Der widerspenstige Planet
Cromptons wie unter einem Brennglas gebündelt, losgelöst und als eigene Persönlichkeit aufgebaut. Loomis, das Prinzip des reinen Genusses, war für Cromptons Seele-Leib-Ganzheit von lebenswichtiger Bedeutung.
»Was für einen Beruf hast du?«, fragte Crompton rundheraus.
»Ich leiste Dienste, für die man mich bezahlt«, erwiderte Loomis lächelnd.
»Mit anderen Worten, du bist ein Schmarotzer«, sagte Crompton. »Du lebst von den reichen Leuten, die sich hier in Elderberg tummeln.«
»Es war mir natürlich klar, dass du es so sehen würdest, mein arbeitsamer, puritanischer Bruder«, meinte Loomis,
während er sich eine elfenbeinfarbene Zigarette anzündete. »Aber ich stehe auf einem ganz anderen Standpunkt. Überleg dir mal, heutzutage ist alles auf die Armen ausgerichtet, als sei Armut eine besondere Tugend. Die Reichen haben schließlich auch ihre Bedürfnisse! Sie gleichen zweifellos nicht den Bedürfnissen der Armen, sind aber um nichts weniger ernst zu nehmen. Die Armen brauchen Nahrung, ein Heim, ärztliche Behandlung. In bewundernswerter Weise verschafft ihnen das der Staat. Aber wie steht es mit den Bedürfnissen der Reichen? Die Leute lachen über die Vorstellung, dass ein reicher Mann Probleme haben könnte – aber schließt denn der größere Kredit Probleme aus? Keineswegs! Ganz im Gegenteil, der Reichtum steigert die Bedürfnisse und bringt manchen Menschen in eine schwierigere Lage als die, von denen man es eigentlich denken sollte.«
»Warum verzichtet er denn dann nicht auf seinen Besitz?«, wandte Crompton ein.
»Warum gibt ein Armer seine Armut nicht auf?«, fragte Loomis dagegen. »Nein, das gibt es nicht, wir müssen akzeptieren, was uns das Leben aufgebürdet hat. Die Last der Reichen ist schwer; sie müssen sie trotzdem tragen und dort um Hilfe bitten, wo sie eben können.
Die Reichen brauchen Mitgefühl und das gebe ich ihnen. Die Reichen brauchen Leute um sich, die Luxus genießen und ihnen beibringen können, ihn auch zu genießen. Wenige Menschen genießen und würdigen den Luxus der Reichen in demselben Maße, wie ich es kann. Und ihre Frauen, Crompton! Sie haben auch ihre Bedürfnisse – wichtige, drängende Bedürfnisse, für die ihre Männer aus ihrer inneren Spannung heraus, unter der sie leben müssen, nicht immer einen Ausgleich zu schaffen vermögen. Diese Frauen können sich nicht irgendeinem hergelaufenen Kerl von der Straße anvertrauen. Sie sind
nervös, hochgezüchtet, sehr empfindsam. Sie brauchen Nuancen, Einfühlungsvermögen. Sie brauchen die Aufmerksamkeiten eines Mannes mit Fantasie, dem es gleichzeitig an zartestem Feingefühl nicht mangelt. Solche Männer sind in unserer Alltagswelt überaus selten. Gerade auf diesem Gebiet aber liegen meine Talente. Ich setze sie ein. Und wie jeder Berufstätige erwarte ich eine Entlohnung dafür.«
Loomis lehnte sich lächelnd zurück. Crompton starrte ihn entsetzt an. Es fiel ihm schwer, zu glauben, dass dieser gewissenlose, selbstzufriedene Verführer ein Teil seines Ichs war. Aber das war nicht zu ändern; Crompton brauchte ihn zur Verschmelzung.
»Tja«, sagte Crompton, »es ist deine Sache, was du für richtig hältst. Ich bin jedenfalls die Grundpersönlichkeit Cromptons in seinem Originalkörper. Ich bin hierhergekommen, um dich mit mir zu vereinigen.«
»Kein Interesse«, winkte Loomis ab.
»Soll das heißen, du willst nicht?«
»Genau.«
»Du scheinst nicht begriffen zu haben, dass du unvollständig und unfertig bist«, erklärte Crompton. »Du musst doch denselben Drang zur Selbsterfüllung haben wie ich. Und die kann nur durch Reintegration erfolgen.«
»Ganz klar.«
»Also …«
»Nein«, sagte Loomis. »Ich möchte auch die Verschmelzung erreichen, aber es treibt mich wesentlich stärker dazu, weiterzuleben wie bisher. Der Luxus hat auch seine Annehmlichkeiten, weißt du.«
»Vielleicht hast du vergessen, dass du in einem Durierkörper lebst, dessen Funktionsdauer auf vierzig Jahre angelegt ist«, argumentierte Crompton. »Wenn du dich der Reintegration widersetzt, bleiben dir im besten Fall noch
fünf Jahre. Wohlgemerkt, im besten Fall. Meistens halten die Durierkörper nicht einmal so lange.«
»Das stimmt«, sagte Loomis und zog die Brauen zusammen.
»Die Vereinigung wird gar nicht so schlimm sein«, fuhr Crompton, wie er hoffte, gewinnend fort. »Dein Genussimpuls geht ja nicht verloren. Er wird lediglich auf ein vernünftiges Maß heruntergeschraubt.«
Loomis dachte angestrengt nach und zog
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