Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
nahelegte, das Vertrauen dieses Hundesohns von Beria besaß. Poisson sah schon Bilder von Fleischerhaken und Klaviersaitendraht vor sich. Er brachte gerade noch ein leichtes Nicken zustande.
»Dann werden Sie wissen, dass dieses Schreiben«, Kruchkow steckte die Hand in die Innentasche seines Jacketts und nahm besagten Brief heraus, den Poisson dem Minister geschickt hatte, »unser Abkommen verletzt. Hierin wird das Projekt, den Eichelturm zu verschrotten, in allen Einzelheiten beschrieben. Diese Enthüllung könnte man durchaus als Verrat verstehen. Und wissen Sie, welche Strafe für den Verrat von Staatsgeheimnissen vorgesehen ist, Monsieur Poisson?«
»Oui, Monsieur« , stammelte Poisson. Sein Mund war plötzlich derart trocken, dass er kaum sprechen konnte. Sein Arschloch zuckte in nervöser Vorahnung, die Checkya könne jeden Augenblick auftauchen.
»Schön. Dann kann ich davon ausgehen, dass sich eine solch bedauerliche Entgleisung nicht wiederholen wird?«
»Ja.«
»Dann wollen wir unsere für beide profitable Beziehung nicht von diesem faux pas beeinträchtigen lassen.« Damit und zu Poissons größter Erleichterung riss Kruchkow seinen schändlichen Brief in kleine Stücke, warf sie in einen Aschenbecher und zündete sie an. Anschließend erhob er das Glas. »So, und jetzt lassen Sie uns auf einen Neuanfang anstoßen.«
»Einen Neuanfang«, wiederholte Poisson und überlegte, ob es angebracht wäre, auf die Knie zu fallen und sich bei diesem Mann zu bedanken, der ihm auf so wundervolle Art und Weise verziehen hatte.
»Zurück zum Geschäftlichen.« Kruchkow zog einen zweiten Umschlag aus seiner Jacketttasche. »Hier ist der Bescheid mit der Bestätigung, dass Mitraille de Medi die Ausschreibung zur Verschrottung des Eichelturms, zur Entsorgung der Trümmer und zum Verkauf derselbigen auf dem freien Markt gewonnen hat. Das Arbeitsministerium des ForthRight wird nach erfolgter Sprengung einhunderttausend Guineen zahlen, dieses sollte innerhalb von dreizehn Tagen nach Unterzeichnung des Vertrages erfolgen, das heißt, einen Tag nach den Anschlussfeierlichkeiten. Die Einnahmen aus dem Verkauf werden fünfzig zu fünfzig zwischen dem Ministerium und Mitraille de Medi aufgeteilt. Sagen Ihnen diese Bedingungen zu?«
Claude Poisson hätte dem Russen die Füße, den Hintern, oder was immer er wollte, geküsst. Es war ein außergewöhnlich vorteilhafter Vertrag, bei dem er reicher werden würde, als er sich je hatte träumen lassen, und er hatte schon die wildesten Träume gehabt. Jetzt musste er Kruchkow nur noch dazu bringen, ihm den Umschlag zu übergeben. Doch so wie der ihn festhielt, waren die Verhandlungen noch lange nicht abgeschlossen.
»Monsieur Poisson«, sagte Kruchkow und beugte sich verschwörerisch vor, »haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie hart so mancher für das Gemeinwohl schuftet? Haben Sie schon einmal überlegt, wie Staatsbeamte sich ein Bein ausreißen, um dem ForthRight zu dienen, wie sie sich geradezu aufopfern für ihre Mitbürger? Haben Sie, Monsieur Poisson, haben Sie?«
»Äh … nein, nicht wirklich.«
»Dann wird es höchste Zeit. Nehmen Sie mich zum Beispiel. Ich bin im höheren Dienst und verdiene lächerliche tausend Guineen im Monat, das sind praktisch Peanuts.«
Poisson saß schweigend da und wartete darauf, dass Kruchkow die Katze aus dem Sack ließ. Wenn der Mann erwartete, dass er glaubte, er könne sich den maßgeschneiderten Anzug und die edlen handgefertigten Stiefel mit dem Gehalt eines Beamten leisten, dachte er wohl, er wäre so grün hinter den Ohren wie der Smaragd in seiner Krawattennadel.
»Also bin ich auf die Großzügigkeit von Menschen wie Sie angewiesen, damit sich mein Leben erträglicher gestaltet.«
Jetzt war es an Poisson, einen Umschlag aus der Jacketttasche zu ziehen. Er übergab ihn dem Russen so verstohlen wie möglich. »Ich hoffe, es drückt meine Bewunderung für Männer wie Sie zur Genüge aus, Monsieur Kruchkow. Ein symbolischer Dank für Ihre uneigennützigen Dienste.«
»Und wie viel ist dieses ›zur Genüge‹ wert, wenn ich fragen darf?«
»Zehntausend.«
»Ausgezeichnet. Ich hoffe, Sie werden sich erneut bedanken, wenn die Trümmer an den Mann gebracht worden sind. Schließlich werden Sie, Monsieur Poisson, bei hundert Guineen die Tonne über eine halbe Million Guineen dabei verdienen.«
»Wäre Ihnen eine fünfprozentige Beteiligung an den Nettoverkäufen genehm?«
»Sagen wir zehn Prozent.«
Beide Männer
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