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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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braucht.«
    Der Treiber schüttelte den Kopf, was Sprecher für eine Geste der Verwirrung hielt. »Was ist denn dieses Treiben?«
    Sprecher erklärte es ihm, so gut er konnte. Da die Arbeit nicht zu seinem eigentlichen Gebiet gehörte, hatte er nur eine recht allgemeine Vorstellung davon, was ein Treiber machte.
    »Du willst mir also sagen, dass dies die Arbeit ist, die jeder Mensch meines Planeten verrichten sollte?«
    »So ist es«, sagte Sprecher. »Es ist eure große Spezialität.«
    Der Treiber dachte lange Minuten darüber nach. »Ich glaube, was ihr braucht, ist ein Psychologe oder ein Physiker, oder noch besser, beides in einem, aber niemanden wie mich. Ich bin ein angehender Architekt. So etwas wie diese Arbeit könnte ich nie tun. Und abgesehen davon – nun, das lässt sich schwer erklären.«
    Aber Sprecher hatte Treibers Einwände schon als Gedanken aufgenommen. Er sah das Erinnerungsbild eines weiblichen Treibers. Nein, von zweien, dreien. Und er empfing ein Gefühl der Einsamkeit und des Verlorenseins. Der Treiber steckte voller Zweifel. Und er hatte Angst.
    »Wenn wir die bekannten Gebiete der Galaxis erreichen«, sagte Sprecher und hoffte dabei, nichts Falsches zu tun, »wirst du wieder mit anderen Treibern zusammentreffen. Auch mit weiblichen. Ihr Treiber seht alle gleich aus. Es sollte dir also nicht schwerfallen, dich mit jemandem
anzufreunden. Und was Einsamkeit an Bord betrifft – die gibt es nicht. Du verstehst unsere Gemeinschaft noch nicht. Niemand ist einsam, der zu einem Schiff gehört.«
    Der Treiber versuchte längere Zeit, sich mit der Vorstellung anzufreunden, dass er dort draußen andere Treiber treffen würde. Sprecher konnte nicht verstehen, warum es so erstaunlich für ihn war, dass es noch andere Treiber gab. Die ganze Galaxis war mit Treibern gefüllt wie mit Nährern und Sprechern und den anderen Arten, die sich in der Evolution ständig wiederholten.
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen«, sagte der Treiber schließlich, »dass es für irgendjemanden die Möglichkeit geben soll, unsere Kriege zu beenden. Woher soll ich wissen, dass ihr mich nicht belügt?«
    Sprecher hatte das Gefühl, als hätte man ihm die Fäden zerrissen. Denker musste Recht haben, als er vermutete, dass diese Treiber unkooperativ waren. Bedeutete das jetzt das Ende seiner Karriere? Sollten er und die Mannschaft den Rest ihres Lebens irgendwo durch den Raum irrend verbringen müssen, weil sie hier an eine Horde von schwachsinnigen Treibern geraten waren?
    Selbst bei dieser Vorstellung war Sprecher noch in der Lage, tiefes Mitleid für die Treiber zu empfinden. Es musste ein grauenvolles Leben für sie sein. Zweifel, Unsicherheit, Misstrauen gegen alles und jeden! Wenn diese Treiber nicht bald ihren Platz in der galaktischen Gemeinschaft finden würden, dann rotteten sie sich gegenseitig aus, so viel stand fest. Ihre Eingliederung war längst überfällig.
    »Was kann ich tun, um dich zu überzeugen?«, fragte Sprecher.
    Verzweifelt ließ er den Treiber über das Kommunikationsnetz an den Gedanken aller anderen Besatzungsmitglieder
teilhaben. Er zeigte ihm die gutmütige Grobheit von Maschine, den leichtsinnigen Humor der Wände; er ließ ihn ein wenig von Auges poetischen Anwandlungen mitempfinden und eröffnete ihm Nährers freundliches Wesen. Dann ließ er ihn auch an sich selbst teilhaben, zeigte ihm ein Bild seines Heimatplaneten, seiner Familie und des Baumes, den er nach ihrer Rückkehr kaufen wollte.
    Die Bilder erzählten die Geschichte des ganzen Schiffes, zeigten die unterschiedlichen Ursprünge seiner einzelnen Bestandteile, die verschiedenartige Ethik dieser Teile – und das gemeinsame Band, das sie alle zusammenhielt: die galaktische Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
    Der Treiber ließ all das schweigend auf sich einwirken.
    Dann schüttelte er nach einer Weile den Kopf. Die Gedanken, die diese Geste begleiteten, waren unsicher und verwirrt – aber negativ.
    Sprecher bat die Wände, sich zu öffnen. Sie taten es und der Treiber sah erstaunt den Weg in die Freiheit vor sich.
    »Du kannst gehen«, sagte Sprecher. »Zieh einfach meinen Kommunikationsfaden aus deinem Kopf und geh.«
    »Und was macht ihr dann?«
    »Wir werden versuchen, einen anderen Treiberplaneten zu finden.«
    »Welchen? Mars? Venus?« Der Treiber blickte auf die Öffnung und dann zurück auf die Mannschaft. Er zögerte. Sein Gesicht spiegelte alle seine inneren Zweifel wider. »Alles, was du mir gezeigt hast, ist

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