Der widerspenstige Planet
und zu großem Regenmantel neben sich stehen.
»Nicht von hier?«, fragte der kleine Mann.
»Stimmt«, sagte Simon. »Woher wissen Sie das?«
»Die Schuhe. Ich gucke mir immer die Schuhe an. Wie gefällt Ihnen unser kleiner Planet?«
»Es ist so … verwirrend«, erwiderte Simon vorsichtig. »Ich meine, ich hatte nicht erwartet … also …«
»Verstehe«, sagte der Kleine. »Sie sind ein Idealist. Ein Blick in Ihr ehrliches Gesicht und ich weiß Bescheid, mein Freund. Sie sind aus einem bestimmten Grund auf die Erde gekommen. Habe ich Recht?«
Simon nickte. Der kleine Mann fuhr fort: »Ich kenne den Grund, mein Freund. Sie suchen nach einem Krieg, der die
Welt sicherer macht, und da sind Sie genau an der richtigen Stelle. Wir haben zu allen Zeiten sechs Hauptkriege laufen und in keinem davon muss man lange auf eine hohe Position warten.«
»Entschuldigung, aber …«
»In diesem Augenblick«, fuhr der kleine Mann eindringlich fort, »kämpfen die unterdrückten Arbeiter von Peru verzweifelt gegen eine korrupte und dekadente Monarchie. Ein Mann mehr könnte den Ausschlag geben. Sie, mein Freund, könnten dieser Mann sein! Sie könnten den Sieg des Sozialismus herbeiführen!« Als er Simons Gesichtsausdruck sah, setzte er rasch hinzu: »Aber es spricht auch eine ganze Menge für eine aufgeklärte Aristokratie. Der weise König von Peru – ein wahrer Philosoph im Sinne Platons – hat Ihre Hilfe bitter nötig. Sein winziger Trupp von Wissenschaftlern, Humanitariern, Schweizergardisten, Rittern des Königreichs und könig lichen Bauern wird von der fremdbestimmten sozialistischen Verschwörung äußerst bedrängt. Ein einziger Mann, müssen Sie wissen …«
»Ich bin nicht interessiert«, sagte Simon.
»In China, die Anarchisten …«
»Nein.«
»Vielleicht sagen Ihnen die Kommunisten in Wales mehr zu? Oder die Kapitalisten in Japan? Oder wenn Sie sich zu einer Splittergruppe hingezogen fühlen wie etwa den Feministen, Prohibitionisten, dem Bund für die Freiheit des Silbers oder Ähnlichen, dann könnten wir wahrscheinlich dafür sorgen …«
»Ich will keinen Krieg«, sagte Simon.
»Wer wollte Ihnen das verübeln?«, meinte der kleine Mann und nickte schnell. »Krieg ist die Hölle. In dem Fall sind Sie also der Liebe wegen auf die Erde gekommen.«
»Wie haben Sie das herausgefunden?«, fragte Simon.
Der kleine Mann lächelte bescheiden. »Liebe und Krieg«, sagte er, »sind die zwei wichtigsten Güter der Erde. Wir haben beide seit Beginn der Zeit in Rekordernten hervorgebracht.«
»Ist Liebe sehr schwer zu finden?«, erkundigte sich Simon.
»Gehen Sie zwei Häuserblocks stadtauswärts«, erklärte der Kleine lebhaft. »Sie können es gar nicht verfehlen. Sagen Sie dort, Joe schickt Sie.«
»Aber das ist unmöglich! Man kann doch nicht einfach losgehen und …«
»Was wissen Sie von der Liebe?«, fragte Joe.
»Nichts.«
»Na sehen Sie. Wir sind Experten darin.«
»Ich weiß, was in den Büchern steht«, sagte Simon. »Leidenschaft im Schein des trunkenen Mondes …«
»Klar, und Körper an einem dunklen Strand, rasend vor Liebe und betäubt von der brüllenden Brandung.«
»Sie haben dieses Buch gelesen?«
»Das ist die übliche Werbebroschüre. Ich muss los. Zwei Häuserblocks stadtauswärts. Können Sie gar nicht verfehlen.«
Und mit einem freundlichen Nicken verschwand Joe in der Menschenmenge.
Simon trank seine Coca-Cola aus und schlenderte den Broadway hinauf, die Stirn nachdenklich gerunzelt, jedoch entschlossen, sich keinesfalls vorschnell ein Urteil zu bilden.
Als er an der 44. Straße ankam, erblickte er eine riesige leuchtende Neonreklame: LIEBE AG.
Kleinere Neonbuchstaben verkündeten: Geöffnet 24 Stunden am Tag! Und darunter stand: Erster Stock.
Simon runzelte die Stirn, denn ein schrecklicher Verdacht war ihm gerade durch den Kopf geschossen. Dennoch
stieg er die Treppe hinauf und betrat ein kleines, geschmackvoll eingerichtetes Empfangszimmer. Von dort aus wurde er einen langen Korridor hinunter zu einem Raum geschickt, der eine Nummer trug.
In dem Raum befand sich ein gut aussehender, grauhaariger Mann, der sich hinter einem eindrucksvollen Schreibtisch erhob und Simon die Hand schüttelte mit den Worten: »Nun, wie steht’s auf Kazanga?«
»Woher wissen Sie, dass ich von Kazanga bin?«
»Dieses Hemd. Ich sehe mir immer das Hemd an. Mein Name ist Tate und ich bin hier, um Ihnen nach bestem Wissen zu Diensten zu sein. Sie sind …«
»Simon. Alfred
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