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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Zwecke. Aber wie kam man wohl an Wirtskörper heran? Sie wuchsen schließlich nicht auf Bäumen und ausgraben konnte man sie auch nicht. Also holte man sie sich von den Leuten selbst. Die meisten hatten es jedoch gar nicht gern, ihren Körper so einfach herzugeben; ohne Körper war das Leben schließlich ziemlich sinnlos. Wie deckte man also dann den Bedarf?
    Ganz einfach. Man suchte sich irgendeinen Blödmann, pumpte ihn mit Drogen voll, versteckte ihn, entfernte seinen Geist und nahm sich dann den Körper.

    Es war ein interessanter Gedankengang, aber Blaine konnte ihn nicht länger verfolgen. Es sah so aus, als habe sich sein Kopf nun doch dazu entschlossen, zu explodieren.

    Später ließ der Kater nach. Blaine setzte sich auf und erblickte ein Sandwich, das neben ihm auf einem Pappteller lag, daneben stand ein Becher mit irgendeiner dunklen Flüssigkeit.
    »Man kann es ruhig essen«, sagte der Mann. »Für uns wird ganz gut gesorgt. Ich hab mal gehört, dass der Schwarzmarktpreis für einen Körper an die viertausend Dollar betragen soll.«
    »Schwarzmarkt?«
    »Mann, was ist denn los mit dir? Aufwachen! Du weißt doch, dass es einen Schwarzmarkt für Körper gibt, genauso wie es auch einen freien Markt für Körper gibt.«
    Blaine nippte an der dunklen Flüssigkeit, die sich als Kaffee herausstellte. Der Mann stellte sich als Ray Melhill vor, zuständig für die Flusstechnik des Raumschiffes Bremen. Er war ungefähr so alt wie Blaine, ein gedrungener, rotköpfiger Mann mit Stupsnase und leicht vorstehenden Zähnen. Selbst in dieser misslichen Lage war er noch gut aufgelegt und selbstbewusst – das unzerstörbare Selbstvertrauen eines Mannes, der stets in allerletzter Sekunde noch davonkommt. Seine sommersprossige Haut war sehr blass bis auf einen kleinen roten Fleck am Hals, eine alte Strahlungsverbrennung.
    »Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen«, sagte Melhill. »Aber wir waren schon drei Monate auf der Asteroidenstrecke im Transit und ich wollte einfach mal wieder auf den Putz hauen. Wenn ich bei den Jungs geblieben wäre, dann wäre nichts passiert, aber wir haben uns aus den Augen verloren. Also landete ich in einer besseren
Hundehütte bei der schmierigen Miranda. Sie hat meinen Drink gezwiebelt, und da bin ich hier aufgewacht!«
    Melhill lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück. »Ausgerechnet mir musste das passieren! Wo ich den Jungs immer gesagt habe, sie sollten bloß aufpassen! Jungs, habe ich zu ihnen gesagt, immer bei der Gruppe bleiben. Weißt du, es macht mir eigentlich nicht viel aus, sterben zu müssen. Aber wenn ich daran denke, dass diese Bastarde meinen Körper irgend so einem dreckigen, versoffenen alten Fettsack geben, nur damit er noch fünfzig Jahre hier rumgurken kann, dann krieg ich die Krätze. So ein fetter alter Schmierlappen in meinem Körper. Verdammt nochmal!«
    Blaine nickte trübsinnig.
    »Na ja, das ist also meine Leidensgeschichte«, sagte Melhill und wurde nun wieder etwas fröhlicher. »Und wie war das bei dir?«
    »Meine Geschichte ist ziemlich lang«, sagte Blaine, »und manchmal klingt sie auch ein bisschen verrückt. Willst du sie ganz hören?«
    »Klar. Haben ja’ne Menge Zeit. Will ich jedenfalls hoffen.«
    »Okay. Sie fängt im Jahre 1958 an. Moment, unterbrich mich nicht! Ich fuhr in meinem Wagen …«

    Als er fertig war, lehnte Blaine sich gegen die gepolsterte Wand und atmete tief durch. »Glaubst du mir?«, fragte er.
    »Warum nicht? Zeitreisen sind doch nichts Neues. Sind nur illegal und teuer. Und diese Macker von Rex sind zu allem fähig.«
    »Die Frauen auch«, sagte Blaine und Melhill grinste.
    Eine Weile lang saßen sie in kameradschaftlichem Schweigen nebeneinander. Dann fragte Blaine: »Also wird man uns als Wirtskörper benutzen?«

    »So sieht’s aus.«
    »Und wann?«
    »Sobald hier ein Kunde aufkreuzt. Soweit ich das einschätzen kann, bin ich schon eine Woche hier. Man kann jeden von uns in der nächsten Minute rausholen. Es kann aber noch eine Woche oder zwei dauern.«
    »Und die löschen einfach unseren Geist aus?«
    Melhill nickte.
    »Aber das ist doch Mord!«
    »Kann man wohl sagen«, stimmte Melhill ihm zu. »Aber noch ist es nicht passiert. Vielleicht machen die Bullen eine Razzia.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Ich auch. Hast du eine Jenseitsversicherung? Vielleicht lebst du ja nach deinem Tod weiter.«
    »Ich bin Atheist«, sagte Blaine. »Ich glaube nicht an solchen Kram.«
    »Ich bin auch einer. Aber das

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