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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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vollständig tot.«
    Blaine sagte: »Deshalb ist Houdini also nicht zurückgekommen.«
    »Er und die meisten anderen. Ganz genau. Jedenfalls haben ziemlich viele Leute ziemlich angestrengt nachgedacht und damit waren die Verrückten Jahre zu Ende. Das Vanning-Institut arbeitete weiter. Yoga und so’n Zeugs wurden untersucht, aber auf wissenschaftlicher Grundlage. Einige von diesen östlichen Religionen hatten wirklich Recht, weißt du. Den Geist stärken. Das ist es, was das Institut wollte; eine Methode, das Energienetz so zu stärken, dass es den Todesvorgang überleben konnte.«
    »Und? Haben sie eine Methode gefunden?«
    »Haufenweise. Das war dann die Zeit, als sie sich in Jenseits-Corporation umbenannten.«
    Blaine nickte. »Ich bin vorhin an ihrem Gebäude vorbeigekommen. Aber warte mal! He! Du hast doch gesagt, dass sie das Problem der Geistesstärkung gelöst haben.
Aber dann stirbt doch niemand mehr! Dann überlebt jeder den Tod!«
    Melhill grinste sardonisch. »Sei kein Dummkopf, Tom. Glaubst du denn, sie würden das Resultat einfach so weitergeben? Von wegen! Das ist eine komplizierte elektrochemische Behandlung, mein Freund, und die kostet. Die kostet verdammt viel.«
    »Also kommen nur die Reichen in den Himmel«, sagte Blaine.
    »Was dachtest du denn? Da kann man doch nicht jeden reinlassen!«
    »Natürlich«, sagte Blaine, »natürlich. Aber gibt es denn keine anderen Methoden, andere geistesstärkende Disziplinen? Was ist denn mit Yoga? Und mit Zen?«
    »Das funktioniert«, sagte Melhill. »Es gibt mindestens zwei Dutzend von der Regierung geprüfte und anerkannte Heimlehrgänge zum Überleben. Das Problem ist nur, dass man gut zwanzig Jahre hart arbeiten muss, bis man sie beherrscht. Das ist nichts für den Durchschnittsmenschen. Nein, ohne Maschinen, die einem helfen, ist man tot.«
    »Und die Maschinen hat nur die Jenseits-Corporation?«
    »Es gibt noch ein oder zwei andere Firmen, die Akademie für das Leben nach dem Tod und die Himmel GmbH, aber die Preise sind in etwa gleich. Die Regierung ist dabei, ein Überlebensversicherungsprogramm einzuführen, aber das hilft uns auch nicht weiter.«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Blaine. Einen Augenblick lang hatte die erschütternde Verwirklichung eines Traums vor seinen Augen gestanden: eine Befreiung von der Todesangst; die begründete Gewissheit, dass es nach dem Absterben des Körpers ein Weiterbestehen und eine Existenz gibt; das Wissen um einen ununterbrochenen Wachstumsund Selbstverwirklichungsfortschritt, ein Erreichen der eigenen, weitgesteckten Grenzen – nicht die einengenden
Beschränkungen der gebrechlichen leiblichen Hülle, die Vererbung und Schicksal den Lebewesen auferlegt hatte.
    Aber es sollte nicht sein. Der Wunsch seines Geistes, sich auszudehnen, wurde brutal und endgültig gebremst, zum Stehen gebracht. Auf immer und ewig würden die Verheißungen des Morgen nicht im Heute zu verwirklichen sein.
    »Und was ist mit der Reinkarnation und den Wirtskörpern?«, fragte er.
    »Das solltest du doch wissen«, meinte Melhill. »Sie haben dich ja reinkarniert und in einen Wirt eingepflanzt. Ein Geistaustausch ist nicht weiter kompliziert, wie dir die Transplantationsoperateure fröhlich versichern werden. Aber die Transplantation ist nur eine vorläufige Besetzung und beinhaltet nicht die völlige ›Enthebung‹ des ursprünglichen Geistes. Wirtskörper sind für immer gedacht. Zunächst einmal muss der ursprüngliche Geist vollkommen entfernt werden. Zum Zweiten ist es ein für den Geist ziemlich gefährliches Spiel, in einen Wirtskörper eindringen zu wollen. Manchmal gelingt es ihm nicht und er zerbricht dabei. Wenn eine Reinkarnierung misslingt, dann nutzt einem das Jenseitstraining auch nichts mehr. Wenn es dem Geist nicht gelingt, in den Wirt einzudringen, dann – paff!«
    Blaine nickte. Jetzt war ihm klar, warum Marie Thorne es für besser gehalten hatte, wenn Reilly starb. Ihr Ratschlag war ganz in Reillys ureigenem Interesse gewesen.
    Er fragte: »Warum versucht denn ein Mensch mit einer Jenseitsversicherung dann eine Reinkarnation?«
    »Weil manche alten Knacker Angst vor dem Sterben haben«, erwiderte Melhill. »Sie fürchten sich vor dem Jenseits, haben einen Horror vor diesem ganzen Geisteszeugs. Sie wollen hier auf der Erde bleiben, wo sie sich auskennen und wissen, was gespielt wird. Also kaufen sie sich
legal einen Körper auf dem freien Markt, sofern sie einen finden. Wenn nicht, dann kaufen sie eben einen Körper auf

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