Der Widersacher
klar.«
Bosch gab ihm die Adresse durch und legte auf. Danach saß er zwei weitere Minuten da, bevor er Kizmin Rider auf ihrem Handy anrief.
»Harry, ich weiß, weshalb du anrufst, und ich kann nur sagen, dass wir es uns sehr gut überlegt haben. Die Entscheidung, die wir getroffen haben, war das Beste für die Polizei, und wir werden kein Wort mehr darüber verlieren. Und so ist es auch für dich das Beste.«
Sie meinte die
Times
-Meldung über Irving und die Taxilizenz.
Das alles schien Bosch jetzt sehr weit weg zu sein. Und sehr belanglos.
»Deshalb ruf ich nicht an.«
»Oh. Was ist passiert? Du hörst dich ein wenig eigenartig an.«
»Nein, mir fehlt nichts. Uns ist gerade ein richtig dicker Fisch ins Netz gegangen, und bestimmt wird sich der Chief persönlich einschalten wollen. Erinnerst du dich an den Fall Mandy Phillips oben im West Valley, vor neun, zehn Jahren?«
»Nein, hilf mir auf die Sprünge.«
»Dreizehn Jahre alt, sie wurde aus einer Mall entführt. Nie wieder aufgetaucht, kein Verdächtiger festgenommen.«
»Hast du den Typen?«
»Ja, und jetzt halt dich fest. Als er vor drei Jahren einen Führerschein beantragt hat, hat er die Adresse des Mädchens als die seine angegeben.«
Rider blieb still, während ihr Hardys Dreistigkeit bewusst wurde.
»Gut, dass du ihn erwischt hast«, sagte sie schließlich.
»Sie war nicht die Einzige. Wir sind gerade in Orange County unten und versuchen, Licht in das Dunkel zu bringen. Es wird auf jeden Fall eine Riesensache. Der Typ behauptet, es waren siebenunddreißig.«
»O Gott, nein!«
»Er hat einen ganzen Schrank voller Kameras und Fotos und Videos. Videokassetten, Kiz. So lange ist der Typ schon im Geschäft.«
Bosch wusste, es war nicht ganz ungefährlich, Rider zu erzählen, was er entdeckt hatte, ohne durch einen Durchsuchungsbeschluss dazu ermächtigt zu sein. Sie waren einmal Partner gewesen, aber das kugelsichere Band, das sie damals zusammengeschweißt hatte, verrostete allmählich.
Trotzdem riskierte er es. Politik und High Jingo hin oder her, wenn er ihr nicht trauen konnte, konnte er niemandem trauen.
»Hast du das Lieutenant Duvall schon alles erzählt?«
»Der Spieß weiß Bescheid. Nicht alles, aber genug. Ich denke, sie kommen mit der ganzen Mannschaft her.«
»Okay, ich klinke mich ein und übernehme die Oberaufsicht. Ob der Chief tatsächlich zu euch runterfahren wird, weiß ich nicht. Aber einschalten wird er sich bestimmt. Vielleicht werden sie dafür die Halle verwenden.«
Im Erdgeschoss des PAB -Komplexes gab es einen Saal, der für die Verleihung von Auszeichnungen, besondere Veranstaltungen und große Pressekonferenzen genutzt wurde. Das wäre eine solche Gelegenheit.
»Meinetwegen, aber das ist nicht der Hauptgrund, weshalb ich anrufe.«
»Und, was ist der Hauptgrund?«
»Hast du schon was wegen der Versetzung meines Partners unternommen?«
»Äh, nein. Ich hatte heute Morgen ziemlich viel zu tun.«
»Gut. Dann unternimm auch nichts weiter. Vergiss es einfach.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Na gut.«
»Und diese andere Sache, die du angeschnitten hast. Dass ich vielleicht die vollen fünf Jahre des DROP bekomme. Glaubst du, du bekommst das immer noch hin?«
»Ich war mir schon ziemlich sicher, als ich es dir angeboten habe. Aber nach diesem Fall dürfte das ein Selbstläufer werden. Sie werden dich bestimmt behalten wollen, Harry. Du wirst richtig berühmt.«
»Ich will aber nicht berühmt werden. Ich will bloß Fälle bearbeiten.«
»Klar, verstehe ich. Ich werde sehen, dass du die vollen fünf bekommst.«
»Danke, Kiz. Aber jetzt sollte ich mich besser wieder an die Arbeit machen. Gibt einiges zu tun.«
»Viel Glück, Harry. Und keine Regeln übertreten.«
Damit meinte sie: Halte dich an die Richtlinien. Dieser Fall ist zu groß, zu wichtig.
»Ich werde es mir hinter die Ohren schreiben.«
»Und noch was, Harry.«
»Ja?«
»Nur deswegen tun wir das alles. Wegen solchen Typen. Monster wie der, die hören nicht auf, bevor wir ihnen nicht das Handwerk legen. Wir leisten wertvolle Arbeit. Vergiss das nie. Denk einfach immer dran, wie viele Menschen du gerade gerettet hast.«
Bosch nickte und dachte an den Golfschlägerkoffer. Er wusste, das war etwas, was ihn nie mehr loslassen würde. Hardy hatte recht gehabt, als er ihm versprach, er wäre hinterher nicht mehr derselbe, wenn er das Haus beträte.
»Aber nicht genug«, sagte er.
Er drückte die Trenntaste und dachte nach.
Zwei Tage zuvor hatte er noch
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