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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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alte Arzt erschöpft.

    Die Direktoren gaben den Weg frei. Der Zombie ging ans Ende der Bühne, schritt die Stufen hinab und kam zu Blaine herüber.
    »Ich kenne dich!«, sagte er.
    »Was? Was wollen Sie?«, fragte Blaine nervös.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte der Zombie und starrte ihn konzentriert an. »Wie heißt du?«
    »Tom Blaine.«
    Der Zombie schüttelte den Kopf. »Sagt mir nichts. Aber ich werde mich schon noch dran erinnern. Du bist es schon, das stimmt schon. Irgendwas … Mein Körper stirbt, nicht wahr? Schade. Ich werde mich dran erinnern, bevor er tot ist. Du und ich, weißt du, wir waren zusammen. Blaine, erinnerst du dich nicht mehr an mich?«
    »Nein!«, schrie Blaine und zuckte vor der Vorstellung zurück, dass es zwischen ihm und diesem sterbenden Ding eine wichtige Beziehung geben sollte. Das konnte einfach nicht sein! Auf welches gemeinsame Geheimnis spielte dieser Leichendieb da an, dieser schmutzige Usurpator? Welche dunkle Intimität deutete er da an, welches gemeinsame Wissen, das nur von ihm und Blaine geteilt werden würde, wie eine Brotrinde, die man in der Gosse fand?
    Keine einzige, sagte Blaine zu sich selbst. Er kannte sich selbst, wusste, wer er war, was er gewesen war. Nichts Derartiges hatte das Recht, sich zu erheben und ihn … Diese Kreatur musste verrückt sein oder sich irren.
    »Wer sind Sie?«, fragte Blaine.
    »Ich weiß es nicht!« Der Zombie warf seine Hände in die Luft wie ein Mann, der sich aus dem Netzt befreien will, in dem er gefangen ist. Und Blaine spürte, was dieser Geist fühlen musste, verwirrt, desorientiert, namenlos, mit dem Willen zu leben und eingekerkert in der fleischlichen, sterbenden Umarmung eines Zombiekörpers.

    »Ich werde dich wieder aufsuchen«, sagte der Zombie zu Blaine. »Du bist wichtig für mich. Ich werde dich wieder treffen und mich an alles über dich und mich erinnern.«
    Der Zombie wandte sich um und schritt vom Podest hinunter und aus dem Theatersaal hinaus. Blaine starrte ihm noch nach, als er plötzlich ein Gewicht an seiner Schulter spürte.
    Marie Thorne war ohnmächtig geworden. Es war die weiblichste Reaktion, die er bisher bei ihr erlebt hatte.

11
    An der Reinkarnierungsmaschine diskutierten der Cheftechniker und der bärtige Arzt miteinander, respektvoll von ihren Gehilfen umringt. Die Auseinandersetzung wurde im Fachjargon geführt, doch Blaine konnte heraushören, dass sie versuchten, die Ursache für den Misserfolg der Reinkarnation herauszufinden. Jeder schien der Meinung zu sein, dass der Hauptfehler bei dem anderen liege.
    Der alte Doktor beharrte darauf, dass die Maschine falsch eingestellt gewesen oder dass ein plötzlicher, nichtkompensierter Energieabfall eingetreten sein musste. Der Cheftechniker schwor, dass die Maschine perfekt sei. Er war der Überzeugung, dass Reilly dem anstrengenden Versuch körperlich nicht gewachsen gewesen sei.
    Niemand wollte auch nur um ein Jota von seinem Standpunkt abweichen. Aber da sie vernünftige Menschen waren, kamen sie bald zu einer Kompromisslösung. Der Fehler, so einigten sie sich, lag bei dem namenlosen Geist, der Reilly beim Eintrittsversuch in den Körper von Fitzsimmons bekämpft und ihn schließlich ausgebootet hatte.

    »Aber wer ist das?«, fragte der Cheftechniker. »Meinen Sie, dass es ein Gespenst war?«
    »Möglicherweise«, sagte der Arzt, »obwohl es verdammt selten ist, dass Gespenster in lebende Körper eindringen. Aber er hat verrückt genug geredet, um ein Gespenst sein zu können.«
    »Wer immer es auch gewesen sein mag«, sagte der Cheftechniker, »den Wirt hat er jedenfalls zu spät übernommen. Der Körper war definitiv zomboid. Na ja, jedenfalls kann man niemanden dafür verantwortlich machen.«
    »Genau«, sagte der Doktor. »Ich werde die eindeutige Intaktheit des Geräts bescheinigen.«
    »Ein fairer Vorschlag«, antwortete der Cheftechniker. »Und ich werde die eindeutige körperliche Eignung des Patienten bescheinigen.«
    Sie wechselten einen Blick innigen Verständnisses.
    Die Direktoren hielten mittlerweile eine eigene Konferenz ab und versuchten, die kurzfristigen Auswirkungen abzuschätzen, die das Geschehen auf die personelle Struktur der Firma haben würde, überlegten, wie man die Erklärung publik machen konnte und ob man der Belegschaft von Rex einen freien Tag gewähren sollte, um den Palast des Todes der Familie Reilly zu besuchen.
    Der Körper des alten Reilly lag zusammengesunken in seinem Sessel und wurde langsam steif, in

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