Der Widersacher
tieferen Timbre. Nicht mehr die brüchige Altmännerstimme.
»Und noch witziger finde ich, dass Sie das Haus unrechtmäßig durchsucht haben. Kein Richter wird Ihnen abnehmen, dass ich es Ihnen erlaubt habe. Wirklich schade, dass Sie nichts gefunden haben. Ich würde zu gern sehen, wie der Richter alles abschmettert.«
Bosch packte Hardy am Hemd, zog ihn von der Wand weg und stieß ihn dann wieder zurück. Er spürte, wie seine Wut wuchs.
»Könntest du mal kurz zum Auto rausgehen, Partner, und deinen Laptop holen? Ich möchte jetzt gleich einen Durchsuchungsbeschluss beantragen.«
»Ich habe es bereits mit meinem Handy gecheckt, Harry. Hier gibt es kein Wi-Fi. Wie willst du ihn da versenden?«
»Hol einfach den Laptop,
Partner.
Wegen des Wi-Fi machen wir uns Gedanken, wenn du den Antrag geschrieben hast. Und mach die Tür zu, wenn du gehst.«
»Alles klar, Partner. Ich hole den Laptop.«
Botschaft angekommen.
Bosch wandte die ganze Zeit den Blick nicht von Hardys Augen ab. Er sah, wie sich darin langsam die Erkenntnis spiegelte, dass er gleich mit Bosch allein wäre, und wie sich die ersten Anzeichen von Angst in ihre glänzende Kälte schlichen. Sobald er die Haustür zugehen hörte, zog Bosch seine Glock und drückte ihren Lauf in die Haut unter Hardys Kinn.
»Ich will dir mal was sagen, du mieses Schwein, wir bringen das gleich hier zu Ende. Du hast nämlich vollkommen recht, wir haben nicht genug gegen dich. Aber ich lasse dich nicht einen Tag länger frei herumlaufen.«
Er riss Hardy heftig von der Wand fort und schleuderte ihn zu Boden. Hardy flog gegen den Beistelltisch, stieß Aschenbecher und Wasserglas auf den Teppich und landete auf dem Rücken. Bosch warf sich auf ihn und kam rittlings auf seinem Bauch zu sitzen.
»Wir werden es so hindrehen, als ob wir gar nicht gewusst hätten, dass du es warst, verstehst du? Wir haben die ganze Zeit gedacht, du wärst dein Vater, und als mein Partner dann zum Auto rausgegangen ist, hast du dich auf mich gestürzt. Es kam zu einem Kampf um die Pistole, und jetzt rate mal, wer dabei den Kürzeren gezogen hat.«
Bosch hielt die Pistole vor Hardys Gesicht.
»Es werden zwei Schüsse fallen. Der, den ich dir gleich durch dein schwarzes Scheißherz jage, und dann, wenn ich dir die Handschellen abgenommen habe, lege ich deine toten Hände um meine Glock und ballere einmal in die Wand. So haben wir beide Schmauchspuren, und alle sind zufrieden.«
Bosch beugte sich vor und hielt die Pistole schräg nach oben gerichtet an Hardys Brustkorb.
»Siehst du?«, sagte er. »Genau so.«
»Nein!«, brüllte Hardy. »Das können Sie nicht tun!«
Bosch sah blankes Entsetzen in seinen Augen.
»Das ist für Lily Price und Clayton Pell und wen du sonst noch umgebracht und verletzt und kaputt gemacht hast.«
»Bitte nicht.«
»Bitte nicht? Ist das, was Lily Price gesagt hat? Hat sie ›bitte nicht‹ gesagt?«
Bosch veränderte den Winkel der Pistole etwas und beugte sich weiter vor, so dass sein Brustkorb nur noch fünfzehn Zentimeter über dem von Hardy war.
»Also gut, ich gebe alles zu. Venice Beach, 1989 . Ich sage Ihnen alles. Verhaften Sie mich einfach und leiten Sie das Verfahren ein. Ich erzähle Ihnen auch alles über meinen Vater. Ich habe ihn in der Badewanne ertränkt.«
Bosch schüttelte den Kopf.
»Du erzählst mir nur, was ich hören will, um deine Haut zu retten. Aber das wird dir nichts mehr helfen, Hardy. Dafür ist es zu spät. Der Zug ist längst abgefahren. Selbst wenn du alles gestehen würdest, brächte es uns nichts. Es wäre ein erzwungenes Geständnis. Das weißt du ganz genau.«
Bosch zog den Schlitten der Glock zurück, um eine Kugel in den Lauf zu befördern.
»Ich will nicht irgendein Pseudogeständnis, Hardy. Ich will Beweise. Ich will dein Geheimversteck.«
»Was für ein Geheimversteck?«
»Du hebst doch Zeug auf. Typen wie du, die heben alle irgendwelches Zeug auf. Fotos, Andenken. Wenn du lebend hier rauskommen willst, Hardy, dann erzählst du mir jetzt, wo dein Geheimversteck ist.«
Er wartete. Hardy sagte nichts. Bosch drückte den Lauf wieder gegen seine Brust und winkelte seine Hand an.
»Schon gut, schon gut«, stieß Hardy hektisch hervor. »Nebenan. Es ist alles nebenan. Meinem Vater haben beide Häuser gehört. Ich habe das andere unter einem falschen Namen ins Grundbuch eintragen lassen. Gehen Sie rüber und sehen Sie nach. Dort werden Sie alles finden, was Sie brauchen.«
Bosch blickte lange auf ihn hinab.
»Wenn du
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