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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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passiert ist«, sagte Chu, »wird sie auf keiner DVD sein, außer es stellt sich heraus, dass Hardy Videokassetten auf DVD überspielt hat. Das ist jedoch ziemlich unwahrscheinlich, weil es hier kein Überspielgerät gibt und das nicht unbedingt Aufnahmen sind, die man von einer Firma überspielen lässt.«
    »Wir sehen möglichst schnell die Fotos durch«, sagte Bosch. »Und diejenigen, die sich die Videokassetten vornehmen, halten ebenfalls Ausschau nach ihr. Wenn wir sie auf einem der Fotos oder Videos dieses Kerls entdecken, ist am Mittwoch die Sache in trockenen Tüchern.«
    Als Bosch und Chu fertig waren, übernahm wieder Gandle und brachte die Besprechung mit einem letzten Motivationsschub zum Abschluss.
    »Also, Leute«, sagte er. »Das war’s. Wir wissen alle, was wir zu tun haben. Also tun wir es auch. Und jetzt: an die Arbeit.«
    Daraufhin begann sich die Versammlung aufzulösen. Bosch konnte die Entschlossenheit der Detectives spüren. Gandles Aufruf hatte seinen Zweck erfüllt.
    »Ach, noch ein Letztes«, sagte Gandle. »Keine zeitlichen Beschränkungen, wenn Sie hieran arbeiten. Wir haben eine unbegrenzte Überstundengenehmigung erhalten, und zwar direkt aus dem Büro des Chief.«
    Wenn der Lieutenant Jubel oder Applaus erwartet hatte, wurde er enttäuscht. Es gab so gut wie keine Reaktion auf die gute Nachricht, dass unbeschränkt Geld in die Ermittlungen fließen würde. Bezahlte Überstunden waren eine gute Sache, und sie waren das ganze Jahr knapp bemessen gewesen. Aber bei einem Fall wie diesem herrschte ein gewisses Widerstreben, an die finanzielle Entschädigung zu denken. Bosch wusste, dass jeder der Anwesenden so viele Stunden arbeiten würde, wie nötig waren, egal, ob bezahlt oder unbezahlt.
    Das ist der Grund, warum wir das machen.
    Bosch dachte an das, was ihm Kiz Rider vor wenigen Stunden gesagt hatte. Es war alles Teil der Mission, und an diesem Fall zeigte es sich deutlicher als an den meisten anderen.

[home]
    38
    D ie drei Detective-Teams, die für das Foto- und Videomaterial zuständig waren, brauchten zwei Stunden, um den Inhalt des Schranks im zweiten Schlafzimmer in Beweismittelboxen zu packen. Drei nicht gekennzeichnete Dienstfahrzeuge brachten die Behälter wie in einem feierlichen Trauerzug nach Los Angeles ins PAB . Auf dem Rücksitz des letzten Autos saßen Bosch und Chu mit drei Schachteln voller Fotos. Während der Fahrt gab es wenig zu reden. Ihnen stand eine widerwärtige Aufgabe bevor, und die mentale Vorbereitung darauf nahm sie voll in Anspruch.
    Die PR -Stelle hatte die Medien über das Eintreffen des Trauerzugs informiert, und die Detectives mussten die Behälter durch ein Spalier von Fotografen und Kameramännern ins Polizeihauptquartier tragen. Diese Benachrichtigung diente nicht nur dem Zweck, die Medien gewogen zu stimmen. Sie war auch Teil der Bemühungen, sie im weiteren Verlauf des Verfahrens dafür einzuspannen, der Öffentlichkeit – und den angehenden Geschworenen – einzutrichtern, dass sich Chilton Hardy abscheulicher Verbrechen schuldig gemacht hatte. Es war Teil der unterschwelligen Komplizenschaft, die zwischen Polizei und Medien bestand.
    Alle drei Besprechungszimmer waren der Hardy Task Force zugeteilt worden, wie sie künftig genannt werden sollte. Bosch und Chu nahmen das kleinste Zimmer, weil es dort keine Videoabspielgeräte gab. Da sie nur Fotos sichten würden, brauchten sie keine.
    Bei der Aufbewahrung der Fotos war Hardy offenbar nach keinem Schema vorgegangen. Egal, ob alt oder neu, hatte er sie wahllos in mehreren Schuhkartons verstaut und auf den Borden des Schranks abgestellt. Keine der Schachteln war beschriftet. Gab es mehrere Fotos von einer Person, konnten sie auf zwei oder drei verschiedene Kartons verteilt sein.
    Als Bosch und Chu mit der Durchsicht der Fotos begannen, versuchten sie, die Aufnahmen nach verschiedenen Gesichtspunkten zu ordnen. Zuallererst sammelten sie alle Fotos einer bestimmten Person. Dann versuchten sie, das Alter der Aufnahmen zu schätzen und sie chronologisch zu ordnen. Auf einigen Fotos war das Datum eingeblendet. Das war zwar hilfreich, aber es ließ sich nicht mit Sicherheit sagen, ob die Kamera, mit der sie aufgenommen worden waren, auf das richtige Datum eingestellt war.
    Auf den meisten Fotos war die Person, die darauf entweder allein, mit Hardy oder mit dem Körper eines Mannes – vermutlich Hardy – abgebildet war, eindeutig noch am Leben. Der oder die Betreffende war entweder an einem

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