Der Widersacher
Wenn Sie irgendjemand erzählen, worüber wir hier gesprochen haben, werde ich es erfahren. Und ich kann Ihnen versprechen, wenn das der Fall sein sollte, wird das ziemlich unangenehme Folgen für Sie haben.«
Rollins hob kapitulierend die Hände.
»Machen Sie sich da mal keine Sorgen.«
[home]
19
N achdem sie Rollins bei B&W abgesetzt hatten, fuhren sie zum PAB nach Downtown zurück.
»McQuillen also«, sagte Chu, wie Bosch erwartet hatte. »Wer ist das? Ich habe genau gemerkt, der Name sagt dir was.«
»Ein Ex-Cop. Wie Hooch gesagt hat.«
»Aber du kennst ihn? Oder kanntest ihn?«
»Vom Hörensagen. Nicht persönlich.«
»Und was ist mit ihm?«
»Er war ein Cop, der geopfert wurde, um die Götter zu besänftigen. Er wurde entlassen, weil er alles genauso gemacht hat, wie es ihm beigebracht wurde.«
»Hör doch endlich auf, lange rumzureden, Harry. Was ist Sache?«
»Sache ist, dass ich in den zehnten Stock hochfahren und mit jemand reden muss.«
»Mit dem Chief?«
»Nein, nicht mit dem Chief.«
»Das ist also wieder mal einer dieser Fälle, wo du deinem Partner erst erzählst, was los ist, wenn dir danach ist.«
Bosch antwortete nicht. Er dachte nach.
»
Harry!
Ich rede mit dir.«
»Chu, wenn wir zurück sind, möchte ich, dass du in der Datenbank für Spitznamen nach jemandem suchst.«
»Und nach wem?«
»Jemand, der vor zwanzig Jahren irgendwo in der Ecke North Hollywood und Burbank unter dem Namen Chill bekannt war.«
»Willst du mich hier verarschen oder was? Redest du hier jetzt von dem anderen Fall?«
»Ich möchte, dass du diesen Typen ausfindig machst. Seine Initialen sind C.H., und er wurde von allen Chill genannt. Das muss eine Abwandlung seines Vornamens sein.«
Chu schüttelte den Kopf. »Also langsam reicht’s mir echt, Mann. Ich kann so nicht arbeiten. Wenn das hier vorbei ist, gehe ich zu Lieutenant Duvall.«
Bosch nickte nur. »›Wenn das hier vorbei ist?‹ Heißt das, die Spitznamensuche machst du noch?«
Bosch rief Kiz Rider nicht vorher an. Er fuhr direkt mit dem Lift in den zehnten Stock und betrat das Stabsbüro des Polizeichefs ohne Einladung oder Termin. Er wurde von Zwillingsschreibtischen mit Zwillingsadjutanten dahinter empfangen. Er ging zum linken.
»Detective Harry Bosch. Ich muss dringend Lieutenant Rider sprechen.«
Der Adjutant war ein junger Officer in einer properen Uniform mit dem Namen Rivera auf seinem Namensschild. Er nahm ein Klemmbrett von seinem Schreibtisch und studierte es kurz.
»Hier steht aber nichts. Erwartet Lieutenant Rider Sie? Sie ist gerade in einer Besprechung.«
»Ja.«
Rivera schien über die Antwort überrascht. Er schaute noch einmal auf das Klemmbrett.
»Nehmen Sie doch erst mal Platz, Detective, dann sehe ich nach, ob sie Zeit hat.«
»Tun Sie das.«
Rivera rührte sich nicht. Er wartete darauf, dass Bosch sich von seinem Schreibtisch entfernte. Bosch ging zu ein paar Stühlen, die an den Fenstern standen, die sich auf das Civic Center öffneten – der markante Turm der City Hall nahm fast die ganze Aussicht ein. Aber er blieb stehen. Erst als er sich weit genug vom Schreibtisch entfernt hatte, griff Rivera nach dem Telefon und wählte. Sobald er mit der Person am anderen Ende zu sprechen begann, krümmte er die Hand um das Mundstück. Wenig später legte er auf, ohne auch nur einen kurzen Blick in Boschs Richtung zu werfen.
Bosch drehte sich zum Fenster und blickte nach unten. Auf der Treppe der City Hall hatte ein Fernsehteam eine Kamera aufgebaut, um auf den Kommentar eines Politikers zu warten, der irgendetwas zu verkünden hatte. Bosch fragte sich, ob es Irving wäre, der nach draußen kommen und die Marmortreppe hinuntersteigen würde.
»Harry?«
Er drehte sich um. Es war Rider.
»Komm mit.«
Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte diesen Satz nicht gesagt. Aber er folgte ihr, als sie sich umdrehte und durch die Flügeltür ging, die auf den Gang hinausführte. Sobald sie allein waren, drehte sie sich zu ihm um.
»Was gibt’s? Ich habe Leute in meinem Büro.«
»Wir müssen reden. Sofort.«
»Dann rede.«
»Nein, nicht hier, nicht so. Es tut sich was. Es geht in die Richtung, vor der ich dich gewarnt habe. Der Chief sollte es wissen. Wer ist bei dir im Büro? Etwa Irving?«
»Nein. Jetzt sei doch nicht gleich so paranoid.«
»Warum müssen wir dann hier draußen reden?«
»Weil in meinem Büro Leute sind, und weil
du
derjenige bist, der auf strengste Vertraulichkeit gedrungen hat. Wenn du dich
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