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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Hardy«, sagte Bosch. »Wir sind gleich wieder zurück.«
    Bosch winkte Chu zur Haustür. Als sie nach draußen gingen, rief Hardy: »Aber passen Sie auf, Bosch!«
    Bosch schaute zu ihm zurück.
    »Weswegen?«
    »Wegen dem, was Sie dort sehen werden. Danach werden Sie nicht mehr derselbe sein.«
    Bosch stand eine Weile mit der Hand am Türgriff da. Er konnte nur Hardys Füße sehen, die unter der umgekippten Couch hervorschauten.
    »Das werden wir ja sehen.«
    Er ging nach draußen und schloss die Tür.

[home]
    36
    E s war, als stünden sie am Ende eines Labyrinths und müssten den Weg zurück zum Ausgangspunkt finden. Sie hatten den Ort, den sie durchsuchen wollten – das Haus nebenan, in dem Hardy angeblich die Andenken an seine Morde aufbewahrte. Jetzt mussten sie sich nur eine Kette von Ereignissen und rechtlichen Schritten überlegen, die sie dorthin geführt hatte und die, in einem Antrag auf einen Durchsuchungsbeschluss geschildert, von einem Superior-Court-Richter akzeptiert und unterschrieben würde.
    Bosch sagte Chu nicht, was in Hardys Wohnzimmer passiert war, während er den Laptop geholt hatte. Das lag zum einen daran, dass bei den Ermittlungen im Fall Irving ihre Vertrauensbasis zerstört worden war. Zum anderen hätte Bosch grundsätzlich niemandem erzählt, dass er Hardy das Geständnis unter Androhung von Gewalt abgepresst hatte. Wenn Hardy, was ziemlich wahrscheinlich war, vor Gericht zu seiner Verteidigung anführen würde, sein Geständnis sei erzwungen worden, würde es Bosch einfach leugnen und als billiges taktisches Manöver abtun. Denn außer Hardy – dem Angeklagten – gäbe es niemanden, der seine Darstellung anfechten könnte.
    Deshalb sagte Bosch seinem Partner nur, worauf es ankam, und dann überlegten sie gemeinsam, wie sie es erreichen könnten.
    »Vermutlich ist der Besitzer dieser zwei Häuser Chilton Hardy senior, der aber höchstwahrscheinlich tot ist. Wir müssen beide durchsuchen, und wir müssen es nach Code drei machen. Wie bekommen wir das am besten hin?«
    Sie standen auf dem Rasen vor den Reihenhäusern. Chu schaute auf die Fassaden von 6 A und 6 B, als wäre die Antwort auf Boschs Frage wie ein Graffiti auf sie gesprüht.
    »Na ja, der berechtigte Grund für 6 B dürfte an sich kein Problem sein«, sagte er. »Wir haben gemerkt, dass er dort als sein Vater gewohnt hat, und deshalb sind wir befugt, es nach Hinweisen zu durchsuchen, was aus seinem alten Herrn geworden ist. Gefahr im Verzug, Harry. Und schon sind wir drinnen.«
    »Und was ist mit 6 A? Da müssen wir vor allem rein.«
    »Na ja, dann … dann müssen wir eben … nein, ich glaube, ich hab’s. Wir sind hergekommen, um mit Chilton Hardy senior zu reden, haben aber im Lauf der Vernehmung gemerkt, dass wir in Wirklichkeit Chilton Hardy junior vor uns haben. Von Hardy senior fehlt jede Spur, und wir befürchten, er könnte irgendwo eingeschlossen sein oder gefangen gehalten werden oder so was. Vielleicht ist er noch am Leben, vielleicht ist er bereits tot. Deshalb führen wir eine Suche in der Datenbank der Immobilienbewertungsgesellschaft durch, und siehe da, ihm gehört auch das Reihenhaus nebenan, und an der Übertragung des Eigentumsrechts scheint irgendetwas faul zu sein. Wir sind also geradezu verpflichtet, da einen Blick reinzuwerfen, um zu sehen, ob Hardy senior da drin ist, ob er noch am Leben ist oder ob er sich vielleicht in Gefahr befindet. Also wieder Gefahr im Verzug.«
    Bosch nickte, runzelte gleichzeitig aber auch die Stirn. Es gefiel ihm nicht. Es hörte sich genau nach dem an, was es war. Eine zusammengeschusterte Geschichte, um die Wohnung betreten zu dürfen. Möglicherweise fänden sie einen Richter, der ihnen den Durchsuchungsbeschluss unterschrieb, aber es müsste ein wohlwollender sein. Er wollte etwas Todsicheres. Etwas, was jeder Richter unterschreiben würde und was allen künftigen rechtlichen Anfechtungen standhielt.
    Er merkte, dass er ihren Zugang bereits in der Hand hatte. In mehr als einer Hinsicht. Er hielt den Schlüsselbund hoch. Es waren sechs Schlüssel daran. Einer mit dem Dodge-Firmenzeichen gehörte offensichtlich zu einem Fahrzeug. Neben drei kleineren Schlüsseln waren außerdem zwei Sicherheitsschlüssel daran, bei denen es sich vermutlich um die Schlüssel für die zwei Reihenhäuser handelte. Zwei der kleinen Schlüssel sahen aus, als dienten sie zum Öffnen von Briefkästen, wie sie vorn am Gehsteig standen.
    »Die Schlüssel«, sagte Bosch. »Er hat zwei

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