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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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dem Schwarzmarkt. Einen von unseren Körpern, mein Freund!«
    »Die Körper auf dem freien Markt werden dann also freiwillig angeboten, ja?«
    Melhill nickte.
    »Aber wer verkauft denn seinen Körper?«
    »Natürlich jemand, der sehr arm ist. Das Gesetz schreibt eigentlich vor, dass er als Gegenleistung dafür eine Jenseitsversicherung bekommen müsste. In der Praxis sieht es jedoch so aus, dass er nimmt, was er kriegt.«
    »Dann muss er doch verrückt sein!«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Melhill. »Die Welt ist heutzutage – wie schon seit Anbeginn – voll von gescheiterten, kranken, verseuchten und verhungernden Menschen. Und alle haben eine Familie. Nimm doch mal an, dass jemand für seine Kinder Nahrungsmittel kaufen muss. Sein Körper ist alles, was er verkaufen kann, sein einziger wertvoller Besitz. Damals, zu deiner Zeit, hatte er überhaupt nichts, was er verkaufen konnte.«
    »Mag sein«, sagte Blaine. »Aber ich werde meinen Körper niemals verkaufen, egal, wie schlimm sich die Sache entwickeln mag!«
    Melhill lachte gutmütig: »Bist’n zäher Bursche! Aber Tom, was machst du, wenn sie ihn dir einfach so wegnehmen?«
    Darauf wusste Blaine keine Antwort.

7
    Die Zeit verstrich langsam in der Zelle. Blaine und Melhill bekamen Bücher und Zeitschriften. Sie bekamen oft und gut zu essen und zu trinken, aus Pappbechern und von Papptellern. Man wachte sorgfältig über ihr körperliches Wohl, denn ihren enorm marktfähigen Körpern durfte nichts zustoßen.
    Man ließ sie zusammen, damit sie Gesellschaft hatten. Menschen in Einzelzellen werden manchmal wahnsinnig und Wahnsinn kann wertvolle Gehirnzellen beschädigen. Man erlaubte ihnen sogar, draußen Sport zu treiben, unter scharfer Bewachung, versteht sich, damit sie sich nicht langweilten und ihre Körper für ihre zukünftigen Besitzer fit blieben.
    Blaine entwickelte langsam eine immer größer werdende Zuneigung für den kräftigen, grobschlächtigen muskulösen Körper, den er erst seit so kurzer Zeit bewohnte und von dem er schon so bald getrennt werden würde. Es war wirklich ein ausgezeichneter Körper, dachte er, ein Körper, auf den man stolz sein konnte. Zugegeben, besonders grazil war er nicht, aber man konnte Grazie auch überbewerten. Er nahm an, dass der Körper dafür, sozusagen zum Ausgleich, nicht so anfällig für Heuschnupfen war wie der, in dem er früher gesteckt hatte; und seine Zähne waren auch völlig in Ordnung.
    Abgesehen von der Frage nach der Sterblichkeit überhaupt war es immerhin, alles in allem betrachtet, ein Körper, den man nicht leichtfertig aufgeben wollte.

    Eines Tages öffnete sich ein Teil der gepolsterten Wand, kurz nachdem sie gegessen hatten.
    Von Stahlgitterstäben geschützt, blickte Carl Orc in die Zelle.

    »Hallöchen«, sagte Orc, groß und hager, offenen Blicks und in seiner Stadtkleidung linkisch wirkend, »wie geht’s meinem Freund aus Brasilien?«
    »Sie Bastard!«, sagte Blaine, der bedauernd spürte, wie unangemessen Worte sein konnten.
    »Immer mit der Ruhe!«, sagte Orc. »Bekommt ihr Jungs auch genug zu futtern?«
    »Sie und Ihre Ranch in Arizona!«
    »Ich habe dort tatsächlich eine gepachtet«, sagte Orc. »Eines Tages werde ich mich dorthin zurückziehen und Sandpflanzen anbauen. Ich schätze, dass ich wahrscheinlich mehr über Arizona weiß als mancher Einheimische. Aber eine Ranch kostet Geld und Jenseitsversicherungen kosten auch Geld. Man tut eben, was man kann.«
    »Ein Aasgeier tut auch, was er kann«, meinte Blaine.
    Orc seufzte tief. »Na ja, es ist eben ein Geschäft und auch nicht viel schlechter als manch andere Sachen, die ich mir vorstellen könnte, wenn ich mal ernsthaft darüber nachdenken würde. Ist eine schlimme Welt, in der wir hier leben. Wahrscheinlich wird mir das alles einmal leidtun, wenn ich auf der Veranda meiner kleinen Wüstenranch sitze.«
    »Da werden Sie nie hinkommen!«, versicherte Blaine.
    »Ach nein?«
    »Nein. Eines Tages wird irgendein Typ merken, wie Sie ihm seinen Drink ›würzen‹. Sie werden in der Gosse enden, Orc, mit eingeschlagenem Schädel. Und das war’s dann auch schon.«
    »Nur für meinen Körper«, berichtigte Orc ihn. »Meine Seele wird in das süße Leben im Jenseits weiterwandern. Ich hab meinen Beitrag bezahlt, mein Guter, und mein nächstes Zuhause ist der Himmel!«
    »Den verdienen Sie nicht!«
    Orc grinste und selbst Melhill konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Orc sagte: »Mein armer brasilianischer
Freund, es geht doch

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