Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
schüttelten sich über den Schreibtisch hinweg die Hand, und während sich Claude Poisson zufrieden zurücklehnte, fragte er sich, ob Naughty Nancy womöglich zwei gleichermaßen unanständige Schwestern hätte.
Kruchkow hielt ihm den Vertrag unter die Nase und sagte: »Eine Sache noch. Die Checkya besteht darauf, dass der Sprengstoff sicher aufbewahrt wird, bis er zum Einsatz kommt. Das ist eine Frage der Staatssicherheit, verstehen Sie?«
Poisson war nicht sicher, ob er ihn verstanden hatte, doch war er derart von dem Vertrag verzaubert, dass er nicht mehr klar denken konnte.
Kruchkow fuhr fort: »Ich werde Ihnen einen meiner Männer schicken. Er heißt Bartholomew Bubble und holt den Gelatinesprengstoff morgen in Ihrem Depot ab.«
»Selbstverständlich«, stammelte Poisson, als er den Vertrag endlich in den Händen hielt.
49. Tag im Frühling
Rivets fühlte sich entschieden übers Ohr gehauen. Als er sich einverstanden erklärt hatte, den Job zu übernehmen, den Vanka ihm besorgt hatte, war er davon ausgegangen, dass es einer war und nicht gleich zwei. Doch kaum hatte er die Poststelle des Ministeriums verlassen, hatte ihm Vanka einen neuen Job im Büro des Feux d’Artifice besorgt, dem größten Produzenten von Feuerwerkskörpern im Medi.
Neu oder alt, Arbeit war Rivets immer noch ein Graus. Vor allem, wenn er gezwungen war, wie ein Affe über die Stahlträger des Eichelturms zu balancieren, um die Feuerwerkskörper anzubringen. Nur gut, dass er schwindelfrei war, denn fünfunddreißig Meter über dem Boden an einem Stück Seil zu baumeln war nicht gerade etwas, was er Leuten mit Höhenangst empfehlen konnte. Und es gab eine Menge Feuerwerkskörper, die angebracht werden wollten. Wie sein Vorarbeiter ihm stolz erzählt hatte, war das Bureau de Feux d’Artifice dafür verantwortlich, den Eichelturm in ein Spektakel zu verwandeln, das die Feierlichkeiten zur Feier des Anschlusses zu einem unvergesslichen Erlebnis machen würde.
Waren schon die Pflichten, die er aufgebürdet bekommen hatte, seltsam, das Interesse des Directeur des Bureau de Feux d’Artifice an seiner nicht existenten Schwester war es noch mehr. Dieser Alain Brun – ein spindeldürres, nervöses Individuum – schien von dieser mythischen Kreatur geradezu besessen zu sein. An seinem ersten Arbeitstag hatte der Mann sich mindestens sechs Mal nach ihr erkundigt und ihn gefragt, wann sie von ihrer Krankheit genesen würde, und ob es angebracht wäre, sie zu besuchen, um sich seine Belohnung abzuholen. Nicht einmal Rivets Ausflüchte hatten seiner Begeisterung Abbruch tun können, und mit der Zeit war er immer aufdringlicher geworden.
Rivets war gerade dabei, sich eine Kippe zu genehmigen, als ein Dampflaster am Fuß des Turms vorfuhr und ein Mann, der verdächtig nach Burlesque Bandstand aussah, mit Perücke und einer eitergrünen Maske aus der Fahrerkabine sprang und nach Monsieur Brun fragte. Es war keine glückliche Begegnung. Monsieur Brun fuchtelte wild mit den Armen und stampfte mit den Füßen, Burlesque wedelte mit offiziell aussehenden Papieren herum. Doch nach einer hitzigen Debatte war es Monsieur Brun, der das Handtuch warf. Er sah sich um, und sein Blick fiel auf Rivets.
»Robert!«, brüllte er.
Rivets brauchte eine Weile, bis er sich dessen bewusst wurde, dass man ihn bei seinem Arbeitsnamen rief. Er hangelte sich vom Turm herunter, löste sich von dem Sicherheitsseil und trottete auf Monsieur Brun zu, während er kurz an den Schirm der Mütze tippte.
»Robert, da Sie der einzige Arbeiter sind, der Anglo spricht, müssen Sie den Männern aus dem Propagandaministerium des ForthRight helfen, die Feuerwerke von dem Laster da drüben zu entladen. Offenbar ’aben unsere amis aus dem ForthRight kein Vertrauen, dass das Bureau de Feux d’Artifice in der Lage ist, ein Spektakel magnifique auf die Beine zu stellen.« Monsieur Brun rümpfte die Nase. »Sie bestehen darauf, unsere Anstrengungen mit vier eigenen Einrichtungen zu vervollständigen. Monsieur Bartholomew Bubble wird Ihnen sagen, wo Sie diese anzubringen ’aben.« Monsieur Brun warf Monsieur Bubble einen verächtlichen Blick zu. »Sollten Sie jedoch irgendwelche Bedenken haben, was das Anbringen von Monsieur Bubbles Feuerwerkskörpern anbelangt, kontaktieren Sie mich, Robert.«
Während der nächsten Stunde hatte Rivets die mörderische Aufgabe, die vier Kisten sehr, sehr vorsichtig auszuladen und zum Eichelturm zu tragen, wo Monsieur Bubble sie am unteren Teil der
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