Der widerspenstige Planet
singen …«
»Aber warum haben Sie sich gerade mich ausgesucht?«
»Sie waren gerade unterwegs in die Freiheit«, sagte sie. »Ich kann aber wieder verschwinden, wenn Sie das wollen.«
Alberne Idee – draußen im Weltraum. Und ich konnte mir den Brennstoff nicht leisten, den eine Umkehr kosten würde.
»Sie können bleiben«, sagte ich.
»Danke«, flüsterte sie. »Sie verstehen mich also doch.«
»Natürlich. Aber wir müssen gleich zu Anfang einiges
klarstellen. Zuerst einmal …« Doch da war sie schon auf
meinem Bett eingeschlafen, ein vertrauensvolles Lächeln
auf den Lippen.
Sofort durchsuchte ich ihre Handtasche. Ich fand fünf Lippenstifte, eine Puderdose, ein Fläschchen Venus-V-Parfum, einen Gedichtband, kartoniert, und eine Plakette mit der Aufschrift »Sonder-Ermittlungsbeamtin, FBI«.
Ich hatte es natürlich gleich vermutet. Kein Mädchen spricht wie meine blinde Passagierin, aber Spitzel tun es immer.
Ein angenehmes Gefühl, zu wissen, dass sich mein Land immer noch um mich kümmerte. Ich fühlte mich sofort weniger einsam.
Das Raumschiff drang in die Weite des amerikanischen Weltraums vor. Ich arbeitete fünfzehn von vierundzwanzig Stunden, wodurch es mir gelang, meinen Raumverzerrungsantrieb in Schuss, meine Atombatterien kühl und die Schweißnähte undurchlässig zu halten. Mavis O’Day – wie meine Spionin hieß – kochte, hielt die Kabine sauber und versteckte eine Anzahl kleiner Kameras im Schiff. Sie summten grässlich, aber ich tat so, als bemerkte ich nichts.
Unter den gegebenen Umständen waren meine Beziehungen zu der jungen Frau überaus korrekt.
Der Flug ging normal vonstatten – bis plötzlich etwas geschah.
Ich döste an der Steuerung vor mich hin, als schlagartig ein grelles Licht an der Steuerbordseite aufzuckte. Ich sprang zurück und stieß Mavis um, die gerade einen neuen Filmstreifen in Kamera drei einlegte.
»Verzeihung«, sagte ich.
»Ich stehe jederzeit wieder zur Verfügung«, gab sie zurück.
Ich half ihr auf die Beine. Ihre Nähe war angenehm gefährlich und der verlockende Duft von Venus V kitzelte in meiner Nase.
»Sie können mich jetzt loslassen«, sagte sie.
»Ich weiß«, sagte ich und hielt sie fest. Entflammt von ihrer Nähe hörte ich mich sagen: »Mavis – wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber …«
»Ja, Bill?«
Im Wahn dieses Augenblicks hatte ich unsere Beziehung als Verdächtiger und Spionin vergessen. Ich weiß nicht, was mir vielleicht noch entschlüpft wäre. Doch in diesem Augenblick flammte draußen wieder grelles Licht auf.
Ich ließ Mavis los und hastete zur Steuerung. Unter erheblichen Schwierigkeiten drosselte ich den alten Sternenclipper, schaltete in den Leerlauf und schaute mich um.
Draußen, im endlosen Vakuum des Weltraums, schwebte ein einsamer Gesteinsbrocken. Darauf kauerte ein Kind in einem Raumanzug, das eine Schachtel mit Leuchtkugeln in der einen und einen winzigen, mit einem Raumanzug bekleideten Hund an der anderen Hand hielt.
Hastig holten wir die beiden herein und zogen dem Jungen den Raumanzug aus.
»Mein Hund …«, sagte er.
»Es ist ihm nichts passiert, mein Junge«, sagte ich.
»Tut mir furchtbar leid, Sie auf diese Weise belästigen zu müssen«, sagte der Knabe.
»Macht nichts«, erwiderte ich. »Was hast du denn da draußen gemacht?«
»Dazu, Sir«, begann er mit schriller Stimme, »muss ich ein wenig ausholen. Mein Vater war Raumschiff-Testpilot und starb als Held bei dem Versuch, die Lichtmauer zu durchbrechen. Mutter hat sich später wieder verheiratet. Ihr jetziger Mann ist ein großer, schwarzhaariger Mann mit eng beieinanderstehenden, stechenden Augen und schmalen Lippen. Bis vor kurzem war er in einem großen Kaufhaus in der Schmuckbandabteilung angestellt.
Er konnte mich von Anfang an nicht leiden. Ich erinnerte ihn wohl stets an meinen toten Vater, mit meinen blonden Locken, großen, ovalen Augen und meiner fröhlichen Natur. Unser Verhältnis wurde immer gespannter. Dann starb sein Onkel – unter verdächtigen Umständen – und er erbte ein Besitztum im britischen Weltraum.
Wir machten uns also mit unserem Raumschiff auf den Weg. Sobald wir diese verlassene Gegend hier erreicht hatten, sagte er zu Mutter: ›Ruth, er ist alt genug, sich selbst durchzuschlagen.‹ Meine Mutter entgegnete: ›Dirk, er ist doch noch so klein!‹ Aber meine weichherzige Mutter ist bei Auseinandersetzungen dem unbeugsamen Willen dieses Mannes, den ich nie Vater nennen wollte, nicht
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