Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
von drei Vierteln seines Ich, bäumte sich ein letztes Mal auf. In seine Augen kam für den Bruchteil einer Sekunde Leben. Er erkannte sie.

    Und trat über.
    Crompton spürte die gewaltig hochflutende Geduld und Toleranz Finchs. Die vier Temperamente Erde, Luft, Feuer und Wasser waren endlich vereinigt. Und so wurde die Reintegration möglich.
    Aber was war das? Was geschah hier? Welche Macht übernahm die Herrschaft, alle anderen beiseitefegend?
    Crompton brüllte auf, versuchte sich mit den Fingernägeln die Kehle zu zerfetzen. Fast wäre es ihm gelungen. Da brach er neben dem toten Finch zusammen.

    Als der Körper auf dem Boden die Augen wieder aufschlug, gähnte er, streckte sich ausgiebig, genoss die Empfindung der Luft, des Lichts und der Farben, war zufrieden mit sich selbst und freute sich, dass es auf dieser Welt etwas für ihn zu tun gab, dass es die Liebe gab, dass ein ganzes Leben gelebt werden konnte.
    Der Körper, ehemaliger Alleinbesitz von Alistair Crompton, eine Zeit lang bewohnt von Edgar Loomis, Dan Stack und Barton Finch, erhob sich. Er wusste, dass er einen neuen Namen für sich finden musste.

PAS DE TROIS

1
Der Küchenchef
    Lieber Gott,
    die Geschichte, die ich berichten will, hat sich vor ein paar Jahren zugetragen, als ich das beste indonesische Restaurant auf den Balearen hatte.
    Mein Lokal befand sich in Santa Eulalia del Rio, das ist eine Ortschaft auf der Insel Ibiza. Damals gab es im Hafen von Ibiza bereits ein indonesisches Restaurant und ein zweites in Palma de Mallorca. Man hat mir jedoch versichert, dass meines mit Abstand das beste gewesen sei.
    Trotzdem ging das Geschäft nicht gut.
    Santa Eulalia war sehr klein, aber im Ort und in der Umgebung wohnten ziemlich viele Schriftsteller und Maler. Diese Leute waren alle arm, doch nicht so arm, dass sie sich meine Rijstaffel nicht hätten leisten können. Weshalb aßen sie dann nicht öfter bei mir? Es konnte nicht an der Konkurrenz von Juanitos Restaurant oder dem Sa Punta liegen. Selbst wenn man diesen Lokalen großes Lob für Hummermayonnaise beziehungsweise für die Paella aussprach, an mein Sambal Telor, mein Sate Kambing und vor allem an mein Babi Ketjap kamen sie nicht heran.
    Ich vermutete schließlich, die Erklärung sei darin zu finden, dass Künstler nervöse, temperamentvolle Menschen seien, die Zeit brauchen, sich an Neues zu gewöhnen, vor allem an neue Speiselokale.
    Ich verstehe sie, denn ich fühle mich ihnen verbunden, da ich seit Jahren selbst danach strebe, Kunstmaler zu werden. Das war eigentlich der Anlass dafür, dass ich mein
Lokal in einem Ort wie Santa Eulalia eröffnete – ich wollte mit Künstlern zusammen sein und mir gleichzeitig meinen Lebensunterhalt verdienen.
    Das Geschäft ging nicht gut, aber ich kam so eben zurecht. Die Pacht war gering, ich kochte selbst und ich hatte einen einheimischen Jungen, der die Gäste bediente und die Platten auf dem Plattenspieler wechselte und hinterher das Geschirr spülte. Ich zahlte ihm für die ganze Arbeit nicht viel, aber nur, weil ich es mir nicht leisten konnte. Der Junge war unglaublich fleißig, immer fröhlich und ordentlich und mit ein bisschen Glück müsste er eigentlich eines Tages Gouverneur der Balearen werden können.
    Ich hatte also ein Lokal, das ich »Grüner Jademond« nannte, einen Kellner und binnen einer Woche hatte ich auch einen Stammgast.
    Seinen Namen habe ich nie erfahren. Er war ein hochgewachsener, sehr schlanker, schweigsamer Amerikaner mit schwarzen Haaren. Er mochte dreißig oder vierzig Jahre alt sein. Er kam jeden Abend um neun Uhr, bestellte Rijstaffel, aß, bezahlte, gab zehn Prozent Trinkgeld und ging.
    Ich übertreibe ein bisschen – sonntags aß er Paella im Sa Punta und jeden Dienstag aß er die Hummermayonnaise bei Juanito. Aber warum nicht, ich pflegte ja dort auch zu essen. An den anderen fünf Abenden in der Woche aß er meine Rijstaffel, gewöhnlich allein, ein- oder zweimal mit einer Frau, manchmal mit einem Bekannten. Er aß wortlos, während Pablo, mein Kellner, durch das Lokal eilte, servierte und neue Schallplatten auflegte.
    Offen gestanden, ich konnte in Santa Eulalia von diesem Gast allein leben. Nicht gut, aber ich konnte es.
    Damals war das Leben noch billig.
    Wenn man sich nun in einer solchen Lage befindet, wenn man mehr oder weniger von dem lebt, was ein einziger
Gast ausgibt, neigt man dazu, sich mit ihm genauer zu befassen.
    Das war der Anfang meiner Sünde. Wie bei vielen Sünden erschien sie zunächst

Weitere Kostenlose Bücher