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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Sie ihn, liebe Zuschauer? Gibt es keine Hoffnung mehr für Jim Raeder?«
    »Gibt es keine Hoffnung mehr?«, wiederholte Raeder leise, während ihm der Schweiß aus allen Poren trat, als er in dem dunklen, stickigen Badezimmer stand und den regelmäßigen Stößen gegen die Tür wie hypnotisiert folgte.
    »Einen Augenblick!«, rief Mike Terry. »Halten Sie aus, Jim Raeder, halten Sie noch ein Weilchen durch! Vielleicht
besteht noch Hoffnung! Ich erhalte eben einen dringenden Anruf von einem unserer Zuschauer, einen Anruf über die Gute-Samariter-Leitung! Hier ist jemand, der glaubt, Ihnen helfen zu können, Jim! Hören Sie uns, Jim Raeder?«
    Raeder rührte sich nicht. Die Scharniere der Wohnungstür brachen aus ihrer morsch gewordenen Verankerung.
    »Sprechen Sie ruhig, Sir«, sagte Mike Terry. »Wie heißen Sie, Sir?«
    »Äh … Felix Bartholemow.«
    »Nur nicht nervös werden, Mr. Bartholemow. Immer frisch von der Leber weg!«
    »Na ja, okay, Mr. Raeder«, erklärte die zittrige Stimme eines alten Mannes, »ich habe früher in der West End Avenue 156 gewohnt. Sogar in demselben Apartment, in dem Sie sich jetzt aufhalten, Mr. Raeder. Hören Sie, das Badezimmer hat ein Fenster, Mr. Raeder. Es ist übermalt worden, aber es ist da …«
    Raeder steckte den Fernsehapparat in die Tasche, entdeckte die Umrisse des Fensters und stieß mit dem Fuß zu. Glas splitterte und plötzlich drang Tageslicht herein. Er räumte die gezackten Bruchstücke von der Fensterbank und blickte hinaus.
    Es ging tief hinunter auf einen Hof aus Beton.
    Die Scharniere rissen aus dem Holz. Er hörte, wie die Tür auf den Boden schlug. Hastig stieg er durch das Fenster, hing noch einen Augenblick mit den Fingerspitzen am Fensterbrett und ließ sich dann fallen.
    Der Aufprall nahm ihm die Luft weg. Betäubt erhob er sich. In dem Badezimmerfenster erschien jetzt ein Gesicht.
    »Pech«, sagte der Mann, beugte sich hinaus und zielte mit einer stumpfnasigen Pistole auf Raeder.
    In diesem Augenblick explodierte im Hof eine Rauchbombe.

    Der Schuss des Schurken verfehlte sein Ziel gewaltig. Fluchend fuhr er herum. Weitere Rauchbomben detonierten und der Nebel hüllte Raeder ein.
    Er hörte Mike Terrys aufgeregte Stimme aus dem Gerät in seiner Tasche. »Laufen Sie!«, schrie Terry. »Laufen Sie um Ihr Leben, Raeder! Fliehen Sie, solange die Bande noch durch den Rauch behindert wird. Und danken Sie der Guten Samariterin Sarah Winters aus Brocktan, Massachusetts, Edgar Street 341, die fünf Rauchbomben gestiftet und einen Mann beauftragt hat, sie zu werfen!« Mit etwas ruhigerer Stimme fuhr er fort: »Sie haben heute einem Menschen das Leben gerettet, Mrs. Winters. Würden Sie unseren Zuschauern sagen, wie es …«
    Raeder konnte nichts mehr verstehen. Er raste durch den raucherfüllten Hof, vorbei an Wäscheleinen, hinaus auf die offene Straße.

    Leicht gebückt, um seine Größe ein wenig zu kaschieren, ging er etwas später die 63. Straße hinunter. Er taumelte vor Erschöpfung und ihm war schwindlig aus Mangel an Nahrung und Schlaf.
    »He, Sie da!«
    Raeder drehte sich zu der Stimme um. Auf den Stufen eines Wohnhauses saß eine ältere Frau und sah ihn mit zusammengekniffenen Brauen an.
    »Sie sind Raeder? Der, den sie umbringen wollen?«
    Raeder ging weiter.
    »Kommen Sie hier herein, Raeder«, sagte die Frau.
    Vielleicht war es eine Finte. Aber Raeder wusste, dass er auf die Großzügigkeit und Anständigkeit der Leute vertrauen musste. Er war ihr Stellvertreter, eine Verkörperung ihres Wesens, der einfache Mann von der Straße, der in Schwierigkeiten steckte. Ohne sie war er verloren. Mit ihnen konnte ihm nichts zustoßen.

    »Vertrauen Sie den einfachen Leuten«, hatte ihm Mike Terry gesagt. »Sie lassen Sie niemals im Stich.«
    Er folgte der Frau ins Wohnzimmer. Sie bot ihm einen Stuhl an und verließ den Raum. Wenige Augenblicke später kam sie mit einem Teller Eintopf zurück. Sie beobachtete ihn, während er aß, mit dem nüchternen Interesse eines Menschen, der im Zoo einem Affen beim Vertilgen von Erdnüssen zusieht.
    Zwei Kinder kamen aus der Küche und starrten ihn an. Drei Männer in Arbeitsanzügen traten aus der Schlafzimmertür und stellten eine Fernsehkamera auf ihn ein. In einer Ecke stand ein großer Fernsehempfänger. Während er das Essen hinunterschlang, beobachtete Raeder das Bild Mike Terrys und hörte der ernsten, besorgt klingenden Stimme zu.
    »Hier ist er, verehrte Zuschauer«, erklärte Terry. »Das ist Jim Raeder. Seit

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