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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch zehn Minuten gedulden kannst, könnten wir uns bei Charlie Chaplin treffen.«
    Bosch ging zum Lift und drückte den Rufknopf. Es gab nur einen für den Weg nach unten.
    »Bis gleich.«
    Das Bradbury Building war nur eine Straße weiter. Bosch betrat es durch den Seiteneingang in der Third Street. In dem schlecht beleuchteten Treppenhaus war eine Bank, und daneben stand eine Skulptur von Charlie Chaplin in seiner Paraderolle als Tramp. Bosch setzte sich im Halbdunkel neben Charlie und wartete. Das Bradbury war das älteste und schönste Haus in ganz Downtown, und es beherbergte sowohl Firmen als auch LAPD -Räumlichkeiten, darunter die Verhandlungszimmer des Rechtsausschusses, die von der Dienstaufsicht verwendet wurden. Es war ein ungewöhnlicher Ort für ein geheimes Treffen, aber Bosch und Rider hatten ihn auch früher immer verwendet. Sobald Kiz gesagt hatte, treffen wir uns bei Charlie Chaplin, waren keine weiteren Erklärungen mehr nötig gewesen.
    Statt nach den ursprünglich vereinbarten zehn Minuten war Rider auch nach fast zwanzig Minuten noch nicht da, aber das machte Bosch nichts. Er nutzte das Warten, um sich die Geschichte zurechtzulegen, die er ihr erzählen wollte. Sie war kompliziert und noch im Entstehen begriffen, vorläufig und provisorisch.
    Er war sie gerade noch einmal für sich selbst durchgegangen, als er das Vibrieren einer eingehenden SMS spürte. Halb rechnete er damit, Rider würde das Treffen absagen, als er das Handy aus der Tasche zog. Aber die SMS war von seiner Tochter.
    Dad: Abendessen und Hausaufgaben bei Ash. Ihre Mom macht Suuuuperpizza. K?
    Er bekam ein schlechtes Gewissen, weil ihm die Nachricht so gut in den Kram passte. Wenn seine Tochter am Abend untergebracht war, hatte er mehr Zeit für seine Fälle. Außerdem hieß es, dass er wieder bei Hannah Stone vorbeischauen konnte, wenn er sich einen plausiblen ermittlungstechnischen Grund einfallen ließ. Er simste seiner Tochter sein Einverständnis, schrieb aber auch, dass sie bis zehn zu Hause sein müsste. Und dass sie ihn anrufen sollte, wenn er sie abholen musste.
    Bosch steckte gerade das Handy ein, als Rider hereinkam. Sie hielt kurz inne, damit ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten, dann setzte sie sich neben ihn.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hi«, sagte er.
    Er wartete kurz, damit sie es sich bequem machen könnte, aber sie kam sofort zur Sache.
    »Und?«
    »Bist du bereit?«
    »Klar. Bin ich. Schieß los mit deiner Geschichte.«
    »Also, sie geht folgendermaßen. George Irving hat eine Beratungsfirma, die in Wirklichkeit eine Beeinflussungsfirma ist. Er macht seinen Einfluss zu Geld, seine Beziehungen zu seinem Vater und zu der Stadtratsfraktion, der sein Vater angehört. Er …«
    »Hast du dafür schriftliche Beweise?«
    »Im Moment ist es nur eine Geschichte, Kiz, und es sind nur du und ich hier. Lass sie mich erst zu Ende erzählen. Fragen kannst du mir stellen, wenn ich fertig bin.«
    »Okay.«
    Die Tür zur Third Street ging auf, und ein Polizist in Uniform kam herein, nahm seine Sonnenbrille ab und schaute sich, zunächst blind, um, bevor sein Blick auf Bosch und Rider fiel, die er sofort richtig als Cops einstufte.
    »Bin ich hier richtig in der Verwaltung?«, fragte er.
    Rider nickte. »Im zweiten Stock.«
    »Danke.«
    »Viel Glück.«
    »Das kann ich brauchen.«
    Bosch wartete, bis der Polizist um die Ecke zum Hauptfoyer gebogen war, wo sich die Aufzüge befanden.
    »Okay. George Irving verkauft also Einfluss beim Stadtrat und damit auch bei den Ausschüssen, die der Stadtrat einsetzt. In manchen Fällen reichen seine Möglichkeiten sogar noch weiter. Er kann ein ganzes Spiel zum Kippen bringen.«
    »Das verstehe ich nicht. Wie denn?«
    »Weißt du, wie in Los Angeles Taxilizenzen vergeben werden?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Nach geographischen Zonen und immer nur für zwei Jahre. Man muss also alle zwei Jahre einen neuen Antrag stellen.«
    »Aha.«
    »Nun weiß ich zwar nicht, ob George Irving diese Leute von sich aus anhaut oder ob sie zu ihm kommen, aber es gibt in South L.A. einen Lizenzinhaber namens Regent Taxi, und diese Leute haben George Irving angeheuert, damit er ihnen hilft, eine profitablere Lizenz oben in Hollywood zu bekommen, wo es viele hochklassige Hotels und Touristen gibt und wo wesentlich mehr Geld zu verdienen ist. Diese Lizenz hält gegenwärtig Black&White Taxi.«
    »Ich glaube, ich weiß, worauf das hinausläuft. Aber wäre dabei denn nicht sofort ersichtlich, dass für

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