Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
auszudrücken.
»Wunder sind wichtig, weil sie beweisen, dass man von Gott gesegnet ist, Jim. Die Christen fragen sich, warum Gott nicht aktiver ist, warum er sich nicht sozusagen auf die Beine macht, um die Toten wieder zum Leben zu erwecken, die Kranken zu heilen oder die Hungrigen zu speisen. Mysterien sind schön und gut, aber wenn Gott sich nicht hin und wieder blicken lässt, werden die Leute auf den billigen Plätzen nervös. Das hat er jetzt eingesehen und mich gebeten, für ihn einzuspringen.«
»Sie werden Wunder wirken?«
»Ja.«
»Was für Wunder?«
»Ich werde der Sucht ein Ende machen.«
»Welcher Sucht?«
»Abhängigkeit ist die Hauptursache der Korruption auf der Welt, Jim, und ich werde sie ausmerzen.«
»Wie denn?«
»Mit einem speziellen Keine-krummen-Sachen-Messgerät.«
»Einem was?«
»Keine-krummen-Sachen-Messgerät«, wiederholte Aaliz. »Einem Apparat, mit dem man Seelen neu ausrichtet. Gott hat mir gezeigt, wie die Seele eines Menschen spirituellen Wegen folgt, die sich durch den ganzen Körper ziehen und alle Teile zu einem Ganzen vereinen. Das hat Ähnlichkeit mit dem japanischen Konzept des QI , dem Lebenselixier, das unsere Körper durchdringt und unseren Geist und unsere Seele aufrechterhält. Wenn ein junger Mensch süchtig wird, verheddern sich diese Wege und werden unpassierbar. Gott hat mir gezeigt, wie ich sie mit seinem KKS -Meter wieder geradebiegen kann.«
»Und das funktioniert?«
»Klar funktioniert es!«, antwortete Aaliz empört. »Schließlich ist es von Gott inspiriert.« Sie lächelte ihren Gästen unschuldig zu. »Soll ich es Ihnen zeigen, Jim und Marsha? Wollen Sie sehen, wie ich Ihnen Ihre Süchte austreiben kann?«
»Ich habe keine Süchte«, protestierte Jim Kenton.
»Oh, ich glaube, wir wissen beide, dass das nicht stimmt«, sagte Aaliz leise. » ABBA , würdest du uns bitte die Aufnahmen zeigen, die moteBot gestern in Jim Kentons Schlafzimmer gemacht hat?« Die Leinwand auf der Wand des Konferenzsaals leuchtete in bunten Farben auf und zeigte dann mittels eines hochkarätiges iVideos, wie sich Kenton über den Frisiertisch seiner Frau beugte und zwei lange Kokslinien hochzog.
»Wie … ?«
»Wie ich ein moteBot an Ihren Sicherheitsleuten vorbeigeschmuggelt habe? Weiß der Himmel, Jim.«
»Aber … aber … das ist eine Verletzung der im Patriot Protection Act garantierten Privatsphäre«, stammelte Kenton. »Es verstößt gegen das Gesetz, moteBots dazu zu benutzen, die häusliche Umgebung auszuspionieren.«
»Völlig korrekt, Jim, aber auch verdammt irrelevant. Wenn ich ABBA bitte, diese Aufnahmen im Polly zu veröffentlichen, wäre ein Verstoß gegen Ihre Persönlichkeitsrechte das Letzte, worum Sie sich sorgen würden. Sie hätten alle Hände voll zu tun, sich gegen den Vorwurf der Heuchelei zu verteidigen. Es sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, ob man gegen Drogenmissbrauch wettert oder ob man dabei erwischt wird. Ganz zu schweigen von den Aufnahmen, die zeigen, wie Sie sich in Brasilien wegen Ihrer vom Koks zerfressenen Nase behandeln lassen.«
Jim Kenton versank kreidebleich in seinem Sitz.
»Und Sie, Marsha, haben ja mit ganz anderen Dämonen zu kämpfen, nicht wahr? Was meinte die Christliche Frauenvereinigung, deren Vorsitzende Sie sind, noch zur lesbischen Liebe? Dass sie abscheulich und widerwärtig ist, glaube ich.«
Die nächsten Aufnahmen, die ABBA zeigte, waren so scharf und drastisch, dass Aaliz einen Augenblick Angst hatte, Marsha könne einen Herzschlag bekommen. »Sie haben allen Grund, sich zu sorgen, Marsha«, ätzte Aaliz. »Dieses Material könnte für einiges Aufsehen bei Polly sorgen! Vor allem der Smoking gefällt mir, er erinnert an Marlene Dietrich. Im Übrigen zeugt es von einer gewissen sexuellen Ambiguität, was die Abgeordnete Samples Ihnen mit … diesem Ding antut.«
»Was wollen Sie?«, fragte Kenton leise.
»Ich will Sie retten.« Aaliz stand auf und ging zu einem Tisch in der Mitte des Raumes. Mit einer theatralischen Bewegung zog sie ein schwarzes Tuch von einem zweckmäßig aussehenden Apparat. »Das hier ist ein KKS -Meter, und damit werde ich Sie von Ihren Süchten befreien, Jim und Marsha. Schließlich will ich keine mit Makeln behaftete Partner haben, nicht wahr?«
»Partner?«
»Ja, denn morgen werden Sie verkünden, dass Sie mich zur Anführerin Ihrer Jungen Gläubigen gekürt haben, die wir anschließend in Fun/Funs umbenennen werden. Eine Presserklärung ist bereits formuliert, damit
Weitere Kostenlose Bücher