Der widerspenstige Ritter (German Edition)
gesteckt und zur Nonne gemacht.“
Darüber schien die Maid eine Weile nachzudenken. Vielleicht hatte es Aaron aber auch nur ein wenig übertrieben, und sie nun ernsthaft beleidigt. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die kurze Sprechpause des Mädchens nichts mit dieser Äußerung zu tun hatte. Sie machte sich über etwas ganz anderes Gedanken.
„Wenn ich vor Eurem Vater Eure Braut spiele, soll ich da vielleicht so tun, als ob ich Euch mit Haut und Haaren verfallen bin?“
Aaron seufzte in leichter Verzweiflung. Die strahlende Begeisterung, die die Maid erneut ergriffen hatte, war ein wenig Nerv tötend. Und sie fuhr noch dazu fort, ihm ihre weiteren Überlegungen zu diesem Spiel mitzuteilen.
„Ich könnte Euch wie eine liebeskranke Kuh anhimmeln“, schlug sie begeistert vor. „Ich seufze ab und zu einfach Euren Namen.“ Sie hielt kurz inne.
„Euer Name“, fiel ihr ein. „Ich kenne Euren Namen ja noch gar nicht. Und wenn ich nur Mylord seufze, könnte sich ein anderer angesprochen fühlen.“
Rebekka drehte ihren Kopf ein wenig und versuchte mit dem Ritter, der hinter ihr auf dem Pferd saß, Blickkontakt aufzunehmen. Nur sah der stur über sie hinweg und nahm den Wink nicht zur Kenntnis.
„Euer Name, mein Herr. Wenn ich Eure Auserwählte spielen soll, dürfte ich wenigstens Euren Namen kennen“, erinnerte Rebekka noch einmal ganz deutlich.
Aaron hätte gerne gesagt, dass diese Komödie nicht sein Werk war. Aber dieser Hinweis würde wohl kaum auf fruchtbaren Boden fallen, jetzt da er mitmachte.
„Aaron.“
Bei dieser Maid war es besser, sparsam mit Worten umzugehen. Außerdem hatte sie ihn ja nur nach einem Namen gefragt, nicht nach der Zugehörigkeit einer Familie oder einen Titel. Diese einsilbige Antwort war es jedoch nicht, was sie an seiner Auskunft störte.
„Da kann man ja gar nichts abkürzen oder verniedlichen“, war Rebekka enttäuscht. Und sie wies ihren Begleiter auch gleich darauf hin, dass das bei ihrem Namen sehr wohl der Fall war.
„Also, wenn Ihr mich anstatt Lady Rebekka einfach Bekky nennt, dann können wir Euer kleines Handicap wieder ausgleichen.“
Aaron verzichtete auf eine Erwiderung. Zum Glück musste er auch nichts weiter erwidern, da das Waldstück, durch das sie seit dem Verlassen der Scheune geritten waren, sich nun lichtete. Nun bot sich der jungen Lady ein freier Blick auf Aarons heimatliche Burg.
Die Enttäuschung des Fräuleins dämpfte einigermaßen ihre optimistische Grundeinstellung. Ein Gefühl, dem sie auch mit Worten Ausdruck verlieh.
„Ihr seid ja gar nicht arm wie eine Kirchenmaus. Wenn Euch das da gehört, dann müssten Euch die Ladys eigentlich in Scharen nachlaufen.“
Das da, war eine Burg, deren Ausmaße mehr als nur beeindruckend waren. Alleine auf der ihr zugewandten Seite konnte Rebekka sechs Türme in der äußeren Ringmauer zählen. Auch sonst hatte man sich nicht damit zufrieden gegeben halbe Sachen zu machen. Wer auch nimmer diese Festung belagern wollte, musste sich mit dem Spott derjenigen auseinandersetzten, die sich sicher darin aufhielten. Für Rebekka sah es so aus, als ob es hier keine Angriffsfläche geben würde. Aber dennoch blieb die Maid weniger beeindruckt, als enttäuscht.
„Kein Wunder, dass es Euch so schwer fällt, kein Milchtopf zu sein. Von hier abzustammen, muss Euch ja als Kind mit Etikette schon erschlagen haben.“
Wenn die Lady wüsste! Nun ja, sie würde ganz schnell feststellen, dass Etikette in seinem Elternhaus keine Bedeutung hatte. Die Burg mochte zwar beeindruckend aussehen, aber deren Bewohner fehlte diese Eigenschaft. Zumindest wenn man Etikette erwartete.
Das zeigte sich schon darin, dass die Ankunft des Burgerben nicht großartig beachtet wurde. Kein Gruß richtete sich an Aaron, und es kam auch niemand zu Hilfe, um das Fräulein, das mit ihm ankam, aus dem Sattel zu heben. Um Rufus musste er sich selbst kümmern, denn keiner der Stallburschen nahm ihm diese Arbeit ab.
Rebekka faszinierte dieser Mangel an Freundlichkeit gegenüber einem Mitglied dieses Haushalts ganz gewaltig. Aber vielleicht hatte sie auch nur etwas angenommen, das gar nicht stimmte. Ganz sicher war der Ritter in ihrer Gesellschaft nicht der Erbe dieser großen Burg. Ein unbedeutender Verwandter vielleicht. Ihr war das eigentlich egal, solange sie ihren Spaß dabei hatte, ein kleines Schauspiel aufzuführen.
Der Spaß kündigte sich nicht so an, wie Rebekka erwartet hatte. Denn um zu Aarons Vater zu gelangen, mussten
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