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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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später dann zu behaupten, es sei das Werk der Bevölkerung gewesen; eine Truppe entschlossener Männer aufzustellen, eine Privatarmee von Gefolgsleuten Stacks, eiserne Disziplin zu halten, keine Schwäche, kein Zögern zu dulden. Die Vigilanten zu beseitigen, damit niemand mehr Eroberungen, Morde, Rache, sinnlose Zerstörung, den Terror aufhalten konnte!
    Von beiden Seiten angegriffen, versuchte Crompton das Gleichgewicht zu halten, seine Herrschaft auf die anderen beiden Ich auszudehnen. Er bemühte sich, die Fragmente zu einer Einheit zusammenzuschweißen, zu einem in sich gefestigten Ganzen. Aber die anderen Ich wehrten sich, sie dachten nicht daran, ihre Selbstständigkeit aufzugeben. Die Trennlinien wurden tiefer, neue Klüfte taten sich auf. Crompton spürte, wie seine eigene Stabilität bedroht, seine geistige Gesundheit untergraben wurde.
    Dann hatte Dan Stack einen klaren Augenblick.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich kann nichts dagegen machen. Ihr braucht noch den anderen.«
    »Welchen anderen?«
    »Ich habe es versucht«, stöhnte Stack. »Ich wollte mich ändern! Aber es gab zu viele Konflikte in mir. Ich dachte, ich könnte mich selbst heilen. Deswegen teilte ich mich.«
    »Du hast was getan?«
    »Hörst du denn nicht zu?«, fragte Stack. »Ich war auch schizoid. Das hat sich hier auf der Venus gezeigt. Als ich
nach Port New Haarlem zurückkam, besorgte ich mir noch einen Durierkörper und teilte mich … Ich dachte, alles würde dann leichter werden. Aber ich habe mich getäuscht!«
    »Es gibt noch einen von uns!«, rief Crompton. »Jetzt ist mir klar, warum wir nicht zur Reintegration schreiten können! Wer ist es, wo ist er?«
    »Ich habe mich bemüht!«, stöhnte Stack. »Wie habe ich es versucht! Wir waren wie Brüder, er und ich. Ich dachte, ich könnte von ihm lernen, er war so ruhig und gut und gelassen! Ich habe sogar einiges von ihm gelernt! Dann wollte er aufgeben.«
    »Wer war es?«, fragte Crompton.
    »Ich versuchte ihm zu helfen, ihn durch Schütteln wieder zu sich zu bringen. Aber er wollte einfach nicht mehr leben. Meine letzte Chance war vertan und ich verlor ein bisschen den Verstand, ich schüttelte ihn und demolierte Moriartys Kneipe. Aber ich habe Barton Finch nicht umgebracht! Er wollte einfach nicht leben!«
    »Finch ist das letzte Fragment?«
    »Ja! Du musst zu Finch gehen, bevor er stirbt, und ihn aufnehmen. Er liegt in dem kleinen Zimmer hinter dem Laden. Beeil dich …«
    Stack verfiel wieder in seine Mordfantasien und Loomis stammelte etwas von den blauen Xanadu-Höhlen.
    Crompton richtete den Crompton-Körper vom Bett auf und schleppte sich zur Tür. Unten an der Straße konnte er Stacks Laden sehen. »Du musst es schaffen«, sagte er sich.

    Er legte eine Million Kilometer zurück. Er kroch tausend Jahre lang Berge hinauf, durch Flüsse, Wüsten, Sümpfe, hinab in Höhlen, die zum Zentrum der Erde führten, und wieder hinaus in unermessliche Ozeane, die er bis zum
fernsten Ufer durchschwamm. Und am Ende der langen Reise kam er zu Stacks Laden.
    Im Hinterzimmer lag Finch, die letzte Hoffnung auf Erfüllung, auf einem Sofa, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Crompton starrte ihn an und drohte von einer Welle der Hoffnungslosigkeit mitgerissen zu werden.
    Finch lag regungslos da, mit offenen, ins Leere gerichteten Augen, die auf nichts reagierten. Sein Gesicht war das große, bleiche, ausdruckslose Gesicht eines Schwachsinnigen. Die sanften Buddhazüge zeigten eine unmenschliche Ruhe, die nichts erwartete, nichts verlangte. Ein dünner Speichelfaden rann von seinem Mundwinkel zum Kinn und von Zeit zu Zeit schlug sein Herz. Als unzulänglichstes Ich war er der zum Exzess gesteigerte Ausdruck des erdigen Temperaments Phlegma, das den Menschen passiv und gleichgültig macht.
    Crompton drängte den aufsteigenden Wahnsinn zurück und kroch zum Sofa. Er starrte in Finchs stumpfe Augen und versuchte ihn zu zwingen, ihn anzusehen, ihn zu erkennen und sich zu ihm zu gesellen.
    Doch Finch sah nichts.
    Crompton war gescheitert. Er erlaubte dem erschöpften, überanstrengten Crompton-Körper neben dem Bett Finchs niederzusinken. Teilnahmslos sah er den Irrsinn auf sich zukommen.
    Da tauchte Stack mit dem verzweifelten Mut eines Ertrinkenden aus seinen Rachegelüsten auf. Gemeinsam mit Crompton zwang er Finch aufzustehen und zu sehen. Und Loomis suchte und fand die Kraft jenseits der Erschöpfung und unterstützte ihre Anstrengungen.
    Zu dritt starrten sie ihn an. Und Finch, gerufen

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