Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
IMmanual eine gute Politikerin ist. Wenn isch sie deswegen einen Kopf kürzer machen wollte, müsste isch sämtliche Mitglieder des Zehnerrats enthaupten.«
»Dogaressa, ich bitte Euch, nehmt Euch in Acht vor dieser Frau. Ihre Aura ist einzigartig. Niemals habe ich eine von solcher Tiefe, Intensität und solchem Glanz gesehen …«
»Aber?«, sagte die Dogaressa.
Schwester Florence unterdrückte ein Lächeln. Egal, ob sie betrunken war oder nicht, Dogaressa Catherine-Sophia hatte wie immer das Unausgesprochene erahnt. »Die Farbe ihrer Aura ist seltsam. Ich habe in den Archiven des Klosters geforscht. Es war niemals die Rede von einer silbernen Aura. Die WhoDoo-Mambos assoziieren Silber mit den perversen Kreaturen der Mythologie, den Lilithianern, aber davon abgesehen habe ich weiter nichts gefunden, was meine Bedenken untermauern würde. Trotzdem, Silber ist zweifellos eine göttliche Farbe, aber es steht auch für Härte, Unnachgiebigkeit und Unmenschlichkeit.«
»Wenn sie aber tatsächlich der Messias ist, wäre es doch normal, dass sie einen unmenschlichen Schimmer hat, oder nicht?«
»In der Tat, Dogaressa. Möglich, dass ich noch von den Erfahrungen in Paris verwirrt bin, als ich in die Hände des ehemaligen Mörders Zolotow geriet. Möglich, dass meine metaphysischen Sinne getrübt sind, doch wenn ich Lady IMmanual jetzt sehe, empfinde ich nicht Erhabenheit, sondern Angst.«
»Isch brauche schlüssige Beweise für ihre bösen Absichten.«
»Dann müsste ich sie beim Beischlaf sehen, erst da wird ihre ganze Aura offenbart.«
»Nur wie? Du sagtest, dass sie diesbezügliche Freuden gemieden hat, seit sie nach Venedig gekommen ist.«
»Und das spricht Bände, verehrte Dogaressa. Ich vermute, dass sie der Enthaltsamkeit frönt, um zu verhindern, dass man ihre Aura während des Höhepunktes genauer beobachten kann.«
»Könnte es sein, dass Dämonen sich beim Bumsen nicht gern zugucken lassen?« Die Dogaressa hielt inne, um nachdenklich einen Schluck Lösung zu sich zu nehmen. »Aber ihr Visuellen Schwestern seid doch Experten in der Kunst der Verführung, ’eißt es immer. Vielleicht könntest du irgendetwas arrangieren, dem Lady IMmanual nicht widerstehen kann. Wie steht es mit Aphrodisiaka?«
»Ihre Verwendung ist verboten, Exzellenz! Der ImPuritanismus verlangt, dass erotische Handlungen frei von künstlichen Aufputschmitteln vollzogen werden.«
»Pah! Wenn es um die Staatssicherheit geht, ist alles erlaubt. Kümmere dich darum, gute Schwester. Wäre die Walpurgisnacht nicht ein idealer Zeitpunkt, um ihr auf den Zahn zu fühlen?«
»Ein raffinierter Plan, Exzellenz …«
Schwester Florence ließ ihren Satz in der Schwebe. Ihn zu beenden war gar nicht nötig. Die Walpurgisnacht markierte das Ende des Frühlings und den Anfang des Sommers. In Venedig war es von altersher die Nacht, in der die Rollen vertauscht wurden, in der Frauen das Böse und Männer das Gute verkörperten und alle ihren Spaß hatten, wenn im Verlauf einer sehr ermüdenden Nacht das Gute schließlich über das Böse triumphierte.
»Wir bräuchten jemanden, den ABBA mit einer besonderen Begabung für die Kunst der Liebe gesegnet hat, Dogaressa. Einen erstklassigen Verführer. Fortissimo. Dürfte ich Giacomo Casanova vorschlagen?«
Obwohl es noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang war, wartete eine große, stumme Menschenmenge geduldig, während Lady IMmanual und de Sade die Treppen hinaufstiegen, die zu den massiven Toren der Bank von Venedig führten. Es hatte sich herumgesprochen, dass die Lady eins ihrer versprochenen Wunder vollbringen würde, um die Stadt vor der Vernichtung zu retten. De Sade wunderte sich, dass nur wenige Signori di Notte zum Schutz der Lady anwesend waren, doch dann fiel ihm ein, dass sie mittlerweile vielleicht gar keinen Schutz mehr brauchte. Jeder, der versuchte, etwas gegen den Messias zu unternehmen, würde vom Mob zerfleischt werden. Kein schöner Tod; bei dem Gedanken daran erschauerte er.
Im Innern der Bank war es gruselig still. Alle Monitore in den Transfusionszellen waren ausgeschaltet, und als die beiden jetzt die Halle betraten, hörte man nur ihre Schritte, die durch den riesigen Raum hallten.
»Ziemlich große Bank.«
»Ja, Mylady, die größte in der ganzen Demi-Monde, größer noch als die in Warschau oder Berlin.« De Sade zeigte auf die Kuppel hoch über ihren Köpfen. »So groß, dass sich dort oben manchmal Wolken bilden.«
Lady IMmanual fröstelte in der eisigen Kälte. »Welche
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