Der widerspenstige Planet
bist, dann wird es auch keine Anklage geben. Jetzt hör gut zu. Du musst New York verlassen und auch das Land. Vielleicht lassen sie dich dann in Ruhe. Ich werde dir helfen. Ich meine, du solltest …«
Das Telefon war tot.
Blaine drückte ein paarmal auf die Gabel, doch es kam kein Freizeichen. Offenbar war die Leitung unterbrochen worden.
Die ekstatische Fröhlichkeit, die ihn noch vor wenigen Sekunden erfüllt hatte, verließ ihn. Das berauschende Gefühl
der Befreiung vom Tod verschwand. Wie hatte er nur an Amoklaufen denken können? Er wollte leben . Er wollte in seinem Körper leben, auf der Erde, die er kannte und liebte. Geistige Existenz war eine gute Sache, aber jetzt wollte er sie noch nicht. Noch lange nicht. Er wollte unter festen Gegenständen leben, Luft atmen, Brot essen und Wasser trinken. Lebewesen um sich herum spüren, fremde Haut berühren.
Wann würden sie versuchen, ihn umzubringen? Jederzeit. Sein Apartment war eine Falle. Schnell stopfte Blaine sein ganzes Geld in seine Tasche und eilte zur Tür. Er öffnete sie und blickte nach oben und in den Gang. Er war leer.
Er lief hinaus, rannte durch den Korridor und blieb stehen.
Ein Mann war gerade um die Ecke gekommen. Der Mann stand mitten in der Eingangshalle. Er hielt eine große Projektorwaffe vor sich, die er auf Blaines Magengegend gerichtet hatte. Der Mann war Sammy Jones.
»Ach, Tom, Tom«, sagte Jones seufzend. »Glaub mir, es tut mir verdammt leid, dass du es bist. Aber Geschäft ist Geschäft.«
Als er die Waffe hob und auf seine Brust richtete, blieb Blaine wie angefroren stehen.
»Warum du?«, konnte er noch herausbringen.
»Wer sonst?«, fragte Sammy Jones. »Bin ich nicht der beste Jäger der westlichen Hemisphäre und wahrscheinlich auch Europas? Rex hat alle von uns im Gebiet New York angeheuert. Aber diesmal mit Strahler- und Projektorwaffen. Es tut mir leid, dass du es sein musst, Tom.«
»Aber ich bin doch auch ein Jäger«, sagte Blaine.
»Du bist nicht der Erste, der umgelegt wird. Das gehört nun einmal zum Spiel dazu, mein Lieber. Beweg dich nicht, ich mach’s schnell und sauber.«
»Ich will nicht sterben!«, stieß Blaine hervor.
»Warum nicht?«, fragte Jones. »Du hast doch deine Jenseitsversicherung.«
»Man hat mich reingelegt! Ich will leben! Sammy, tu’s nicht!«
Sammy Jones’ Gesicht verhärtete sich. Er zielte sorgfältig, dann senkte er das Gewehr.
»Ich werde wohl langsam zu weichherzig für dieses Spiel«, sagte er. »Also gut, Tom, lauf los. Ich schätze, jedes Opfer sollte einen kleinen Vorsprung bekommen. Dadurch wird die Sache sportlicher. Aber ich lasse dir nur einen kleinen.«
»Danke, Sammy«, sagte Blaine und eilte durch die Halle.
»Aber Tom – pass auf, wo du hintrittst, wenn du wirklich leben willst. Ich sag’s dir, in New York gibt es im Augenblick mehr Jäger als Einwohner. Und alle Verkehrsmittel werden überwacht.«
»Danke«, rief Blaine, während er die Treppe hinunterlief. Er war auf der Straße, wusste aber nicht, wohin er sich wenden sollte. Aber er hatte keine Zeit für Unentschlossenheiten. Es war später Nachmittag. Stunden, bevor die Dunkelheit ihm helfen würde. Er wählte eine Richtung und ging los.
Fast instinktiv führten ihn seine Schritte in die Slums der Stadt.
26
Er kam an zerfallenden Mietshäusern und uralten Apartmenthäusern vorbei, vorbei an billigen Kneipen und Nachtclubs; die Hände in die Taschen gesteckt, versuchte er zu denken. Er musste sich dringend etwas überlegen! Wenn er sich nicht überlegte, wie er aus New York herauskam, würden ihn die Jäger innerhalb der nächsten ein bis zwei Stunden aufspüren.
Jones hatte ihm gesagt, dass die Verkehrsmittel überwacht würden. Was hatte er dann noch für eine Chance? Er war unbewaffnet, wehrlos …
Na ja, das konnte er vielleicht ändern. Mit einer Pistole in der Hand wäre die Lage schon anders. Sie könnte sogar sehr viel anders sein. Wie Hull erklärt hatte, konnte ein Jäger ganz legal ein Opfer erschießen; aber wenn ein Opfer einen Jäger erschoss, dann wurde es festgenommen und es drohten ihm schwere Strafen.
Wenn er tatsächlich einen Jäger erschießen würde, dann müsste die Polizei ihn festnehmen. Es würde zwar alles ziemlich kompliziert werden, aber es würde ihn wenigstens vor der unmittelbaren Gefahr retten.
Er ging weiter, bis er an ein Pfandleihhaus kam. Im Schaufenster lagen zahlreiche glitzernde Projektor- und Strahlenwaffen, Jagdgewehre, Messer und Macheten. Blaine ging
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