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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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gebracht, wo die Jäger sich versammelt hatten, Kaffee tranken und ihre Waffen ein letztes Mal putzten und prüften. Das Licht blitzte an dem Breitschwert aus Blaustahl und der silbrigen Streitaxt auf, flackerte über die polierte Speerspitze und glitzerte frostig von den diamantenförmigen Spitzen des Streitkolbens und des Siebensterns. Auf den ersten Blick meinte Blaine, dass es aussehe wie eine Szene aus dem Mittelalter. Doch als er noch einmal darüber nachdachte, kam er zu der Überzeugung, dass es eher wie eine Kinoszene wirkte.
    »Hol dir’n Stuhl, Kamerad!«, rief der Mann mit der Axt. »Willkommen in der Barmherzigen Schutzgemeinschaft der Schlächter, Schlachthofmänner und Freistreunenden Killer! Ich bin Sammy Jones, der beste Axtkämpfer Amerikas und wahrscheinlich auch noch Europas.«
    Blaine setzte sich und wurde den anderen Jägern vorgestellt. Es war etwa ein halbes Dutzend verschiedener Nationalitäten darunter, aber alle sprachen Englisch miteinander.
    Sammy Jones war ein gedrungener, schwarzhaariger Mann mit Stierschultern, der ausgebleichte, geflickte Khakikleidung trug und auf seinem rissigen Gesicht alte Jagdnarben hatte.
    »Erste Jagd«, folgerte er, als er Blaines sorgfältig gebügelte Khakikleidung erblickte.
    Blaine nickte, holte das Gewehr aus dem Plastiksack und befestigte das Bajonett daran. Er überprüfte den Einrastmechanismus,
verkürzte den Gewehrriemen und entfernte das Bajonett wieder.
    »Kannst du das Ding denn wirklich benutzen?«, fragte Jones.
    »Klar«, sagte Blaine mit mehr Zuversicht, als er wirklich hatte.
    »Wollen’s hoffen. Burschen wie Hull haben einen Riecher für schwache Schwestern. Sie versuchen, sie so früh wie möglich von der Horde zu trennen.«
    »Wie lange dauert so eine Jagd normalerweise?«, fragte Blaine.
    »Na ja«, sagte Jones, »die längste, die ich mitgemacht habe, dauerte acht Tage. Das war Asturias, als es meinen Partner Sligo erwischt hat. Normalerweise kann eine Horde ein Opfer in ein bis zwei Tagen aufspüren und erledigen. Hängt davon ab, wie der Bursche sterben will. Manche wollen es so lange wie möglich hinauszögern. Sie gehen in Deckung. Sie verstecken sich in Höhlen und Erdspalten, die dreckigen, hinterhältigen Hunde, und man muss hinter ihnen her und einen Schlag ins Gesicht riskieren. So hat’s Sligo erwischt. Aber ich glaube nicht, dass Hull so ist. Er will wie ein großer, starker, feuerfressender Kerl sterben. Also wird er herumschleichen und Risiken eingehen und sehen, wie viele von uns er mit seinem Schweinestecher aufschlitzen kann.«
    »Klingt so, als wäre dir das nicht recht«, sagte Blaine.
    Sammy Jones hob die buschigen Augenbrauen. »Ich halte nichts davon, aus dem Sterben ein großes Spektakel zu machen. Da kommt unser Held ja persönlich.«
    Hull hatte gerade den Raum betreten, schlank und elegant in seiner Khakiseide, ein weißes Halstuch lose um den Hals geknüpft. Er hatte ein leichtes Bündel bei sich und an der Schulter hing ein dünnes, heimtückisch aussehendes Rapier.

    »Guten Morgen, Gentlemen«, sagte er. »Waffen alle geputzt, Verpflegung fertig, Schnürsenkel fest geschnürt. Ausgezeichnet.«
    Hull trat an ein Fenster und zog die Vorhänge auf.
    »Sehen Sie das erste Morgendämmern. Ein prachtvoller Streif an unserem östlichen Himmel, der Vorbote unseres grimmigen Sonnengottes, der die Jagd regiert! Ich werde jetzt gehen. Ein Diener wird Ihnen mitteilen, wann meine halbstündige Galgenfrist vorüber ist. Dann dürfen Sie mich verfolgen und bei Sichtkontakt töten. Wenn es Ihnen gelingt! Das Anwesen ist eingezäunt. Ich werde innerhalb seiner Grenzen bleiben und Sie werden desgleichen tun.«
    Hull verneigte sich kurz, dann verließ er schnell und geschmeidig den Raum.
    »Gott, wie ich diese Lackaffen hasse!«, rief Sammy Jones, nachdem die Tür sich wieder geschlossen hatte. »Sind doch alle gleich, jeder einzelne von ihnen. Benehmen sich so kühl und gleichgültig, so verdammt heroisch . Wenn sie nur mal merkten, wie verflucht albern ich sie finde – ich, der ich schon achtundzwanzig von diesen Jagdgeschichten mitgemacht habe.«
    »Und warum tust du es dann?«, fragte Blaine.
    Sammy Jones zuckte mit den Schultern. »Mein Vater war Axtkämpfer und er hat mich das Handwerk gelehrt. Es ist das Einzige, was ich kann.«
    »Du könntest etwas anderes lernen«, meinte Blaine.
    »Könnte ich wohl. Tatsache ist, dass ich es genieße, diese aristokratischen Herren umzubringen. Ich hasse jeden einzelnen von ihnen.

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