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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Francisco.«
    Bosch nickte. Er hatte von der Universität gehört, weil seine Tochter bereits über die nächste Stufe ihres schulischen Werdegangs nachdachte und unter anderem ein Studium an der USF in Betracht zog. Ihm fiel auch ein, dass Bill Russells Baseballkarriere im dortigen College-Team begonnen hatte.
    Bosch hatte fest vor, mit dem Sohn zu sprechen, sagte aber Deborah Irving nichts davon. Es war nicht nötig, dass sie sich darüber Gedanken machte.
    »Wie sieht es mit Freunden aus?«, fragte er stattdessen. »Stand er irgendjemand besonders nah?«
    »Nicht wirklich. Eigentlich hatte er nur einen engen Freund, aber in letzter Zeit haben sie sich nicht mehr so oft gesehen.«
    »Wer war das?«
    »Bobby Mason. Sie kannten sich von der Polizeiakademie.«
    »Ist Bobby Mason immer noch bei der Polizei?«
    »Ja.«
    »Warum haben sie sich in letzter Zeit nicht mehr so oft gesehen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich glaube nicht, dass es dafür einen speziellen Grund gab. Sie haben die Beziehung einfach einschlafen lassen. Das ist bei Männern, glaube ich, öfter so.«
    Bosch war nicht sicher, was sie mit ihrer letzten Bemerkung über Männer ausdrücken wollte. Es gab niemanden, den er als seinen besten Freund betrachtet hätte, aber er war immer schon der Ansicht gewesen, dass er anders war als andere und dass die meisten Männer Freunde hatten, sogar beste Freunde.
    Er notierte sich Masons Namen, dann gab er Deborah Irving eine Visitenkarte mit seiner Handynummer und sagte ihr, sie könne ihn jederzeit anrufen. Zuletzt versicherte er ihr, er würde sich im weiteren Verlauf der Ermittlungen wieder bei ihr melden.
    Bosch wünschte ihr alles Gute, und dann gingen er und Chu. Bevor sie das Auto erreicht hatten, kam Irving nach draußen und rief ihnen nach.
    »Sie wollten einfach so gehen, ohne noch mit mir zu reden?«
    Bosch gab Chu die Autoschlüssel und bat ihn, den Wagen aus der Einfahrt zu fahren. Er wartete, bis er und Irving allein waren. Erst dann begann er zu sprechen.
    »Wir sollten vielleicht noch etwas klarstellen, Herr Stadtrat. Ich werde Sie über den Gang der Ermittlungen auf dem Laufenden halten, aber ich bin Ihnen gegenüber nicht weisungsgebunden. Das ist ein Unterschied. Hier handelt es sich um ein polizeiliches Ermittlungsverfahren, nicht um eine städtische Untersuchung. Sie waren mal Polizist, sind aber keiner mehr. Sie hören von mir, wenn ich etwas zu berichten habe.«
    Damit drehte er sich um und ging weiter in Richtung Straße.
    »Denken Sie dran«, rief ihm Irving hinterher. »Bis heute Abend möchte ich auf den neuesten Stand gebracht werden.«
    Bosch antwortete nicht. Er ging weiter, als hätte er nichts gehört.

[home]
    8
    B osch sagte Chu, er solle nach Panorama City fahren.
    »Wenn wir schon hier sind«, sagte er, »schauen wir doch mal bei Clayton Pell vorbei. Falls er da ist, wo er sein sollte.«
    »Hat der Irving-Fall nicht Vorrang?«, fragte Chu.
    »Schon.«
    Eine weitere Erklärung gab Bosch nicht ab. Chu nickte abwesend, denn ihn beschäftigte etwas anderes.
    »Wie sieht’s mit essen aus?«, fragte er. »Wir haben die Mittagspause durchgearbeitet, und langsam bekomme ich Hunger, Harry.«
    Bosch merkte, dass auch er hungrig war. Er sah auf die Uhr. Fast drei.
    »Das Resozialisierungszentrum ist ziemlich weit die Woodman rauf«, sagte er. »Dort gab es mal einen richtig guten Taco-Stand, der immer in der Woodman, Ecke Nordhoff war. Vor ein paar Jahren hatte ich mal einen Prozess im San Fernando Courthouse, und da haben mein Partner und ich jeden Tag an dem Stand zu Mittag gegessen. Ist zwar schon ein bisschen spät, aber wenn wir Glück haben, ist er noch da.«
    Chu war halber Vegetarier, mexikanischem Essen aber grundsätzlich nie abgeneigt.
    »Glaubst du, dort bekomme ich einen Bohnen-Burrito?«
    »Wahrscheinlich. Wenn nicht, haben sie Shrimp-Tacos. Hab ich dort zumindest schon mal gegessen.«
    »Hört sich schon mal nicht schlecht an.«
    Er trat aufs Gas.
    »War das Ignacio?«, fragte Chu nach einer Weile. »Der Partner, meine ich.«
    »Ja, Ignacio«, sagte Bosch.
    Bosch dachte an das Schicksal seines letzten Partners, der zwei Jahre zuvor bei dem Ermittlungsverfahren, bei dem Bosch Chu kennengelernt hatte, im Büro eines Supermarkts erschossen worden war. Den Rest der Fahrt blieben die zwei Partner still.
    Das Resozialisierungszentrum, in dem Clayton Pell untergebracht war, befand sich in Panorama City, einem großflächigen Viertel in der geographischen Mitte des San Fernando

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