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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Blick auf ihn werfen und ihn vielleicht in ein Gespräch verwickeln, aber möglichst so, dass der Sexualtäter nicht Lunte roch.
    »Das dürfte aber nicht ganz einfach werden«, sagte Chu, den Mund voll mit dem letzten Bissen Taco.
    »Ich habe da schon eine Idee.«
    Bosch erklärte ihm kurz seinen Plan, dann knüllte er die Alufolie und die Servietten zusammen und brachte sie zu der Mülltonne am Heck des Imbisswagens. Er stellte die Salsa-Flasche auf die Fensterablage und winkte dem Taquero zu.
    »Tacos grandes.«
    »Gracias.«
    Als er zum Auto zurückkam, saß Chu schon am Steuer. Sie wendeten und fuhren die Woodman hinunter. Boschs Handy summte, und er sah auf das Display. Es war eine Nummer aus der Polizeizentrale, aber er kannte sie nicht. Er ging dran. Es war Marshall Collins, der Leiter der Media-Relations-Abteilung.
    »Detective Bosch, noch kann ich die Presse in Schach halten, aber irgendetwas müssen wir heute über Irving rausrücken.«
    »Noch gibt es nichts rauszurücken.«
    »Haben Sie denn nicht wenigstens irgendwas für mich? Ich habe schon sechsundzwanzig Anrufe bekommen. Womit könnte ich sie abspeisen?«
    Bosch überlegte kurz, ob es eine Möglichkeit gäbe, die Medien für die Ermittlungen einzuspannen.
    »Sagen Sie ihnen einfach, die Todesursache ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Mr. Irving ist vom Balkon seines Zimmers im siebten Stock des Chateau Marmont gestürzt. Bisher steht noch nicht fest, ob es Selbstmord, Mord oder ein Unfall war. Jeder, der etwas über Mr. Irvings letzte Stunden im Hotel oder die Zeit davor weiß, soll sich an die Robbery-Homicide Division wenden. Und so weiter und so fort, Sie wissen doch, wie das gehandhabt wird.«
    »Bisher also noch kein Verdächtiger.«
    »Geben Sie das aber nicht raus. Es hieße, dass ich nach Verdächtigen suche. So weit sind wir aber noch nicht. Wir wissen nicht, was passiert ist, und wir müssen erst die Ergebnisse der Obduktion und der anderen Analysen abwarten.«
    »Okay, verstehe. Dann bekommen sie erst mal nur das.«
    Bosch steckte das Handy ein und schilderte Chu den Inhalt des Telefonats. Fünf Minuten später trafen sie vor den Buena Vista Apartments ein. Es war eine zweigeschossige, um einen Innenhof gruppierte Wohnanlage mit umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen am Eingang und zahlreichen Schildern, die jeden, der hier nichts zu suchen hatte, auf Abstand halten sollten. Nicht nur Vertreter und Zeitungsverkäufer, sondern auch Kinder waren unerwünscht. In einem am Tor befestigten Aushangkasten befand sich eine amtliche Bekanntmachung, dass in der Anlage auf Bewährung entlassene Sexualstraftäter untergebracht waren, die sich einer Therapie unterzogen. Das dicke Plastikfenster des Kastens war von zahlreichen Versuchen, es einzuschlagen oder mit Graffitis zu besprühen, zerkratzt und verunstaltet.
    Um den Klingelknopf zu betätigen, musste Bosch den Arm bis zum Ellbogen durch eine kleine Öffnung im Tor strecken. Nach einigem Warten meldete sich eine Frauenstimme.
    »Ja?«
    » LAPD . Wir müssen mit dem zuständigen Leiter sprechen.«
    »Die ist gerade nicht hier.«
    »Dann müssen wir wahrscheinlich mit Ihnen reden. Machen Sie auf.«
    Auf der anderen Seite des Tors war eine Kamera angebracht. Sie war so installiert, dass es schwierig gewesen wäre, sie zu zerstören. Bosch streckte seine Hand, diesmal mit seiner Dienstmarke, erneut durch die Öffnung und hielt sie hoch. Kurz darauf summte das Türschloss. Bosch und Chu drückten das Tor auf.
    Es öffnete sich auf einen tunnelartigen Gang, der in den zentralen Innenhof der Anlage führte. Als Bosch wieder ins Tageslicht hinaustrat, sah er mehrere Männer auf Stühlen im Kreis sitzen. Eine Beratungs- und Wiedereingliederungssitzung. Er hatte nie viel davon gehalten, Sexualtäter zu rehabilitieren. Er glaubte nicht, dass es eine andere Heilung gab als Kastration – lieber chirurgisch als medikamentös. Aber er war klug genug, solche Gedanken für sich zu behalten, je nachdem, in welcher Gesellschaft er sich befand.
    In der Hoffnung, Clayton Pell zu erkennen, ließ Bosch den Blick über den Kreis der Männer gleiten. Vergeblich. Einige saßen mit dem Rücken zum Eingang, andere waren weit vornübergebeugt und verbargen ihre Gesichter unter Baseballkappen oder hatten die Hände in nachdenklicher Pose an den Mund gelegt. Viele von ihnen musterten Bosch und Chu aufmerksam. Die Männer im Kreis erkannten sie vermutlich mühelos als Polizisten.
    Wenige Augenblicke später kam eine Frau

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