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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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köstliche Episode, eine Erholung, gut für den Verstand, für das Ego, für den Hormonausgleich und für den Teint. Aber man hat doch wohl kaum den Wunsch, sie ad infinitum fortzusetzen, nicht wahr?«
    »Ich wohl«, antwortete Simon. »Diese Liebe war besonders, einzigartig …«
    »Das ist sie immer«, meinte Mr. Tate. »Doch wie Sie wissen, wird jede Liebe auf dieselbe Art und Weise erzeugt.«
    »Wie bitte?«

    »Sie wissen doch bestimmt über die Technik zur Erzeugung von Liebe Bescheid?«
    »Nein«, erwiderte Simon. »Ich dachte, sie sei … natürlichen Ursprungs.«
    Mr. Tate schüttelte den Kopf. »Die natürliche Liebe haben wir vor Jahrhunderten aufgegeben, kurz nach der Mechanischen Revolution. Der Vorgang war zu langwierig und in kommerzieller Hinsicht nicht lohnend. Warum sollten wir uns damit abplagen, wenn wir jedes Gefühl nach Belieben durch Konditionierung und entsprechende Stimulierung bestimmter Gehirnzentren erzeugen können? Und das Ergebnis? Eine Penny, die völlig in Sie verliebt ist! Ihre persönliche Neigung in Verbindung mit unseren Berechnungen von Pennys besonderen physischen Eigenschaften haben die Liebe perfekt werden lassen. Wir mischen immer den dunklen Strand bei, den trunkenen Mond und die blasse Morgendämmerung …«
    »Dann hätte sie also jeden lieben können«, sagte Simon langsam.
    »Sie hätte dazu gebracht werden können, jeden zu lieben«, korrigierte Mr. Tate.
    »Großer Gott, wie ist sie bloß in diese schreckliche Situation geraten?«, wollte Simon wissen.
    »Sie ist zu uns gekommen und hat in der üblichen Art und Weise einen Vertrag unterschrieben. Sie wird sehr gut bezahlt. Und nach Ablauf des Mietverhältnisses erhält sie ihre Originalpersönlichkeit zurück – unberührt. Aber warum nennen Sie das, was sie tut, schrecklich? An Liebe ist doch nichts Verwerfliches.«
    »Es war keine Liebe!«, rief Simon.
    »Aber selbstverständlich! Der echte Artikel! Und mehr als das. Unparteiische wissenschaftliche Firmen haben seine Qualität getestet und mit seiner Urform verglichen. Bei jedem Test hat sich ergeben, dass unsere Liebe in
Bezug auf Tiefe, Leidenschaft, Inbrunst und Ausmaß der anderen überlegen war.«
    Simon schloss fest die Augen, öffnete sie wieder und sagte: »Hören Sie mich an. Ihre wissenschaftlichen Untersuchungen sind mir egal. Ich liebe sie, sie liebt mich, das allein zählt. Lassen Sie mich mit ihr sprechen! Ich möchte sie heiraten!«
    Mr. Tate zog angewidert die Nase kraus. »Nun mal langsam, mein Herr! So ein Mädchen wollen Sie doch wohl nicht heiraten! Aber gut, wenn Sie auf eine Eheschließung aus sind – auch damit handeln wir. Ich kann für Sie eine idyllische und beinahe spontane Liebesheirat arrangieren, mit einer hundertprozentigen, unter Regierungsaufsicht geprüften Jungfrau …«
    »Nein! Ich liebe Penny! Lassen Sie mich wenigstens mit ihr reden!«
    »Das dürfte gänzlich ausgeschlossen sein.«
    »Warum?«
    Mr. Tate drückte auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch. »Warum meinen Sie wohl? Wir haben die vorherigen Instruktionen aufgehoben. Penny ist inzwischen in einen anderen verliebt.«
    Und da begriff Simon. Mit einem Schlag wurde ihm klar, dass Penny just in diesem Augenblick einen anderen Mann mit jener Leidenschaft ansah, die er kennengelernt hatte. Dass sie für einen anderen Mann jene vollkommene und abgrundtiefe Liebe empfand, die unparteiische wissenschaftliche Firmen als viel größer befunden hatten als die altmodische, kommerziell sich nicht lohnende, natürliche und frei gewählte Liebe, und dass an eben jenem, in der Werbebroschüre erwähnten dunklen Strand …
    Mit einem Hechtsprung ging er Mr. Tate an die Kehle.
    Zwei Wärter, die kurz zuvor das Büro betreten hatten, packten ihn und führten ihn zur Tür.

    »Vergessen Sie nicht!«, rief Mr. Tate ihm nach. »Dies macht in keiner Weise die Erfahrung hinfällig, die Sie gemacht haben.«
    Es war teuflisch, aber Simon wusste genau, dass Mr. Tate Recht hatte. Und dann fand er sich auf der Straße wieder.
    Zuerst hatte er nur den einen Wunsch, von der Erde zu fliehen, wo wirtschaftliches Interesse die absonderlichsten menschlichen Verirrungen zuließ, die über das Fassungsvermögen eines normalen Menschen hinausgingen. Er ging sehr schnell und Penny ging neben ihm, das Gesicht verklärt vor Liebe zu ihm und ihm und ihm und dir und dir …
    Und natürlich kam er zu der Schießbude.
    »Wollen Sie Ihr Glück versuchen?«, fragte der Geschäftsführer.
    »Stellen Sie sie auf«,

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