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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Flussbewohner stritten sich um die Beute. Danach schwamm ein großes, gepanzertes Tier mit den Armen und Beinen eines Krebses hinter dem Kanu her, den runden Kopf über dem Wasser haltend, stets auf Ausschau nach neuer Nahrung. Selbst Gewehrschüsse konnten es nicht vertreiben und seine Gegenwart verursachte Crompton Alpträume.
    Das Ungeheuer bekam eine weitere Mahlzeit, als zwei Ruderer an einem graufarbenen Schimmel starben, der an den Rudern heraufkroch. Das krebsähnliche Wesen verschlang sie und wartete auf Nachschub. Aber es bewahrte das Boot wenigstens vor anderen Gefahren. Als ein Trupp von Einheimischen zu einem Überfall ansetzte und das Ungeheuer erblickte, floh er in den Dschungel zurück.
    Das Tier blieb die letzten hundertfünfzig Kilometer der Fahrt bei ihnen. Als sie sich schließlich einem bemoosten Kai näherten, verharrte es still im Wasser, starrte eine Weile beleidigt vor sich hin und schwamm dann stromaufwärts davon.
    Die Männer steuerten das Boot zu dem verfallenen Kai. Crompton stieg hinauf und sah ein Stück Holz, das mit roter Ölfarbe bemalt war. Beim Näherkommen las er: »Blood Delta. Zweiundneunzig Einwohner«.
    Sie hatten Dan Stacks letzte Zuflucht erreicht.
    Ein schmaler, bewachsener Pfad führte vom Kai zu einer Lichtung im Dschungel. Dort stießen sie auf eine Geisterstadt. Kein Mensch zeigte sich auf der einzigen, staubigen Straße, kein einziges Gesicht erschien in den Fenstern der niedrigen, unverputzten Häuser. Die kleine Stadt dürstete unter dem weißlich-grellen Licht der Sonne stumm vor sich hin und Crompton hörte nichts als das Scharren seiner eigenen Schritte im Staub.

    »Gefällt mir gar nicht«, sagte Loomis.
    Crompton ging langsam die Straße hinunter. Er kam an einer Reihe von Vorratsschuppen vorbei, deren Wände in großen Lettern mit den Namen der Besitzer bemalt waren. Er fand eine leere Bar mit zerrissenen Moskitonetzen vor den Fenstern und einer Tür, die nur noch an einer Angel hing, er sah drei verlassene Läden auf seinem Weg und schließlich einen vierten, an dem ein Schild hing mit der Aufschrift: Stack & Finch. Proviant und Ausrüstung.
    Crompton trat ein. Auf dem Boden standen hohe Stapel mit Waren aller Art, andere hingen von den Deckenbalken herab. Im Laden befand sich niemand.
    »Hallo! Ist da jemand?«, rief Crompton. Nichts rührte sich und er trat wieder auf die Straße hinaus.
    Am Stadtrand kam er zu einem massiven, scheunenähnlichen Gebäude. Auf einem Stuhl davor saß ein schnurrbärtiger Mann von etwa fünfundfünfzig Jahren mit sonnenverbranntem Gesicht. In seinem Gürtel steckte ein Revolver. Sein Stuhl war nach hinten gegen die Gebäudewand gekippt und er schien vor sich hin zu dösen.
    »Dan Stack?«, fragte Crompton.
    »Im Haus«, erwiderte der Mann.
    Crompton ging zur Tür. Der Schnurrbärtige bewegte sich und hatte plötzlich den Revolver in der Hand.
    »Weg von der Tür da«, befahl er.
    »Warum? Was ist denn?«
    »Wissen Sie denn nicht Bescheid?«, erkundigte sich der Schnurrbärtige.
    »Nein! Wer sind Sie?«
    »Ich bin Ed Tyler, der Sheriff, von den Bürgern Blood Deltas gewählt und vom Kommandeur der Vigilanten im Amt bestätigt. Stack befindet sich im Gefängnis. Das Gebäude hier dient vorübergehend als Gefängnis.«
    »Wie lange muss er da drinbleiben?«, fragte Crompton.

    »Nur ein paar Stunden.«
    »Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Nein.«
    »Kann ich ihn sprechen, wenn er herauskommt?«
    »Sicher«, erwiderte Tyler, »aber ich bezweifle, ob er dann noch mit Ihnen sprechen wird.«
    »Warum?«
    Der Sheriff grinste schief. »Stack sitzt deswegen nur ein paar Stunden im Gefängnis, weil wir ihn heute Nachmittag herausholen und aufhängen. Wenn wir unseren Job getan haben, können Sie sich mit ihm unterhalten, so lange Sie wollen. Aber wie gesagt, ich bezweifle, ob Sie dann noch viel aus ihm rausbekommen.«
    Crompton war zu erschöpft, um die Wucht dieses Schlages ganz zu spüren. »Was hat Stack denn getan?«, fragte er.
    »Er hat einen Mord auf dem Gewissen.«
    »An einem Einheimischen?«
    »Nein, zum Teufel«, sagte Tyler angewidert. »Wer schert sich denn um so was! Stack hat einen Mann namens Barton Finch umgebracht. Seinen eigenen Partner. Finch ist zwar noch nicht tot, aber er liegt im Sterben. Der Doc meint, dass er den heutigen Tag nicht überlebt, und damit ist es Mord. Stack ist auf rechtmäßige Weise von einer aus den Einwohnern gebildeten Jury für schuldig befunden worden, Barton Finch getötet, Billy Redburn ein

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