Der widerspenstige Ritter (German Edition)
gar kein so langweiliger Milchtopf, als der Ihr erscheinen wollt. Ich bin wirklich froh, Euch kennengelernt zu haben.“
„Danke.“
Das klang eher zögerlich und vielleicht auch leicht ironisch. Denn Aaron wusste nicht wirklich, ob es erstrebenswert war, in der Gunst dieser Maid zu stehen. Es war wohl besser, solchen Bemerkungen keinen Platz einzuräumen. Ein Hinweis, dass es unziemlich war, so mit einem Fremden zu sprechen, erübrigte sich auch. Diese junge Lady hielt sich sowieso nicht an ein für sie gebührendes Verhalten.
2
Aaron machte nun schon zum x-ten Mal mit dem Ellbogen der Lady Bekanntschaft, die vor ihm auf seinem Pferd saß. Er unterstellte ihr bei dieser groben Behandlung keine Absicht. Aber das hieß nicht, dass er besonders glücklich darüber war, ständig in den Oberköper gestoßen zu werden. Auch ihre wenig betroffenen Entschuldigungen änderten nichts an dieser Tatsache. Er hatte den starken Verdacht, dass sie ihr Tun dennoch irgendwie genoss und nur darauf wartete, dass er seine Geduld verlor und sie schalt. Aber diesen Gefallen würde er ihr nicht tun.
Sie dafür zu rügen, dass sie versuchte, sich möglichst präsentabel herzurichten, indem sie ihre wirren Zöpfe öffnete und mit den Fingern durch ihr Haar strich, war schließlich auch in seinem Interesse.
Von seinem ersten Eindruck eines frechen kleinen Bauernmädchens blieb nach dieser Aktion wenig zurück. Bis vielleicht auf die Tatsache, dass sie wirklich ein ziemlich ungebührliches Verhalten an den Tag legte, wenn man bedachte, dass sie sich als Edelfräulein entpuppt hatte. Sich in eine halbwegs präsentable junge Lady zu verwandeln, änderte aber immer noch nichts daran, dass diese Maid irgendwie … aus dem Rahmen fiel.
„Wenn ich meine Rolle heute Nachmittag überzeugend spielen soll, müsst Ihr mir noch einige Informationen geben, Sir“, hörte sich diese Aufforderung nicht so an, als ob auch nur der kleinste Zweifel an ihrem Tun aufgekommen wäre, seit sie die Scheune verlassen hatten.
Aber da sie das Spiel weiter spielen wollte, war es wohl besser, ihr ein paar Informationen zu geben.
„Mein Vater erwartet, dass ich ihm heute eine Lady vorstelle, die bereit ist, meine Bewerbung anzunehmen.“
„Warum?“
„Warum was?“
„Warum erwartet Euer Vater das ausgerechnet heute von Euch? Warum wartet er nicht, bis Ihr die Lady Eurer Träume trefft und Euch Hals über Kopf verliebt?“
Das war eine Frage, die genau zu dieser jungen Dame passte. Vor allem war es eine Frage, die vollkommen unsinnig war, und das dürfte auch ihr bewusst sein. Liebe spielte bei einer Vermählung nur eine untergeordnete Rolle. Die Verbindung selbst war es, die zählte.
„Erwartet Ihr wirklich eine Antwort auf Eure Frage?“
Der Vorwurf klang deutlich in diesen Worten mit. Als Edelfräulein sollte sie wissen, wie eine Verbindung in ihren Kreisen zustande kam.
„Heiratsversprechen werden getroffen, um die eigene Position zu stärken, indem die Familie mit einem anderen einflussreichen Clan eine Allianz eingeht.“
Rebekka nahm sich diesen Vorwurf nicht zu Herzen. Sie konzentrierte sich lieber auf die Aussage selbst, und bohrte in dieser Richtung weiter.
„Warum stärkt Ihr dann die Position Eurer Familie nicht? Findet sich vielleicht kein Clan, der mit Eurer Familie eine Allianz eingehen will? Habt Ihr keinen Einfluss oder seid sogar mittellos?“
Diese Idee gefiel ihr ganz offensichtlich. Die hoffnungsvolle Begeisterung war kaum zu überhören. Kein Grund für Aaron, Rebekkas Frage zu beantworten. Er startete lieber zum Gegenangriff.
„Was wenn es so wäre? Würdet Ihr befürchten, dass ich Euch auf diese Komödie festnagle, um eine gute Verbindung einzugehen?“
Das war gemein von ihm, aber diese Maid machte es ihm wirklich schwer mit ihren ständigen haltlosen Vermutungen. Da konnte sich die Ritterlichkeit schon einmal kurz verabschieden.
„Würdet Ihr?“, fragte sie begeistert zurück. „Mich und meine Familie auf dieses gespielte Versprechen festnageln? Ist das Eure Methode, um an eine Braut zu kommen?“
Warum hatte Aaron jetzt den Eindruck, als ob diese Maid ein solches Verhalten seinerseits als großes Abenteuer sehen würde? Wohl darum, weil sie sich genau so anhörte. Nur würde er ihr diesen Gedanken ganz schnell wieder austreiben.
„Selbst wenn ich bereits tot und begraben wäre, würde ich mich auf eine Verbindung mit Euch nicht einlassen. Ihr seid vor mir so sicher, als hätte man Euch in ein Kloster
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