bosch.
    »Wie?«
    Ohne zu antworten, ging Bosch auf Hardy zu und blieb direkt vor ihm stehen.
    »Aufstehen.«
    Hardy schaute verdutzt zu ihm auf.
    »Aufstehen, habe ich gesagt.«
    »Wieso?«
    Bosch packte Hardy mit beiden Händen am Hemd und riss ihn aus dem Sessel hoch. Er drehte ihn herum und schob ihn mit dem Gesicht voran gegen die Wand.
    »Harry, was hast du denn auf einmal?«, sagte Chu. »Er ist ein alter …«
    »Es ist er«, sagte Bosch.
    »Was?«
    »Er ist der
Sohn,
nicht der Vater.«
    Bosch nahm die Handschellen von seinem Gürtel, zog Hardy die Hände auf den Rücken und legte sie ihm an.
    »Chilton Hardy, Sie sind wegen Mordes an Lily Price verhaftet.«
    Hardy sagte nichts, als Bosch ihm seine verfassungsmäßigen Rechte vorlas. Er hatte sogar ein Lächeln auf den Lippen, als er seine Wange zur Wand drehte.
    »Harry, ist der Vater oben?«, fragte Chu.
    »Nein.«
    »Wo ist er dann?«
    »Wahrscheinlich tot. Junior gibt sich als sein Vater aus und kassiert seine Rente, seine Sozialversicherung und was weiß ich noch alles. Wo hast du die Akte? Mit dem Führerscheinfoto?«
    Chu kam mit der vergrößerten Aufnahme von Chilton Aaron Hardy junior zu Bosch, woraufhin dieser Hardy herumdrehte, ihm die Hand auf die Brust legte und ihn gegen die Wand drückte. Er hielt das Foto neben sein Gesicht. Dann schnippte er ihm die dicke Brille von der Nase, und sie fiel zu Boden.
    »Er ist es. Er hat sich für das Führerscheinfoto den Kopf rasiert. Das Aussehen verändert. Das Foto seines Vaters haben wir uns nie angesehen. Hätten wir wahrscheinlich tun sollen.«
    Bosch gab Chu das Foto zurück. Hardys Grinsen wurde breiter.
    »Finden Sie das vielleicht witzig?«, fragte Bosch.
    Hardy nickte.
    »Ich finde es schon witzig, dass Sie keine Beweise und auch sonst nichts gegen mich haben.«
    Seine Stimme war jetzt anders. Mit einem

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