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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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man sich auf solche abstrusen Dinge wie Wahnsinn, Schönheit, Krieg spezialisiert, auf Trunkenheit, Reinheit, Horror, und die Leute kommen Lichtjahre weit zu Kostproben angereist.«
    »Und die Liebe?«, wollte eine Frau wissen.
    »Aber ja, junge Frau«, erwiderte der Händler freundlich. »Die Erde ist der einzige Planet in der ganzen Galaxie, auf dem es sie noch gibt! Detroit II und III haben sie ausprobiert und als zu teuer befunden, Alana, müssen Sie wissen, hat entschieden, dass sie verwirrend ist, und sie auf Moracia oder Doran V einzuführen, dazu war keine Zeit. Aber, wie ich schon sagte, auf der Erde hat man sich auf derlei Verrücktheiten spezialisiert – und man profitiert davon.«
    »Man profitiert davon?«, erkundigte sich ein beleibter Bauer.
    »Selbstverständlich! Die Erde ist alt, ihre Bodenschätze sind aufgebraucht, ihre Felder unfruchtbar. Ihre Kolonien sind mittlerweile unabhängig und werden von nüchternen Leuten, solchen wie euch, bewohnt, die für ihre Waren einen entsprechenden Gegenwert verlangen. Was sonst kann die gute Erde also bieten außer den Nichtigkeiten, die das Leben so lebenswert machen?«
    »Haben Sie sich auf der Erde verliebt?«, wollte Simon wissen.
    »Ja«, erwiderte der Händler und setzte mit einer gewissen Härte hinzu: »Ich war verliebt und jetzt reise ich. Meine Freunde, diese Bücher hier …«

    Zu einem Wahnsinnspreis erwarb Simon einen uralten Gedichtband und träumte, darin lesend, von der Leidenschaft im Schein des trunkenen Mondes, von der Morgendämmerung, die schwach auf den schmachtenden Lippen der Liebenden schimmert, von eng umschlungenen Körpern an einem dunklen Strand, rasend vor Liebe, betäubt von der brüllenden Brandung.
    Und nur auf der Erde gab es das noch! Denn, wie der Händler erzählt hatte, die überall verstreut lebenden Kinder der Erde waren zu sehr damit beschäftigt, fremdem Boden ihren Lebensunterhalt abzuringen.
    Weizen und Mais wuchsen auf Kazanga und die Fabriken schossen auf Detroit II und III nur so aus dem Boden. Die Fischwirtschaft Alanas war das Tagesgespräch des südlichen Sternengürtels, auf Moracia gab es gefährliche Tiere und auf Doran V konnte man eine ganze Wildnis erschließen. Und das war gut so, und genauso sollte es sein.
    Doch die neuen Welten waren asketisch, sorgfältig geplant, steril in ihrer Perfektion. Einiges war in der toten Weite des Weltraums verlorengegangen und nur die Erde kannte noch die Liebe.
    Deshalb arbeitete Simon und sparte und träumte. Und als er neunundzwanzig war, verkaufte er seine Farm, packte alle sauberen Hemden, die er besaß, in einen praktischen Handkoffer, zog seinen besten Anzug und ein paar feste Straßenschuhe an und bestieg das Flugboot Kazanga – Mutterland.
    Endlich kam er auf die Erde, wo Träume wahr werden müssen , denn es gibt dort ein Gesetz gegen ihr Scheitern.

    Eilig passierte er auf dem Raumflughafen New York den Zoll und wurde unterirdisch zum Times Square befördert. Dort taumelte er blinzelnd ans Tageslicht, den Handkoffer eng an sich gepresst, denn er war vor Taschendieben,
Handtaschenräubern und anderen Bewohnern der Stadt gewarnt worden.
    Atemlos vor Staunen sah er sich um.
    Was ihm als Erstes ins Auge fiel, war die endlose Reihe von Theatern, die Attraktionen in zwei, drei oder vier Dimensionen boten, je nachdem, was einem mehr zusagte. Und was für Attraktionen!
    Rechts von ihm verkündete eine große Markise vor einem Eingang: Sinnliche Begierde auf der Venus! Ein dokumentarischer Bericht über die sexuellen Praktiken der Bewohner der grünen Hölle! Schockierend! Enthüllend!
    Er wollte hineingehen. Doch auf der anderen Straßenseite lief ein Kriegsfilm. Die Reklametafel schrie ihm entgegen: Die Sonnenknacker! Für unsere Teufelskerle, die Weltraum-Marines! Und weiter die Straße hinunter wurde für den Film Tarzan im Kampf mit den Leichen fressenden Dämonen des Saturn geworben.
    Tarzan, rief er sich in Erinnerung, war ein Naturbursche gewesen, der auf der Erde seit Urzeiten wie ein Held verehrt wurde.
    Es war alles verführerisch, aber es gab doch noch so viel mehr! Er sah kleine, offene Läden, in denen es Speisen von allen Welten zu kaufen gab, und besonders diese typisch irdischen Gerichte wie Pizza, Hotdogs, Spaghetti und Knishes. Und es gab Geschäfte, in denen die ausgemusterte Bekleidung der irdischen Weltraumflottenbesatzung verkauft wurde, und wiederum andere, die nichts weiter als Getränke feilboten.
    Simon wusste gar nicht, was er zuerst

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