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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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zweifelnd an.
    »Wohin wollen Sie?«, fragte er mich.
    »In den Weltraum.«
    »Das habe ich verstanden. Aber wohin dort?«
    »Das weiß ich noch nicht. Einfach in den Weltraum. In den weiten, freien Weltraum.«
    Der Angestellte seufzte gequält. »Sie müssen sich schon genauer festlegen, wenn Sie eine Bescheinigung wünschen. Haben Sie vor, sich auf einem Planeten im amerikanischen Weltraum niederzulassen? Oder wollen Sie in den britischen Weltraum auswandern? In den holländischen vielleicht? Oder in den französischen?«
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass der Weltraum jemandem gehört.«
    »Dann sind Sie nicht auf der Höhe der Zeit«, erklärte er mit überlegenem Lächeln. »Die Vereinigten Staaten haben den gesamten Weltraum zwischen den Koordinaten 2XA und D2B bis auf ein kleines, verhältnismäßig unwichtiges Segment, das Mexiko gehört, in Besitz genommen. Die Sowjetunion besitzt die Koordinaten 3DB bis LO2 – eine trostlose Gegend, kann ich Ihnen sagen. Und dann gibt es noch den belgischen Besitz, den chinesischen Besitz, den sri-lankischen Besitz, den nigerianischen Besitz …«
    Ich hob die Hand. »Und wo ist der freie Weltraum?«
    »Den gibt es nicht.«
    »Überhaupt nirgends? Wo enden denn die Grenzen?«
    »In der Unendlichkeit.«
    Einen Augenblick lang war ich wie betäubt. Ich hatte die Möglichkeit, dass jeder Quadratzentimeter des unendlichen Weltraums schon vergeben sein könnte, nicht
einmal im Traum ins Auge gefasst. Aber es stimmte natürlich – jemandem musste der Weltraum ja schließlich gehören.
    »Ich möchte in den amerikanischen Weltraum«, sagte ich. Damals schien meine Entscheidung keine Rolle zu spielen, obwohl sich dann später etwas ganz anderes herausstellte.
    Der Angestellte nickte mürrisch. Er überprüfte meine Unterlagen bis zum zarten Kindesalter von fünf Jahren und erteilte mir dann die endgültige Ausreiseerlaubnis.
    Der Raumflughafen hatte mein Schiff startklar gemacht und ich flog ab, ohne größeren Schaden anzurichten. Erst als die Erde zu Stecknadelkopfgröße zusammengeschrumpft und dann hinter mir verschwunden war, begriff ich, dass ich allein war.

    Fünfzig Stunden nach dem Start kontrollierte ich meine Vorräte. Ich entdeckte, dass einer meiner Gemüsesäcke eine von allen anderen Proviantsäcken abweichende Form hatte. Als ich ihn öffnete, fand ich anstelle der fünfzig Kilo Kartoffeln ein Mädchen.
    Eine blinde Passagierin.
    Ich starrte die junge Dame mit offenem Mund an.
    »Na«, sagte sie, »wollen Sie mir nicht heraushelfen? Oder gedenken Sie den Sack wieder zuzumachen und das Ganze zu vergessen?«
    Ich half ihr heraus.
    »Ihre Kartoffeln sind aber schön kugelig«, sagte sie.
    Ähnliches hätte man vielleicht auch von ihr sagen können, obwohl es dann natürlich ein Kompliment gewesen wäre. Sie war schlank, jedenfalls überwiegend, hatte rotblondes Haar, ein hübsches, durch den Aufenthalt in dem Gemüsesack ein bisschen verschmutztes Gesicht und nachdenkliche blaue Augen. Auf der Erde wäre ich ohne
weiteres zwanzig Kilometer gelaufen, nur um sie zu treffen. Hier im Weltraum war ich nicht ganz in derselben Stimmung.
    »Könnten Sie mir etwas zu essen geben?«, fragte sie. »Seit dem Start habe ich nur von rohen Karotten gelebt.«
    Ich machte ihr ein belegtes Brot. Während sie aß, fragte ich: »Was tun Sie denn hier?«
    »Das würden Sie nicht begreifen«, meinte sie mit vollem Mund.
    »Doch, doch.«
    Sie ging zu einem Bullauge und betrachtete die in der Leere des amerikanischen Weltraums glühenden Sterne. »Ich wollte frei sein«, sagte sie.
    »Was?«
    Sie sank müde in meine Koje. »Sie werden mich wohl für eine Romantikerin halten«, meinte sie leise. »Ich gehöre zu den albernen Menschen, die mitten in der Nacht Gedichte vortragen und vor irgendeiner absurden kleinen Statue in Tränen ausbrechen. Gelbes Herbstlaub bringt mich zum Zittern und der Tau auf einer grünen Wiese ist für mich der Tränenflor der Erde. Meine Psychiater sagten mir, dass ich mich an meine Umwelt nicht anzupassen vermag.«
    Sie schloss die Augen, schien erfüllt von einer Müdigkeit, die ich gut verstehen konnte. Fünfzig Stunden in einem Kartoffelsack zu stecken, ist schließlich kein Vergnügen.
    »Die Erde bedrückte mich«, fuhr sie fort. »Ich konnte sie nicht mehr ertragen – diese Reglementierung, Disziplin, Kalter Krieg, heißer Krieg, alles. Ich wollte unter freiem Himmel fröhlich sein, durch grüne Felder streifen, sorglos durch düstere Wälder ziehen,

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