Der widerspenstige Planet
reden, Tom. Ich glaube, du solltest dich vor Marie Thorne hüten.«
»Also Ray …«
»Ich meine es ernst. Sie hat ihre ganze Zeit bei Rex verbracht. Ich weiß nicht, was dort vorgeht. Sie haben ihre Konferenzräume gegen Geister wie mich gesichert. Aber
irgendetwas braut sich über dir zusammen und sie ist mit von der Partie.«
»Ich halte die Augen offen«, sagte Blaine.
»Tom, bitte befolge meinen Rat. Verlass New York. Hau ab, solange du noch einen Körper und einen Geist hast, mit denen du abhauen kannst.«
»Ich bleibe«, sagte Blaine.
»Du sturer Hund«, sagte Melhill gefühlvoll. »Was bringt es denn, einen Schutzgeist zu haben, wenn du dich niemals nach dessen Ratschlägen richtest?«
»Ich weiß deine Hilfe zu schätzen«, sagte Blaine. »Wirklich. Aber sag mir doch mal ehrlich, um wie viel es mir besser ginge, wenn ich jetzt wegliefe?«
»Du könntest ein klein wenig länger leben.«
»Nur ein klein wenig. Ist es so schlimm?«
»Schlimm genug. Tom, denk dran, niemandem zu vertrauen. Ich muss jetzt wieder los.«
»Werde ich noch einmal mit dir reden, Ray?«
»Vielleicht«, sagte Melhill. »Vielleicht auch nicht. Viel Glück, mein Freund!«
Das Gespräch war zu Ende und Blaine kehrte in sein Apartment zurück.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Blaine stand erst spät auf, machte Frühstück und rief Marie an. Sie war nicht da. Er beschloss, den Tag damit zu verbringen, sich zu entspannen und sich ein paar seiner Traumvisionen zu gönnen.
An diesem Nachmittag hatte er zwei Besucher.
Als Erstes kam eine sanfte, bucklige alte Frau in einer dunklen, strengen Uniform. Auf ihrer armeeähnlichen Mütze standen die Worte »Alte Kirche«.
»Sir«, sagte sie mit einer etwas kurzatmigen Stimme. »Ich sammle für die Alte Kirche, eine Organisation, die in
diesen verworrenen und gottlosen Zeiten den Glauben zu fördern trachtet.«
»Tut mir leid«, sagte Blaine und wollte die Tür schließen.
Doch die alte Frau musste schon viele Türen erlebt haben, die sich vor ihrer Nase schließen wollten. Sie drängte sich schnell zwischen Tür und Angel und redete weiter.
»Junger Mann, dies ist das Zeitalter des babylonischen Tieres und die Zeit der Vernichtung der Seelen. Dies ist das Zeitalter Satans und seines vorgeblichen Triumphes. Aber lassen Sie sich nicht täuschen! Der Allmächtige hat dies zugelassen als eine Zeit der Prüfung, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Hüten Sie sich vor der Versuchung. Hüten Sie sich vor dem Pfad des Bösen, der glitzernd und verlockend vor Ihnen liegt!«
Blaine gab ihr einen Dollar, damit sie endlich den Mund hielt. Die Alte dankte ihm, redete aber weiter.
»Hüten Sie sich vor dieser letzten Falle Satans – vor jenem falschen Himmel, den die Menschen das Jenseits nennen. Denn welch bessere Falle konnte Satan, der Blender, wohl aufstellen, als diese seine größte Illusion! Die Illusion, dass die Hölle der Himmel sei! Und die Menschen werden verführt von dieser heimtückischen Täuschung und liefern sich ihr willentlich aus!«
»Danke«, sagte Blaine und wollte die Tür wieder schließen.
»Denken Sie an meine Worte!«, rief die alte Frau und fixierte ihn mit ihren glasblauen Augen. »Das Jenseits ist von Übel. Hüten Sie sich vor den Propheten des höllischen Lebens nach dem Tod!«
»Danke!«, rief Blaine und bekam die Tür endlich zu.
Er entspannte sich wieder in seinem Sessel und stellte das Abspielgerät wieder an. Fast eine Stunde lang war er
von Flucht auf der Venus gefesselt, dann klopfte es wieder an seine Tür.
Blaine öffnete und erblickte einen kleinen, gut gekleideten, dicklichen Mann mit ernstem Gesicht.
»Mr. Thomas Blaine?«, fragte der Mann.
»Der bin ich.«
»Mr. Blaine, ich bin Charles Farrell von der Jenseits Corporation. Dürfte ich vielleicht mit Ihnen reden? Wenn es Ihnen im Augenblick nicht recht passen sollte, können wir gern einen Termin ausmachen, an dem es …«
»Kommen Sie herein«, sagte Blaine und öffnete dem Propheten des höllischen Lebens nach dem Tod Tür und Tor.
Farrell war ein sanfter, sachlicher, leiser Prophet. Als Erstes händigte er Blaine ein Schreiben auf dem Geschäftspapier der Jenseits Corporation aus, das bestätigte, dass Charles Farrell ein autorisierter Vertreter dieser Gesellschaft war. Die Bescheinigung enthielt eine ausführliche Beschreibung Farrells, seine Unterschrift, drei gestempelte Fotos und einen Satz Fingerabdrücke.
»Und hier sind meine Ausweise«, sagte Farrell und öffnete eine
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