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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Evangelisten ausgestattete Kenton im Jahr 1949 von den Republikanern für die Wahl zum Präsidentschaftskandidaten nominiert werden würde. Kenton nahm die Nominierung an und zeigte im folgenden Wahlkampf, dass er mehr als jeder andere Vertreter des politischen Establishments verstanden hatte, dass Stimmung und Selbstverständnis in Amerika sich grundlegend verändert hatten. Die Amerikaner glaubten, die Plage sei von Gott gesandt worden, um sie für ihre Sünden zu bestrafen, und nur die Gläubigen seien verschont worden. Kentons Politik spiegelte dies wider: In seinem Wahlprogramm versprach er, den ersten Verfassungszusatz dahingehend zu ändern, dass die Vereinigten Staaten fortan ein rein protestantisches Land mit drastisch eingeschränkter Religionsfreiheit wären.
    iErfolg in GCSE-Dip: Ein Revisionsführer zur modernen Geschichte, ParaDigm Publikationen
    Aaliz Heydrichs Schritte waren deutlich beschwingt, als sie durch einen Gang des Weißen Hauses auf das Zimmer zuging, wo sie Jim Kenton und dessen Frau treffen sollte. Dass sie sich soeben hundert Milliliter erstklassigen italienischen Blutes einverleibt hatte, trug nicht unwesentlich dazu bei – ihre Stimmung und ihre Geistesgegenwart profitierten davon –, doch das war nicht alles.
    Dass sie es geschafft hatte, sich der albernen Allüren ihres Gastkörpers zu entledigen, spielte ebenfalls eine wesentliche Rolle. Sie hatte sich das Haar auf eine vernünftige Länge schneiden und in einem Blond färben lassen, das annähernd ihrer natürlichen Farbe entsprach. Ihre Garderobe hatte sie völlig umgekrempelt und die kindischen Grufti-Klamotten einer von Washingtons vielen Wohlfahrtsorganisationen gespendet. Vor allem aber hatte sie ihre »Mutter« überredet, nicht ständig hinter ihr herzuspionieren und jede ihrer Bewegungen zu überwachen.
    Der Hauptgrund für ihre gute Laune jedoch lag darin, dass sie heute endlich die Aufgabe angehen würde, mit der sich ihr Schicksal erfüllen sollte. So wäre sie bald wieder mit ihrem Vater vereint – ihrem echten Vater. Und dann würden sie Schulter an Schulter stehen, Herrscher und Herrscherin der Realen Welt.
    Im Konferenzraum erwarteten sie Jim Kenton und dessen Frau Marsha, auch bekannt als »Gottes Paar«, die berühmtesten und einflussreichsten Evangelisten Amerikas. Doch nachdem Aaliz sich stundenlang Polly-Filmmaterial über das Ehepaar und die bearbeiteten Highlights ihrer missionarischen Fernsehauftritte reingezogen hatte, war sie jetzt enttäuscht. Die beiden waren um einiges älter, als sie erwartet hatte. Aus einer Polly-Abfrage wusste sie, dass Jim Kenton Mitte fünfzig war – das genaue Geburtsdatum war variabel – und seine Frau einige Jahre jünger, doch so wie sie aussahen, vermutete Aaliz, hatten sie sich wohl erheblich jünger gemacht. Sicher, die Falten und Runzeln waren mit Hilfe von Facelifts und Botoxspritzen sorgfältig versteckt, doch das hatte nur zu merkwürdigen Puppengesichtern geführt, typisch für Menschen, die die Spuren der Zeit verwischen wollten.
    Und dann gab es natürlich noch den Einsatz des wunderbaren PollyMorphings, doch darüber redete man nicht.
    Als Aaliz den Raum betrat, kam Kenton auf sie zu. »Guten Morgen, Miss Williams. Ich bin Reverend Jim Kenton, und das hier ist meine Gattin, Marsha.« Er hatte einen derartig starken Südstaatenakzent, dass Aaliz ihn kaum verstand. »Es ist eine große Ehre für uns, ins Weiße Haus eingeladen zu werden.«
    Die Ergänzung »endlich« blieb unausgesprochen.
    Während sie die weiche, plumpe Hand des Reverends schüttelte, erkannte sie an seinem Blick, wie gekränkt er darüber war, dass der Präsident ihm nie erlaubt hatte, seiner Machtzentrale nahe zu kommen. Dabei hätte es ihn nicht überraschen dürfen. Präsident Sam Williams hasste Jim Kenton und den ganzen religiösen Humbug, den sein Sender verzapfte.
    Trotzdem konnte sie Kentons Verdruss verstehen. Seit 1949 der Erste Prophet, Frank Kenton, zum Präsidenten gewählt worden war, hatte der Kenton-Clan Amerika regiert. Tatsächlich war es nur der auf die 12/12 Gräueltat folgenden Erniedrigung zu verdanken, dass Sam Williams und seine nuDemokraten sich mit einem minimalen Vorsprung ins Weiße Haus hatten quetschen können. Diese Niederlage wurmte ihn offensichtlich immer noch. Jim Kenton war der Ansicht, dass Samuel Williams ihn um sein Geburtsrecht geprellt hatte. Die beiden Männer konnten sich nicht riechen.
    Der Hass saß derart tief, dass Aaliz all ihre Überredungskunst

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