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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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geglaubt, dass er die letzten neununddreißig Monate seiner Dienstzeit nicht mehr überstehen würde. Jetzt wollte er die vollen fünf Jahre. Trotz aller Fehler, die ihm im Irving-Fall unterlaufen sein mochten, war ihm inzwischen klar, dass die Mission nie beendet war. Die Mission ging immer weiter, und es gab immer Arbeit.
    Seine Art von Arbeit.
    Nur deswegen tun wir das alles.
    Bosch nickte. Da hatte Kiz recht.
    Er zog sich am Geländer hoch und ging weiter die Treppe hinunter. Er musste raus aus diesem Haus und in die Sonne hinaus.

[home]
    37
    A m Mittag unterzeichnete Superior Court Judge George Companioni einen Durchsuchungsbeschluss, und die Schrecken in Reihenhaus 6 A wurden von Bosch, Chu und den anderen Mitgliedern der Einheit Offen-Ungelöst offiziell und rechtmäßig bestätigt.
    Chilton Hardy wurde in eins der Autos der Einheit verfrachtet und von den Detectives Baker und Kehoe nach Downtown L.A. gefahren und ins Metropolitan Detention Center, kurz MDC , eingeliefert. Bosch und Chu blieben als leitende Ermittler vor Ort.
    Auf der Straße vor den Reihenhäusern, in denen Hardy als sein Vater gewohnt und seine abscheulichen Phantasien ausgelebt hatte, war schon nach kurzer Zeit der Teufel los. Die Nachricht von den grausigen Funden hatte weitere Ermittler und Polizisten sowie Kriminaltechniker und Medienvertreter aus zwei Countys angelockt. Und wenn die Meldung erst über sämtliche Nachrichtenseiten im Internet und alle Fernsehnetzwerke verbreitet würde, richtete sich das Augenmerk der ganzen Welt auf das kleine Los Alamitos.
    Die Frage der Zuständigkeit wurde zwischen den beiden LAPD s rasch zugunsten der Polizei von Los Angeles geklärt, die alle ermittlungstechnischen Belange des Falls übernahm, während Los Alamitos dafür zuständig war, den Tatort zu sichern und Schaulustige und Medien davon fernzuhalten. Dazu gehörten unter anderem die Sperrung der Straße für den öffentlichen Verkehr und die Evakuierung der Bewohner der sechs Häuser umfassenden Reihenhauszeile, in der Hardy gelebt hatte. Beide Seiten stellten sich darauf ein, dass die Untersuchung des Tatorts mindestens eine Woche dauern würde, und beorderten ihre Pressesprecher vor Ort, um dem Ansturm von Journalisten, Kameras und Übertragungswagen Herr zu werden, der über das sonst so ruhige Viertel hereinbrechen würde.
    Der Polizeichef und der Leiter der Robbery-Homicide Division entwarfen gemeinsam einen Schlachtplan für den weiteren Fortgang der Ermittlungen, was mindestens eine Überraschung mit sich brachte. Lieutenant Duvall, die Leiterin der Einheit Offen-Ungelöst, bekam die Oberaufsicht über die Ermittlungen entzogen. Der Fall, der vermutlich die Sternstunde und das wichtigste Ermittlungsverfahren ihrer Einheit würde, wurde Lieutenant Larry Gandle übertragen, dem Leiter einer anderen RHD -Einheit, der mehr Erfahrung hatte und als wesentlich geschickter im Umgang mit den Medien galt als Duvall. Gandle würde das laufende Ermittlungsverfahren leiten.
    Über diese Maßnahme konnte Bosch nicht klagen. Er war vor seiner Versetzung zu Offen-Ungelöst in Gandles Mordermittlungseinheit gewesen, und sie hatten gut zusammengearbeitet. Gandle war ein zupackender Typ, der seinen Ermittlern vertraute. Er war nicht die Sorte Vorgesetzter, die sich hinter geschlossenen Türen und heruntergelassenen Jalousien verkroch.
    Zu den ersten Schritten, die Gandle nach einer Unterredung mit Bosch und Chu unternahm, gehörte, dass er am Tatort eine Besprechung aller beteiligten Ermittler einberief. Nachdem er die Polizeifotografen und Kriminaltechniker vorübergehend nach draußen komplimentiert hatte, versammelten sich alle im dunklen Wohnzimmer von Haus 6 A.
    »Also dann, alle mal herhören, Leute«, begann Gandle. »Wir treffen uns bewusst nicht draußen in der Sonne und an der frischen Luft. Ich halte es für besser, hier drinnen zusammenzukommen, wo es dunkel ist und nach Tod stinkt. Vieles deutet darauf hin, dass in diesem Haus viele Menschen gestorben sind und dass sie auf schreckliche Weise gestorben sind. Sie wurden gefoltert und abgeschlachtet, und am besten können wir diesen Menschen unseren Respekt bezeugen, wenn wir unser Bestes geben. Wir nehmen keine Abkürzungen, wir verstoßen gegen keine Vorschriften. Wir machen es korrekt. Und da interessiert mich auch nicht, ob dieser Hardy auf der Fahrt ins Gefängnis Baker und Kehoe vielleicht alles gesteht. Wir werden hier Beweise sammeln, die, alle zusammengenommen, absolut hieb- und

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