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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Amtszeit so nahe. Ich hatte ihn vor der Genehmigung des neuen Raumflughafens gewarnt. Die Bürger werden nicht einverstanden sein, mahnte ich. Aber er war überzeugt davon, dass die Leute gerne zwei Raumflughäfen hätten. Nun, er hat sich getäuscht.«
    »Heißt das … Ich meine … Wie … Was …«
    »Alle Regierungsbeamten tragen ein Amtssiegel, das eine bestimmte Menge Tessium enthält, einen Sprengstoff, von dem Sie vielleicht schon gehört haben. Die Zündung wird von der Citizen’s Booth aus ferngesteuert. Jeder Bürger
hat Zugang zu diesem Ort, an dem er seinem Missfallen der Regierung gegenüber Ausdruck verleihen kann.« Melith seufzte. »Das wird das Andenken an den armen Borg schwer belasten.«
    »Sie lassen die Leute ihr Missfallen kundtun, indem sie Beamte in die Luft sprengen dürfen?«, krächzte Goodman entsetzt.
    »Das ist die einzige wirklich sinnvolle Art«, meinte Melith. »Ausgleichende Gerechtigkeit. So, wie die Leute in unserer Gewalt sind, sind wir auch in der ihren.«
    »Und deswegen sollte ich sein Amt übernehmen. Warum hat mir niemand Bescheid gesagt?«
    »Sie haben ja nicht gefragt«, sagte Melith mit der Andeutung eines Lächelns. »Machen Sie kein so entsetztes Gesicht. Attentate gibt es überall, wissen Sie, auf jedem Planeten, unter jeder Regierung. Wir versuchen daraus etwas Konstruktives zu machen. In unserem System verlieren die Leute nie den Kontakt zur Regierung und die Regierung lässt es sich niemals einfallen, diktatorische Macht zu erstreben. Da jeder weiß, dass er in der Citizen’s Booth sein Recht ausüben kann, wird erstaunlich wenig Gebrauch davon gemacht. Natürlich gibt es immer Hitzköpfe …«
    Goodman stand auf und ging zur Tür, den Blick von Borgs Leiche abgewendet.
    »Wollen Sie die Präsidentschaft nicht mehr?«
    »Nein!«
    »Das sieht euch Terranern ähnlich«, sagte Melith traurig. »Ihr wollt Verantwortung nur auf euch nehmen, wenn kein Risiko damit verbunden ist. Das ist die falsche Einstellung für jemand, der regieren will.«
    »Sie mögen Recht haben«, sagte Goodman. »Ich bin vor allem froh, dass ich noch rechtzeitig dahintergekommen bin.«
    Er eilte nach Hause.

    Sein Kopf rauchte, als er die Haustür aufschloss. War Tranai nun ein Utopia oder ein Narrenhaus von Planetengröße? Gab es da einen Unterschied? Zum ersten Mal in seinem Leben gestattete er sich den Zweifel, ob ein Utopia überhaupt wünschenswert war. Schien es da nicht besser zu sein, nach Vollkommenheit zu streben, statt sie zu besitzen? Ideale zu haben, statt ihnen nachzuleben? Wenn die Gerechtigkeit ein Irrtum war, sollte man den Irrtum nicht der Wahrheit vorziehen?
    Oder umgekehrt? Goodman war völlig verwirrt, als er sein Haus betrat … und seine Frau in den Armen eines anderen Mannes fand.

    Die Szene vor seinen Augen war von furchtbarer Deutlichkeit. Sie spielte sich im Zeitlupentempo ab. Janna schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis sie sich erhoben und ihre Kleidung geordnet hatte. Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Der Mann, ein großer, gutaussehender Bursche, den Goodman nicht kannte, war so überrascht, dass er kein einziges Wort hervorbrachte. Er machte kleine, hilflose Gesten, strich sich ein unsichtbares Staubkorn von seinem Jackett, zog die Manschetten vor.
    Dann lächelte er zögernd.
    »Na!«, sagte Goodman. Unter den obwaltenden Umständen schien das schwach, war aber dennoch wirkungsvoll. Janna begann zu weinen.
    »Tut mir furchtbar leid«, murmelte der andere. »Hatte Sie nicht so früh erwartet. Das muss ein großer Schock für Sie sein. Entschuldigen Sie bitte.«
    Das Einzige, was Goodman vom Geliebten seiner Frau nicht erwartete und wünschte, war Mitgefühl. Er ignorierte den Mann und starrte die weinende Janna an.
    »Ja, was hast du denn auch anderes erwartet?«, schrie ihn Janna plötzlich an. »Ich musste! Du hast mich nicht geliebt!«

    »Nicht geliebt! Wie kannst du das nur sagen?«
    »Weil du mich so gemein behandelt hast.«
    »Ich habe dich sehr geliebt, Janna«, sagte er leise.
    »Das ist nicht wahr!«, schrie sie und warf den Kopf zurück. »Denk nur einmal nach, wie du mich behandelt hast. Den ganzen Tag musste ich für dich da sein und die Hausarbeit erledigen, Marvin, ich konnte fühlen, wie ich alterte. Tag um Tag das gleiche erschöpfende, sinnlose Leben. Und die meiste Zeit warst du zu müde, um mich überhaupt anzusehen. Da war nur von deinen blöden Robotern die Rede! Ich bin fast zugrunde gegangen, Marvin!«
    Goodman kam plötzlich auf die

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