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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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bin noch nicht für das Jenseits bereit«, erklärte Robinson. »Ich möchte reisen, Dinge erleben, Dinge sehen. Ich möchte herausfinden, was für ein Mensch ich eigentlich gewesen bin, was für eine Art Mann. Ich will leben! Wissen Sie, dass ich nicht einmal richtig mit einer Frau zusammen war? Ich tausche gern die Unsterblichkeit für zehn gute Jahre auf der Erde.«
    Robinson hielt einen Moment inne, dann sagte er: »Ich will einen Körper. Ich will den guten Körper eines Mannes, in dem ich leben kann. Nicht dieses tote Ding, das ich jetzt mit mir herumschleppen muss. Blaine, deine Frau hat meinen früheren Körper getötet.«
    »Wollen Sie meinen?«, fragte Blaine.
    »Wenn Sie es für richtig halten«, antwortete Robinson.
    »Nun mal langsam!«, rief Marie. Die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt. Mit ihrem Geständnis schien sie sich aus dem Bann des alten Bösen befreit zu haben, um nun wieder den Kampf mit der Gegenwart und dem Leben aufzunehmen.

    »Robinson«, sagte sie, »das können Sie nicht von ihm verlangen. Er hat absolut nichts mit Ihrem Tod zu tun. Es war mein Fehler und es tut mir sehr leid. Sie werden wohl nicht den Körper einer Frau haben wollen, oder? Meinen würden Sie sowieso nicht bekommen. Was passiert ist, ist passiert! Verschwinden Sie jetzt hier!«
    Robinson ignorierte sie und sah zu Blaine. »Ich habe immer gewusst, dass Sie es waren, Blaine. Wenn ich auch sonst nichts gewusst habe, von Anfang an habe ich Sie als den Schuldigen gesehen. Ich habe über Sie gewacht, Blaine. Ich habe Ihnen das Leben gerettet.«
    »Ja, das haben Sie«, bestätigte Blaine ruhig.
    »Ja, und?«, schrie Marie. »Er hat dir also das Leben gerettet. Das heißt doch nicht, dass es ihm jetzt gehört! Man rettet kein Leben, um es sich dann auf Anfrage aushändigen zu lassen. Tom, hör nicht auf ihn!«
    Robinson sagte: »Ich habe nicht die Absicht oder den Wunsch, Sie zu irgendetwas zu zwingen, Blaine. Sie werden entscheiden, was richtig ist, und ich werde mich danach richten. Und Sie werden sich an alles erinnern.«
    Blaine sah den Zombie fast mit einer gewissen Zuneigung an. »Also gibt es zwischen uns noch mehr. Viel mehr. Ist es nicht so, Mr. Robinson?«
    Robinson nickte, die Augen auf Blaines Gesicht gerichtet.
    »Aber woher wissen Sie davon?«, fragte Blaine. »Wir konnten Sie davon erfahren?«
    »Weil ich Sie verstehe. Ich habe Sie zu meiner einzigen Lebensbeschäftigung gemacht. Mein Leben hat sich ganz auf Ihres konzentriert. Ich habe über nichts anderes nachgedacht als über Sie. Und je besser ich Sie kennenlernte, Blaine, desto sicherer wurde ich mir in dieser einen Sache.«
    »Vielleicht«, sagte Blaine.

    Marie sagte: »Worüber, um alles in der Welt, redet ihr da eigentlich? Was gibt es zwischen euch? Was noch?«
    »Ich muss erst darüber nachdenken«, meinte Blaine ruhig. »Ich muss versuchen, mich genau zu erinnern. Robinson, lassen Sie mich bitte für eine Weile allein.«
    »Sicher«, antwortete der Zombie und verließ das Haus, um draußen zu warten.
    Blaine winkte Marie zu, still zu sein. Er setzte sich und vergrub seinen Kopf in den Händen. Nun musste er sich an etwas erinnern, über das er eigentlich nie hatte nachdenken wollen. Jetzt musste er es wieder heraufbeschwören und ihm ein für alle Mal in die Augen sehen.

    Noch immer hatte er die Worte im Kopf, wie eingraviert in seine grauen Zellen, die Reilly in seinem Palast des Todes geschrien hatte:
    »Alles ist Ihre Schuld! Sie haben mich mit Ihrem bösen, mörderischen Geist getötet! Ja, Sie, Sie widerliches Ding aus der Vergangenheit, Sie verdammtes Ungeheuer! Alle meiden Sie, außer Ihrem Freund, der tote Mann! Warum sind Sie denn nicht tot, Sie Mörder!«
    Hatte Reilly es gewußt?
    Er erinnerte sich daran, dass Sammy Jones nach der Jagd zu ihm gesagt hatte: »Tom, du bist der geborene Killer. Für dich gibt es nichts anderes.«
    Hatte Sammy es geahnt?
    Und nun der entscheidende Augenblick, der bedeutsamste Augenblick seines Lebens – sein Tod im Jahre 1958. Ganz lebendig stand ihm wieder alles vor Augen.
    Das Steuer funktionierte wieder, aber er fühlte mit einem plötzlichen wilden Jubel, einem blitzartigen Stimmungswechsel, dass er den Unfall wünschte, dass ihn Lust erfüllte, wilde, böse Lust nach Schmerz und Grausamkeit und Tod …

    Blaine schüttelte sich, als er noch einmal den Augenblick durchlebte, den er fast vergessen geglaubt hatte – den Augenblick, in dem er die Katastrophe noch hätte verhindern können und es doch

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