Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Schweiß in seinen Achselhöhlen sammelte, zermarterte er sich den Kopf auf der Suche nach einer Lösung.
»Es gäbe eine Möglichkeit, Monsieur Kruchkow, aber sie ist ziemlich brutal … barbarisch …«
»Ich höre?«, sagte Kruchkow.
»Wir könnten Sprengstoff einsetzen. Sprenggelatine. Der Turm wäre im Handumdrehen platt, aber wir bräuchten noch zwei Wochen, um die Stahltrümmer zu entsorgen.«
»Ah.«
»Mais oui, ah. Wir könnten die Träger zerstören«, er zeigte auf die nächstgelegene der vier Säulen, die den Turm hielten, »und den gesamten Turm auf die Champs de Mars plumpsen lassen. Das würde, wie die Anglos sagen, ein Mords-Chaos anrichten, aber es wäre höchst effektiv.«
»Und verfügt Mitraille de Medi über das nötige Knowhow für eine derartige Sprengung?«
»Mais oui.«
»Dann kann ich Ihre Firma in das Ausschreibungsverfahren aufnehmen.«
»Ausschreibungsverfahren?«
»Selbstverständlich, Monsieur Poisson. Der Auftrag wird über eine Ausschreibung vergeben.«
»Und wer ist für dieses Ausschreibungsverfahren zuständig?«
»Na, ich natürlich.«
Claude Poisson fiel ein Stein vom Herzen. Mit der Bestechung von Staatsbediensteten kannte er sich aus.
46. Tag im Frühling
Captain Peregrine Jenkins war mehr als misstrauisch, was diesen eleganten Russen Kruchkow betraf.
Er war in das Büro des Majors gerufen worden, um einen Mann zu treffen, der, wie es schien, dem Major ein Ding andrehen wollte, von dem er behauptete, dass es Jenkins Dampfpanzer-PaRade zur Feier der Unterzeichnung der Anschlusserklärung in ein »unvergessliches Ereignis« verwandeln würde. Das fragliche Ding war unscheinbar. Es sah aus wie eine Seifenkugel mit einem Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimetern und war, soweit er aus den Mustern, die auf dem Schreibtisch des Majors lagen, entnehmen konnte, in drei Farben erhältlich: rot, blau und grün.
»Wenn man diese Farbtabletten in die Kessel unserer Fahrzeuge gibt«, so erläuterte ihm der Major, »lösen sie sich bei einer Temperatur von zweihundertzwölf Grad Fahrenheit auf und färben den Dampf, der aus den Auspuffrohren tritt, entweder rot, blau oder grün.«
Endlich fiel der Groschen. Im Stürmer hatte gestanden, dass eine neue Flagge in Auftrag gegeben worden war, bei der das Valknut-Symbol des ForthRight auf Medis Trikolore erschien, um den Anschluss zu feiern. Und da die Trikolore aus den Farben rot, blau und grün bestand, konnte Captain Jenkins trotz seines beschränkten intellektuellen Horizonts die patriotischen Möglichkeiten erkennen, die in Kruchkows Farbtabletten steckten.
Obwohl es aussah, als wäre er dazu verurteilt, in einer Dunstwolke aus Dummheit durchs Leben zu gehen, verfügte er über ein angeborenes Misstrauen, vor allem, wenn das Wohlbefinden seiner geliebten Dampffahrzeuge auf dem Spiel stand. »Verstößt das nicht gegen Verordnung dreizehn der Betriebsregeln für gepanzerte Dampfwagen, Sir, Fremdkörper oder anderweitige Substanzen in den Kessel besagter Fahrzeuge einzuführen, die den ordnungsgemäßen Betrieb und die Funktionen derselben stören könnten? «
Major Tomlinson sah Jenkins an, als hätte er ein zurückgebliebenes Kind vor sich. Jenkins war dieser Blick vertraut, sein Vater hatte ihn auch immer so angesehen. »Würde es Sie beruhigen, Jenkins, wenn ich Ihnen versichere, dass Mister Kruchkows Farbtabletten durch das Kriegsministerium des ForthRight eingehend getestet und zertifiziert worden sind?« Er schob seinem Untergebenen ein über und über mit Stempeln und Siegeln bedecktes Zertifikat über den Tisch.
»Captain Jenkins hat ganz recht, wenn er sich davon überzeugen will, dass die Farbtabletten die Funktionsfähigkeit seiner Dampffahrzeuge nicht beeinträchtigen«, bemerkte Kruchkow. »Dürfte ich vorschlagen, dass meine Vorarbeiterin morgen eine Probefahrt mit dem Captain unternimmt, damit er sich selbst überzeugen kann?«
47. Tag im Frühling
Rivets hielt nichts von Arbeit. Es missfiel ihm, um sieben Uhr morgens aufstehen zu müssen, damit er um acht in der Poststelle des Arbeitsministeriums sein konnte. Er hatte etwas gegen den Anzug, den Miss Norma ihm gekauft hatte (was für eine pampige Zicke sie geworden war). Er hatte was dagegen, sich zu waschen (oder gewaschen zu werden – Miss Norma hatte ihm mit ihrer kratzigen Bürste bereits die Haut aufgescheuert). Er mochte seinen Chef nicht, den übereifrigen Leiter der Poststelle, Monsieur Anton Henry, der die blöde Angewohnheit hatte, immer gerade
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