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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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mit der Wirklichkeit in Einklang zu bringen waren. Er hatte sich eine ländlich-friedliche Szenerie ausgemalt, einen kleinen Planeten, dessen Bewohner in kleinen, altmodischen Dörfern lebten, in wallenden Roben wandelten und sehr weise, sehr sanft und verständnisvoll waren. Kinder, im goldenen Sonnenschein spielend, junge Leute, auf dem Dorfplatz tanzend …
    Wie lächerlich! Er hatte sich ein Gemälde vorgestellt anstelle einer lebendigen Szene, eine Reihe stilisierter Posen anstelle der Unrast des Lebens. Niemals würden Menschen so leben können, auch wenn sie Lust dazu gehabt hätten. Wenn sie es könnten, wären sie keine Menschen mehr.
    Er erreichte das Haus der Vleys und blieb unentschlossen davor stehen. Worauf würde er sich jetzt gefasst machen müssen? Welchen fremdartigen – utopischen – Gebräuchen würde er begegnen?
    Er war beinahe schon zum Gehen entschlossen, doch die Aussicht auf einen langen, einsamen Abend in seinem Hotelzimmer besiegte seine Bedenken.

    Er biss die Zähne zusammen und läutete.
    Ein rothaariger, untersetzter Mann in mittleren Jahren öffnete die Tür. »Ach, Sie sind sicher der junge Mann von Terra. Janna wird gleich kommen. Bitte treten Sie ein, dann stelle ich Sie meiner Frau vor.«
    Er führte Goodman in ein hübsch eingerichtetes Wohnzimmer und drückte auf einen roten Knopf an der Wand. Goodman ließ sich diesmal von dem blauen Derrsin-Nebel nicht überraschen – schließlich war es Sache der Tranais, wie sie mit ihren Frauen umgingen.
    Eine gut aussehende Frau von etwa achtundzwanzig Jahren stand plötzlich vor ihm.
    »Meine Liebe, das ist der Terraner, Mr. Goodman«, sagte Mr. Vley.
    »Ich freue mich sehr«, sagte Mrs. Vley. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Goodman nickte. Mr. Vley deutete auf einen bequemen Stuhl. Augenblicke später brachte Mrs. Vley ein Tablett mit eiskalten Drinks und setzte sich zu ihnen.
    »Sie sind also von Terra?«, sagte Mr. Vley. »Nervöse, unruhige Gegend, nicht wahr? Die Leute – immer am Drücker?«
    »Ja, das kann man wohl sagen«, erwiderte Goodman.
    »Na, hier wird es Ihnen gefallen. Wir verstehen zu leben.«
    Auf der Treppe hörte man das Rascheln eines Kleides. Goodman erhob sich.
    »Mr. Goodman, das ist unsere Tochter Janna«, sagte Mrs. Vley.
    Goodman entdeckte, dass Jannas Haar von der Farbe der Supernova in Circe war, dass ihre Augen das tiefe, unwahrscheinliche Blau des Herbsthimmels über Algo II hatten, ihre Lippen das zarte Rosa eines Scarsclott-Turner-Düsenstroms, ihre Nase … Aber dann gingen ihm die astronomischen Vergleiche, die hier ja sowieso nicht ganz zu passen schienen, aus. Janna war ein schlankes und erstaunlich
hübsches, blondes Mädchen und Goodman freute sich plötzlich sehr darüber, dass er die Milchstraße durchquert hatte und nach Tranai gekommen war.
    »Amüsiert euch gut, Kinder«, sagte Mrs. Vley.
    »Komm nicht zu spät nach Hause«, ermahnte Mr. Vley seine Tochter.
    Genau wie auf der Erde.
    Der Verabredung fehlte alles Exotische. Sie gingen in einen nicht sehr teuren, gemütlichen Nachtclub, tanzten, tranken ein bisschen und redeten viel. Goodman stellte erstaunt fest, dass sie sich von Anfang an gut verstanden. Janna stimmte ihm in allem zu. Wie erfrischend, einmal bei einem so hübschen Mädchen auch Intelligenz zu finden! Sie zeigte sich von den Gefahren, die er bei der Durchquerung der Milchstraße auf sich genommen hatte, beeindruckt, ja beinahe überwältigt. Sie hatte immer gewusst, dass die Terraner abenteuerlustige, wenn auch nervöse Typen waren, aber die Risiken, denen sich Goodman ausgesetzt hatte, übertrafen alles bisher Gehörte.
    Sie schauderte, als er von dem tödlichen Galaxis-Wirbel berichtete, und verfolgte mit großen Augen seine Erzählungen über die blutdürstigen Skarbies. Die Terraner seien eiserne Männer in stählernen Schiffen und erforschten die Grenzen des großen Nichts, erklärte Goodman.
    Janna hatte atemlos zugehört, bis Goodman erwähnte, dass er in Moll Ganns Red-Rooster-Bar auf Asteroid 342 AA fünfhundert Terra-Dollar für ein Glas Bier bezahlt hatte.
    »Sie müssen aber sehr durstig gewesen sein«, meinte sie nachdenklich.
    »Nicht besonders«, sagte Goodman. »Das Geld hatte dort draußen einfach nichts zu bedeuten.«
    »Oh. Aber wäre es nicht besser gewesen, das Geld zu sparen? Eines Tages könnten Sie doch Frau und Kinder …« Sie wurde rot.

    Goodman sagte gelassen: »Dieser Abschnitt meines Lebens ist ja jetzt vorbei. Ich werde hier auf

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