Der widerspenstige Planet
Wochen ab, was sich in New York tat, lasen aufmerksam die Zeitungen, warteten auf Reaktionen von Rex. Aber das Unternehmen rührte sich nicht, es gab kein einziges Anzeichen für eine Verfolgung. So entschieden sie, dass die unmittelbare Gefahr vorüber war. Trotzdem waren sie erst richtig erleichtert, als sie zwei Monate später lasen, dass Rex die Blaine-Jagd offiziell eingestellt hatte.
Blaines Arbeit bei Davis war interessant und abwechslungsreich. Die Inselkutter mussten überholt und gewartet werden oder auch repariert, wenn ihre Schrauben gebrochen waren oder die Maschine beschädigt. Es kam schon ab und zu vor, dass ein verborgenes Korallenriff die Planken einer der wertvollen alten Jachten aufriss. Dann mussten
die Unterwasserboote überholt werden, die den submarinen Pflanzern aus der Umgebung gehörten, die für Taiohae als Nachschubbasis diente. Und dann gab es auch manchmal den Auftrag, einen Schoner zu bauen oder ein Dingi.
Blaine kam mit allen praktischen Anforderungen gut zurecht. Er arbeitete mit Liebe und großem Geschick. Nach einiger Zeit begann er den einen oder anderen PR-Artikel für das Bootsbüro im »South Sea Courier« zu veröffentlichen. Das brachte neue Kunden, mehr Arbeit und schließlich die Notwendigkeit, mit einigen kleineren Bootswerften der Umgebung zu kooperieren. Blaine schaffte das alles und übernahm von Davis die gesamte Arbeitsplanung und Werbung.
Bald unterschied sich sein Job als Meister-Bootsbauer kaum noch von dem eines Junior-Jachtkonstrukteurs, der er einmal gewesen war. Aber das machte Blaine nichts mehr aus. Er hatte festgestellt, dass dies offenbar die Arbeit war, für die er bestimmt war, und er akzeptierte diese Bestimmung.
Sein Leben wurde zu einer angenehmen Routine zwischen der Werft und dem weißen Bungalow. Samstags abends Kino, die Mikrofilm- Sunday-Times am nächsten Morgen, kleine Besuche bei den umliegenden Unterwasserfarmen, Partys im Bürgermeisterhaus und Poker im Jacht-Club, harte Segeltouren über die Comptroller Bay und Schwimmen im Mondlicht am Temoua-Strand. Es kam Blaine so vor, als ob sein Leben nun unwiderruflich seine endgültige Form angenommen hatte.
Dann, etwa vier Monate nach seiner Ankunft in Taiohae, änderten sich die Dinge doch wieder.
An einem Morgen wie jedem anderen wachte Blaine auf, verzehrte sein Frühstück, gab seiner Frau einen Abschiedskuss
und ging zur Bootswerft hinunter. Eine große Ketsch mit bauchigem Kiel wartete an diesem Tag auf ihn; es war ein Schiff aus Tuamotan, dem die Seite bei einem unglücklichen Anlegemanöver aufgerissen worden war.
Blaine sah sich den Schaden gerade genauer an, als Davis neben ihm auftauchte.
»Hör mal, Tom«, sagte der Werftbesitzer, »da war ein Bursche, noch gar nicht lange her, der dich suchte. Hast du ihn gesehen?«
»Nein«, sagte Blaine. »Wie sah er denn aus?«
»Na, einer vom Festland war das«, meine Davis stirnrunzelnd. »Gerade heute Morgen mit dem Schiff angekommen. Ich sagte ihm, du seist noch nicht hier, und da sagte er, dann würde er mal bei dir zu Hause vorbeisehen.«
»Sein Aussehen«, drängte Blaine, der fühlte, wie sich etwas in seinem Magen zusammenzog.
Davis runzelte noch stärker die Stirn. »Tja, das ist ja das Komische. Er war etwa so groß wie du, dünn und sehr braungebrannt. Er hatte einen Vollbart und lange Koteletten. Sieht man heute ja nur noch selten. Und er stank geradezu nach Rasierwasser.«
»Klingt verdächtig«, sagte Blaine.
»Sehr verdächtig. Ich könnte schwören, dass der Bart nicht echt ist.«
»Nein?«
»Er sah wie ein falscher aus, der Bart. Alles an dem Kerl wirkte nicht ganz echt. Und er hinkte ziemlich.«
»Hat er seinen Namen genannt?«
»Sagte, er heiße Smith. Tom, wo gehst du hin?«
»Ich muss sofort nach Hause«, rief Blaine. »Ich erkläre es dir später.«
Er rannte los. Smith musste herausgefunden haben, wohin er sich verzogen hatte und welche Verbindung zwischen
ihnen bestand. Und, genau wie er versprochen hatte, war der Zombie nun unterwegs zu ihm.
33
Als er Marie davon erzählt hatte, ging sie zur Abstellkammer und holte ihre Koffer. Sie trug sie ins Schlafzimmer und begann, die Kleider hineinzuwerfen.
»Was machst du da?«, fragte Blaine.
»Packen.«
»Das sehe ich. Aber warum?«
»Weil wir hier verschwinden.«
»Wovon redest du? Wir leben hier!«
»Nicht mehr«, erklärte sie. »Nicht, wenn dieser verdammte Smith hier in der Nähe steckt. Tom, er bedeutet Schwierigkeiten. Alles geht wieder von vorn
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