Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
sieht man jetzt schon, haben großen Schaden angerichtet. Eine Granate hat das San Polo Viertel so gut wie ausgelöscht. Und unsere Nachrichtendienste informieren uns, dass sie dreißig dieser Monster besitzen, genug, um Venedig in Schutt und Asche zu legen.«
»Was also tun?«
»Um Venedig zu retten? Ich denke, wir werden eins unserer Wunder brauchen, Mylady. Vielleicht könnten Sie die Armee des ForthRight zerstören. Ihnen eine Heuschreckenplage schicken, so was in der Art.«
Lady IMmanual lächelte. Es war ein ziemlich unangenehmes Lächeln, herablassend und arrogant.
»Ich habe der Bevölkerung Venedigs versprochen, dass ich sie vor dem ForthRight beschützen würde, stimmt’s? Glauben Sie wirklich, dass nur noch ein Wunder Venedig retten kann?«
De Sade nickte.
»Dann muss die Dogaressa Befehl erteilen, die Bank von Venedig zu räumen. Für ein Wunder brauche ich eine Blutbank.«
»Lady IMmanual bittet Euch, die Bank von Venedig aufsuchen zu können, um dort ein überaus seltsames, esoterisches Ritual abzuhalten, Ehrwürdige Exzellenz.«
»Warum? Zu welchem Zweck?«
»Offenbar trägt sie sich mit der Absicht, die Armee des ForthRight vor Venedigs Toren zu vernichten«, erklärte Schwester Florence.
»Wie will sie das bewerkstelligen?«
»Mit einem Wunder.«
Dogaressa Catherine-Sophia nahm einen langen Schluck Lösung und verfiel in Schweigen, während sie über diese beunruhigende Nachricht nachdachte. An der Art, wie ihre Aura vibrierte, erkannte Schwester Florence, dass Lady IMmanuals wachsende Macht der Dogaressa Kopfschmerzen bereitete. Schließlich ließ sich niemand gern von seinem Platz verdrängen, und die zunehmende Popularität von Lady IMmanual machte genau diese Entwicklung immer wahrscheinlicher.
Sonderbarerweise hatten die Ereignisse in Paris mehr als die in Venedig selbst Lady IMmanuals Ruf beim gemeinen Volk bestärkt. Obwohl sie nichts mit der Zerstörung des Eichelturmes und dem Tod von Beria zu tun gehabt hatte, machten die Zeitungen von Venedig sie als geistige Anstifterin verantwortlich. Der Venezianische Visualisierer war so weit gegangen zu behaupten, es seien die IMmanualisten gewesen, nicht die Normalisten, »die für diese mutige, ja tollkühne Demütigung Heydrichs und seiner Schergen verantwortlich zeichneten«. Die Zeitung führte aus, der Angriff, bei dem fünfzig Menschen den Tod gefunden hatten, könne gar nicht das Werk der gewaltlosen Normalisten gewesen sein. Nein, dahinter konnte nur die standhafte, resolute Lady IMmanual stehen, Verteidigerin der Freiheit. Dank des Venezianischen Visualisierers war Lady IMmanual zur Retterin Venedigs proklamiert worden. Ihr Prestige wuchs beständig, während sich das der Dogaressa im Sinkflug befand. In den Straßen wurde bereits gefordert, die Dogaressa solle zugunsten von Lady IMmanual abdanken.
»Und was soll dieses Wunder bewirken?«
»Die sofortige und komplette Zerstörung der feindlichen Mörser auf dem anderen Ufer des Canale Grande, Exzellenz.«
Die Schwester beobachtete, wie die Dogaressa mit den politischen Implikationen kämpfte, die dieses Wunder hervorbringen würde. Wenn sie es genehmigte und Lady IMmanual Erfolg hatte, dann könnte sie sich als Dogaressa nicht mehr halten, wenn sie sich aber weigerte und das ForthRight legte Venedig in Schutt und Asche, wäre sie ebenfalls weg vom Fenster. Sie saß in der Zwickmühle.
»Und was denkst du, verehrte Schwester?«
»Ihr habt keine Wahl, Exzellenz, als der Lady zu gestatten, Venedig zu retten. Trotzdem rate ich Euch, sie nicht aus den Augen zu lassen. Sie ist nicht das, was sie uns weismachen will.«
»Hast du Veränderungen in ihrer Aura beobachtet?«
Schwester Florence nickte. »Als sie den Patrizier Dandolo auf brutale Weise mit dem Schwert umbrachte, sah ich, wie sich ihre Aura ganz kurz verdunkelte. Mich dünkt, sie hatte es von Anfang an auf ihn abgesehen. In den letzten Tagen habe ich viel darüber nachgedacht, und ich glaube, dass sie die wahren Farben ihrer Aura auf hinterhältige Weise vor uns verbirgt.«
»’mmmmpf«, schnaubte eine offensichtlich verärgerte Dogaressa. »Du musst verstehen, dass isch auf Verdacht ’in nichts unternehmen kann.«
»Ich bitte Euch, Exzellenz. Es ist nicht gerade ehrenhaft, wie sie die Erfolge der Normalisten für sich beansprucht.«
»Kein Staatsmann ist ehrenwert, Schwester, wir sind alle gut darin, uns mit fremden Federn zu schmücken. Das ist kein Beweis ihrer Niedertracht, nur der ’inweis, dass Lady
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