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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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dann aufzutauchen, wenn Rivets etwas tat, was er nicht tun sollte. Er hasste es, dass man ihn Robert nannte. Und am grässlichsten fand er den schmierigen Fettwanst Gaston Girard, der sich ständig an ihn ransägte, ihm zuzwinkerte und sich nach seiner Schwester erkundigte.
    »So, Robert«, erklärte ihm der übertrieben schulmeisterliche Monsieur Henry, »in diesem Sack befinden sich die vielen Schreiben an die Abteilungsleiter und Direktoren, die dieses wunderbare Ministerium leiten. Sie, kleiner Mann, greifen in den Sack, nehmen die Schreiben und stecken sie in diese Taubenlöcher. C’est facile, n’est pas?« Monsieur Henry wollte Rivets den Kopf tätscheln, doch Rivets entschied, dass das ein Zacken zu viel wäre. Er würde es dem Franzmann zeigen müssen. Zum Glück ließ sich dieser von der Pomade abschrecken, die Rivets sich ins Haar geklatscht hatte, damit es ihm nicht zu Berge stand.
    Als Monsieur sich endlich dünnegemacht und Rivets sich eine Kippe angezündet hatte, machte er sich an die Arbeit. Gewissenhaft fasste er in den Sack und warf die Briefe in die entsprechenden Löcher, während er nach Umschlägen Ausschau hielt, die an den Minister persönlich adressiert waren. Wie sich herausstellte, waren es an diesem Morgen fast dreißig. Diejenigen, die nicht in Quartier Chaud abgestempelt waren, ignorierte er, die anderen nahm er näher unter die Lupe. Schließlich fand er den, nach dem er suchen sollte, genau wie Vanka ihm erklärt hatte, und ließ ihn in seiner Jackentasche verschwinden.
    Der Dampfwagen traf Schlag zehn Uhr am Fuhrpark ein. Es stellte sich heraus, dass Kruchkows Vorarbeiterin eine große, ungemein kräftige Französin war, die zu Jenkins Überraschung eine kleine, recht junge Assistentin mitgebracht hatte. Diese war so unglaublich attraktiv, dass Captain Jenkins seine übliche schroffe Art vergaß und sich äußerst freundlich gab. Er führte die beiden Frauen zu dem Dampffahrzeug, wartete, bis der Sergeant die Siegel am Kessel aufgebrochen hatte, und beobachtete, wie die Größere auf das Fahrzeug kletterte und eine Farbtablette in den Wassertank warf.
    Der Test war ein voller Erfolg. Das Dampffahrzeug tuckerte in eine rote Wolke gehüllt über die Anlage, und die Wirkung war so erstaunlich, dass die Mannschaften, die emsig dabei waren, Staub und Rost von ihren Fahrzeugen zu kratzen, bei ihrer Arbeit innehielten und Beifall klatschten, als der Dampfwagen vorbeischnaufte.
    Die hübsche Assistentin stellte sich beunruhigend dicht neben Captain Jenkins und sagte in einem erstaunlich guten Englisch: »Es gibt da ein Problemchen, Monsieur le Capitaine.« Es klang überaus liebenswürdig.
    Jenkins runzelte die Stirn. Er hatte schon immer Probleme damit gehabt, Probleme zu lösen.
    »Unserer Erfahrung nach besitzen die Farbtabletten eine Lebensdauer von etwa zehn Minuten. Wenn sie also hier in der Anlage in die Kessel eingeführt werden, werden sie verbraucht sein, wenn die Wagen etwa die Hälfte der Strecke zur Champs de Mars zurückgelegt haben, wo die PaRade stattfinden soll.«
    »Verstehe, aber das ist nicht wirklich ein Problem. Der Heizer kann ja unterwegs kurz aussteigen und eine neue Tablette einwerfen.«
    »Ja, sicher, aber würde es dieser Lösung nicht an einer gewissen élégance fehlen, einer je ne sais quoi ? Dürfte ich einen Vorschlag machen, um dieses Dilemma zu lösen?«
    »Bitte, Mademoiselle.«
    »Das Symbol der Liberté ist von den äußerst unpatriotischen Weibern, die sich die UnBefleckten nennen, beschlagnahmt, besser gesagt, entwendet worden. Wäre es nicht ein gelungener Streich, wenn wir es wieder für uns reklamieren würden, als Zeichen der entente cordiale zwischen unseren beiden großen Staaten? Wenn Liberté auf dem ersten Dampfwagen stehen, die Flagge der Union hochhalten und zur geeigneten Zeit die Farbtablette in den Kessel werfen würde?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Sie recht verstehe.«
    »Darf ich es Ihnen vorführen?«
    »Ja, gewiss, warum nicht?«
    »Dann müsste ich mich kurz umziehen. Ich muss ja wie Liberté aussehen, wenn ich sie darstellen soll.«
    Bemerkenswerterweise hatte die hübsche junge Frau – Norma Dubois – ein Kostüm und eine Trikolore im hinteren Teil ihres Dampflasters verstaut. Captain Jenkins musste zugeben, dass es ein bezauberndes Kostüm war, das ihre rechte Brust völlig entblößte. Major Tomlinson, der herbeigeeilt war, als er gesehen hatte, dass die Mannschaften ihre Werkzeuge beiseitelegten, schien einer Meinung mit ihm

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