Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Hellseher – hatte Vanka die Kuriositäten der Demi-Monde eingehend studiert, und Ella kamen die Dunklen Charismatiker sehr kurios vor. Wenn jemand etwas über sie wusste, dann Vanka.
»Der ImPuritanismus ist eine merkwürdige Religion«, begann er. »Die meisten Menschen meinen, es gehe ihr nur um Hedonismus und freie Liebe, aber es steckt weitaus mehr dahinter. Eine ihrer wichtigsten Überzeugungen ist ein Konzept namens MaleVolence. Es besagt, dass Männer für Gewalt viel anfälliger sind als Frauen …«
»Dem kann ich nur zustimmen«, bemerkte Norma.
»… und damit eine Gesellschaft gerecht und friedlich ist, müssen diese angeborenen Neigungen der Männer durch die friedliebenden und ausgleichenden Eigenschaften der Frauen gemäßigt werden.«
»Klingt ganz nach meinem Geschmack.«
»Vielleicht ist es das«, gab Vanka grinsend zurück. »Schließlich geht der ImPuritanismus davon aus, dass man nur durch den Orgasmus Verbindung mit ABBA aufnehmen kann. Daher sind die ImPuritaner ständig auf der Suche nach dem ultimativen Orgasmus, den sie JuiceSense nennen.«
»Die ImPuritaner scheinen jedenfalls ihre Sinne beisammenzuhaben«, bemerkte Norma.
Vanka lächelte. »Kommt darauf an, welche Sinne genau gemeint sind, vor allem, wenn man auf Masken und MummenSchanz steht und … na ja, vergiss es. Du wirst dir selbst bald ein Bild machen können. Wie auch immer, im Quartier Chaud war alles in Ordnung, bis vor einigen Jahren ein Kerl namens Michel de Nostredame behauptete, er habe herausgefunden, warum Männer so brutal sind. Laut Nostredame liegt es daran, dass Männer sich allzu leicht von gewissen schrecklichen Individuen korrumpieren lassen, die Dunkle Charismatiker genannt werden. Das sind geheimnisvolle Wesen, die hin und wieder an die Macht gelangen und die Welt ins Verderben stürzen. Sie sind die Wurzel des MaleVolence. Menschen wie …«
»… Heydrich, Beria, Shaka Zulu und Selim, der Grimmige«, führte Ella den Satz zu Ende.
»Genau. Woher weißt du das?«
»Da, wo ich herkomme, Vanka, nennt man sie Singularitäten. Sie gelten als extrem leistungsstarke Psychopathen.« Dass man solche Singularitäten absichtlich in die Demi-Monde eingepflanzt hatte, um dafür zu sorgen, dass sie zum Schmelztiegel von Bigotterie, Hass und Gewalt wurde, behielt Ella lieber für sich.
»Ja, also, de Nostredames Untersuchung wäre wohl nur eine weitere akademische Kuriosität geblieben, hätte man nicht entdeckt, dass Visuelle Jungfrauen in der Lage sind, Dunkle Charismatiker an ihrer Aura zu erkennen.«
»Ich stelle die Frage mit größter Beklemmung, und ich möchte nicht, dass dieser Fettwanst da vorne sie beantwortet«, sagte Norma, während Burlesque ihr eine Kusshand zuwarf, »aber kann mir vielleicht jemand erklären, was eine Visuelle Jungfrau ist?«
»Das sind Jungfrauen, die die Aura eines Menschen erkennen können«, erklärte Vanka. »Die Dogaressa setzt sie ein, um Lügner und Verbrecher zu entlarven. Offensichtlich haben Dunkle Charismatiker eine charakteristische Aura, die sie verrät, wenn sie von Visuellen Jungfrauen unter die Lupe genommen werden.«
»Jungfrauen, die die Aura eines Wesens lesen können. Das gibt es wohl nur in der Demi-Monde.«
»Als die Dogaressa Wind davon bekam, dass man Dunkle Charismatiker identifizieren kann …«
»Die is genauso meschugge wie ’n Fisch auf ’nem Fahrrad«, bemerkte Burlesque hilfreich und drückte erneut auf die Hupe. Es machte ihm sichtlich Spaß.
»… befahl sie, alle männlichen Dunklen Charismatiker im Quartier Chaud zu entmannen …«
»Autsch«, kam es vom Vordersitz.
»… da ihre MaleVolence durch Kastration zerstört wird. Auch die Coveniten bedienen sich dieser Praxis. Sie bezeichnen ihre Eunuchen als NoNs.«
»Wie? Die schneiden ei’m den Pillermann ab?« Die Frage kam von Rivets, der kreidebleich geworden war.
»O ja, sie ham sogar extra ’ne Maschine dafür. Als Erstes …«
»Es reicht«, fuhr ihn Ella an, als sie sah, wie Rivets giftgrün wurde. Sie wollte nicht, dass der Junge ihr den Rücken vollkotzte.
Vanka fuhr mit seiner Ausführung fort. »Leider sind drei Senatoren im Quartier Chaud als Dunkle Charismatiker identifiziert worden.«
»Maximilien Robespierre, Tomás de Torquemada und Godfrey de Bouillon.«
»Gut geraten, Ella.«
»War nicht geraten.«
»Wie auch immer, diese Männer – die Dreierbande – machten der Dogaressa klar, dass sie wenig Lust hätten, für den Rest ihres Lebens mit einer Fistelstimme
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