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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Standard-Modell des Allround-Arbeiter-Typs mit eingebautem Gedächtnisspeicher und dreißig programmierten Worten. Mark ergänzte diesen Wortschatz Bit für Bit. Er war ein Tüftler, und es machte ihm Freude, seine Umgebung seinen eigenen Bedürfnissen anzupassen.
    Am Anfang war alles, was der Roboter sagen konnte, »Ja, Sir« und »Nein, Sir«. Dazu konnte er einfache Probleme benennen: »Die Sauerstoffpumpe arbeitet nicht richtig,
Sir. Das Getreide ist reif, Sir.« Und er brachte einen einfachen Gruß zustande: »Guten Morgen, Sir.«
    Mark veränderte das. Er löschte die »Sirs« aus dem Vokabular; auf Marks Planeten galt das Gesetz der Gleichheit. Dann taufte er den Roboter Charles, nach seinem Vater, den er nie gekannt hatte.
    Als die Jahre vergingen, begann die Pumpe ein wenig ihren Rhythmus zu verändern, wenn sie den Sauerstoff aus dem Gestein des Asteroiden zog und in Atmosphäre umwandelte. Die Luft entwich immer schneller in den Raum, und die Pumpe musste immer schneller arbeiten, um für ausreichend Nachschub zu sorgen. Das Getreide wuchs weiter auf der folgsamen schwarzen Erde.
    Wenn Mark aufsah, dann sah er über sich die tiefe Schwärze des Weltraumstroms, in dem die leuchtenden Punkte der Sterne schwammen. Neben ihm, über ihm, unter ihm trieben noch mehr brockenartige Asteroiden dahin, und manchmal schimmerte ihre Oberfläche im Sternenlicht hell auf. Hin und wieder erhaschte Mark einen Blick auf Jupiter oder Mars. Und einmal glaubte er, die Erde gesehen zu haben.
    Mark begann, Charles neue Antworten zu programmieren. Er machte aus einfachen Antworten freundliche Phrasen. Wenn er sagte: »Wie sieht es aus?«, dann antwortete Charles: »Oh, ich finde, es sieht ganz nett aus.«
    Zunächst waren die Antworten nur solche, die Mark sich immer selbst in seinen langen Selbstgesprächen während all der Jahre gegeben hatte. Aber langsam ging er dazu über, Charles in eine eigene Persönlichkeit zu verwandeln.
    Mark war Frauen gegenüber immer vorsichtig und misstrauisch gewesen, doch aus gewissen Gründen versah er Charles nicht mit diesem Misstrauen – Charles sah einige Dinge ganz anders.

    »Was hältst du von Mädchen?«, fragte Mark, wenn er sich nach seiner Arbeit auf einer alten Kiste neben der Hütte ausruhte.
    »Oh, ich weiß nicht. Man muss eben die Richtige finden«, erwiderte der Roboter pflichtschuldig, indem er wiederholte, was ihm einprogrammiert worden war.
    »Ich habe noch nie eine getroffen, die viel getaugt hätte«, fuhr Mark dann fort.
    »Na, das ist aber nicht fair. Vielleicht hast du eben nicht lange genug gesucht. Für jeden Mann gibt es irgendwo auch das richtige Mädchen.«
    »Du bist ein Romantiker«, pflegte es darauf leicht verächtlich von Mark zu kommen.
    Der Roboter machte eine Pause – eine programmierte Pause – und lachte ein sorgfältig konstruiertes kleines Lachen. »Ich habe einmal von einem Mädchen namens Martha geträumt«, sagte er dann. »Wenn ich nach ihr gesucht hätte – wer weiß, vielleicht hätte ich sie gefunden.«
    Und dann war es Zeit, schlafen zu gehen. Manchmal jedoch wollte Mark auch ein wenig mehr Unterhaltung. »Was hältst du von Mädchen?«, fragte er noch einmal, und das Gespräch nahm den bekannten Verlauf.

    Charles wurde alt. Seine Glieder verloren an Beweglichkeit, und ein wenig Rost schlich sich in die Gelenke. Auch begannen einige Schaltungen zu oxydieren. Mark verbrachte Stunden damit, den Roboter in gutem Zustand zu halten.
    »Du wirst rostig«, zog er ihn auf.
    »Du bist selbst nicht mehr der Jüngste«, pflegte Charles darauf zu antworten. Er hatte eine Antwort auf fast alles. Sie klang manchmal ein wenig gefühllos, war aber immerhin eine Antwort.
    Auf Martha war es immer Nacht, doch Mark unterteilte seine Zeit in Morgen, Nachmittag und Abend. Ihr Leben
verlief nach einer einfachen Routine: Frühstück aus Gartengemüse und Marks Konservenvorrat. Danach arbeitete der Roboter im Garten und auf den Feldern, und die Pflanzen gewöhnten sich an seine metallene Berührung. Mark reparierte die Pumpe, überprüfte die Wassertanks und räumte seine Hütte auf. Mittags hatten er und der Roboter meist ihre Pflichten erledigt.

    Die beiden saßen dann auf den Transportkisten und beobachteten die Sterne. Sie unterhielten sich bis zum Abendessen und manchmal bis spät in die Nacht hinein.
    Mit der Zeit programmierte Mark immer kompliziertere Unterhaltungen in Charles ein. Natürlich war er außerstande, dem Roboter zu freien Entscheidungen zu

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