Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
deshalb haben Sie ihn erkannt, als Sie Sonntagabend einen Fahrgast zum Chateau Marmont gefahren haben.«
    »Genau. Ich habe sofort gesehen, das ist dieses Arschloch, das uns fertigmachen will.«
    »Nehmen Sie erst mal einen Schluck von Ihrer Coke.«
    Bosch wollte etwas den Schwung herausnehmen, um über alles nachdenken zu können. Während Rollins die Dose aufmachte und daraus trank, dachte Bosch über den nächsten Fragenkomplex nach. Es war schon einiges zur Sprache gekommen, womit er nicht gerechnet hatte.
    Rollins nahm einen langen Schluck und stellte die Dose ab.
    »Wann war Sonntagnacht Ihre Schicht zu Ende?«, fragte Bosch.
    »Gar nicht. Ich muss Doppelschichten fahren, weil meine Freundin demnächst ein Kind kriegt, und wir sind nicht versichert. Deshalb habe ich genau wie heute eine zweite Schicht drangehängt und bis Tagesanbruch durchgearbeitet. Das war dann Montag.«
    »Was hatten Sie in dieser Nacht an?«
    »Was soll diese Scheiße, Mann? Sie haben doch selbst gesagt, ich bin kein Verdächtiger.«
    »Sind Sie auch nicht, solange Sie unsere Fragen beantworten. Was hatten Sie an, Hooch?«
    »Das Übliche. Ein Tommy-Bahama-Hemd und meine Cargohose. Wenn Sie sechzehn Stunden am Stück im Auto sitzen, mögen Sie’s auch bequem.«
    »Welche Farbe hatte das Hemd?«
    Er deutete auf seine Brust.
    »Das ist das Hemd.«
    Es war knallgelb, bedruckt mit Surfbrettern. Eines war Bosch bereits klar. Es war eine Tommy-Bahama-Kopie, kein echtes. Aber davon abgesehen, schien es ihm sehr unwahrscheinlich, dass jemand das Hemd für grau gehalten haben könnte. Wenn Rollins sich nicht umgezogen hatte, war er nicht der Mann, der auf der Feuerleiter beobachtet worden war.
    »Und wem haben Sie erzählt, dass Sie Irving vor dem Hotel gesehen haben?«, fragte Bosch.
    »Niemand.«
    »Wirklich nicht, Hooch? Sie werden doch jetzt nicht anfangen, uns zu belügen. Das würde es uns schwer machen, Sie laufenzulassen.«
    »Nein wirklich. Niemand, Mann.«
    Der plötzlich ausbleibende Blickkontakt verriet Bosch, dass Rollins log.
    »Das ist aber schade, Hooch. Eigentlich dachte ich, Sie wären schlau genug, um sich darüber im Klaren zu sein, dass wir Ihnen keine Frage stellen, auf die wir die Antwort nicht schon wissen.«
    Bosch stand auf. Er fasste unter seine Jacke und zog die Handschellen vom Gürtel.
    »Nur dem Schichtleiter hab ich es erzählt«, sagte Rollins rasch. »Ganz beiläufig. Über Funk. So in dem Stil: Rat mal, wen ich gerade gesehen habe. Mehr nicht.«
    »Aha. Und hat er erraten, dass es Irving war?«
    »Nein, ich musste es ihm sagen. Aber das war auch schon alles.«
    »Wollte Ihr Schichtleiter wissen, wo Sie Irving gerade gesehen hatten?«
    »Nein, das hat er gewusst, weil ich ihm gerade meine Position durchgegeben hatte. Er hat gewusst, wo ich war.«
    »Was haben Sie ihm sonst noch erzählt?«
    »Das war alles. Nichts weiter, nur was man eben so redet.«
    Bosch wartete, ob sonst noch etwas käme. Rollins blieb still und starrte die ganze Zeit auf die Handschellen in Boschs Hand.
    »Okay, Hooch, wie heißt der Schichtleiter, der Sonntagnacht Dienst hatte?«
    »Mark McQuillen. Er sitzt immer nachts am Stick.«
    »Am Stick?«
    »Er ist der Disponent. Dass er am Stick sitzt, sagen wir, weil er früher ein Mikro auf dem Schreibtisch stehen hatte. Den Stick. Er soll übrigens mal bei der Polizei gewesen sein.«
    Bosch sah Rollins lange an, während er den Namen McQuillen in das Bild einfügte. Rollins hatte recht. McQuillen war ein ehemaliger Polizist. Und wieder hatte Bosch ein Gefühl, das er vor kurzem schon einmal gehabt hatte: dass sich plötzlich alle Einzelteile zu einem Gesamtbild zusammenfügten. Nur dass sie sich jetzt nicht mehr allmählich ineinanderfügten, sondern blitzartig zusammenschossen. Mark McQuillen war ein Name aus der Vergangenheit. Aus der von Bosch und aus der des LAPD .
    Bosch riss sich von seinen Gedanken los und sah wieder Rollins an.
    »Was hat McQuillen gesagt, als Sie ihm erzählt haben, dass Sie Irving gesehen haben?«
    »Nichts. Ich glaube, er hat gefragt, ob er sich im Hotel ein Zimmer genommen hat.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Dass ich glaube, ja. Ich meine, er hat sein Auto in der Garage abgegeben. Und die Garage des Chateau ist ziemlich klein; deshalb lassen sie dort nur Hotelgäste parken. Wenn man nur in die Bar will oder sonst was, muss man es weiter weg abstellen.«
    Bosch nickte. In diesem Punkt hatte Rollins recht.
    »Okay, wir bringen Sie jetzt wieder zurück, Hooch.

Weitere Kostenlose Bücher