Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
ein furchterregendes Lächeln. »Ob Sie das allerdings noch erleben, Skobelew, hängt davon ab, ob Sie Venedig einnehmen können …«
Captain Jeremiah Greene stützte sein Gewicht auf die Krücken, um den schmerzenden Fuß zu entlasten. Die Ärzte hatten ihm versichert, dass es kein Beinbruch war, ein paar Zehen zu verlieren. In drei oder vier Wochen könne er wieder ganz normal gehen, er solle froh sein, dass die nanoBites ihn nicht aufgefressen hatten. »Froh« war Greene nicht gerade, als er mitten in der Nacht schreiend aus einem Albtraum fuhr, in dem die Nager ihn bei lebendigem Leib aufgefressen hatten. Außerdem hatte er über Nacht weiße Haare bekommen.
Der Knall eines Schusses, der an Venedigs Festungsmauern widerhallte, hatte ihn aus seinem Albtraum geweckt.
Verdammte Scharfschützen .
Die Gabionen zu errichten, die die verbliebenen Mörser vor dem Beschuss der venezianischen Truppen schützen sollten, war harte Arbeit gewesen. Die Venezianer waren nicht auf den Kopf gefallen. Sie ahnten, dass sie eines Tages vom Medi-Ufer des Canale Grande beschossen werden würden, und hatten alle Versuche vereitelt, Gebäude in einem Abstand von weniger als hundert Metern vom Canale Grande zu errichten. In dieser leeren Todeszone hatten Greenes Pioniere jetzt die Gabionen errichtet und ein willkommenes Ziel für die Scharfschützen der Venezianer abgegeben. In dem hastigen Bestreben, die Vorgaben des Großen Führers zu erfüllen, waren bereits mehr als fünfhundert Soldaten des ForthRight bei der Aushebung von Schützengräben umgekommen. Doch inzwischen hatten sie die Mörser, ABBA sei Dank, endlich in Stellung bringen können.
Während er hinter einer dieser Geschützstellungen kauerte, robbte sich Major Yuri Borissow heran. »Bei Sonnenaufgang fangen wir mit der Beschießung an«, erklärte der Major.
»Aber wir sind noch nicht so weit. Ich denke …«
»Überlassen Sie das Denken lieber anderen, Captain Greene«, faltete sein Vorgesetzter ihn zusammen. »Denken ist in der Armee des ForthRight verpönt. Bei uns werden Gehorsam und Opferbereitschaft großgeschrieben, Denken ist Sache der UnterWesen.«
Greene nickte trübsinnig und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er war zwar nicht der Hellste, aber der warnende Unterton entging ihm nicht.
»Zu Ihrer Information, morgen früh geht es los, egal, was passiert. Jede Mannschaft, die nicht in der Lage ist, aus allen Rohren zu feuern, wird als Verräter betrachtet und exekutiert. Befehl von Kamerad General Skobelew. Morgen wird das ForthRight mit seiner ›SchockundOder‹-Kampagne gegen die heidnischen Venezianer beginnen.«
»SchockundOder?«
»Jawohl. Der pausenlose Beschuss der Stadt wird die Bevölkerung derart schockieren, dass sie verstehen wird, dass Widerstand nutzlos ist.«
»Und das Oder?«
»Das ist die nächste Phase. Ergebt euch, oder ihr erlebt ein blaues Wunder.«
»Verstehe, und das ist die Militärdoktrin, die ab morgen gilt?«
»Richtig. Wir haben dreißig Mörser, die alle zehn Minuten eine tonnenschwere Granate abfeuern können. Das heißt, dass jede Stunde hundertachtzig Tonnen Granaten auf Venedig niedergehen werden. Nach fünf Tagen ist die Stadt bis auf ihre ManteLit-Fundamente zerstört, Greene. Tja, so sieht der Tod in Venedig aus.«
De Sade stand neben Lady IMmanual auf der Stadtmauer von Venedig und beobachtete die Streitkräfte des ForthRight, die wie Ameisen auf der anderen Seite des Canale Grande durcheinanderwuselten. Es war ein historischer Moment: Morgen würde über das Schicksal der Demi-Monde entschieden. Mehr noch … es war der Augenblick, an dem er selbst entscheiden musste, auf welcher Seite er stand. Wählte er die richtige Seite, würde Venedig ihm gehören, wenn aber nicht …
Er reichte der Lady sein Teleskop und zeigte auf die großen Geschützstände aus Fels und Ziegelstein, die das ForthRight trotz der Anstrengungen der venezianischen Scharfschützen auf dem gegenüberliegenden Ufer des Canale Grande hatte errichten können.
»Morgen früh, wie mir scheint, Mylady. Ich habe beobachtet, dass in den letzten Tagen die Dampflaster der UnFunnies hin und her gefahren sind, um ihre Mörser in Stellung zu bringen. Das bedeutet, dass der Angriff unmittelbar bevorsteht.«
»Mörser? Das ist ungewöhnlich. Beim Angriff auf Warschau haben sie keine Mörser eingesetzt.«
De Sade zuckte die Achseln. »Ziemlich unangenehme Ungetüme. Die sechs oder sieben Schüsse, die sie zu Testzwecken abgegeben haben, das
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