Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
näher an Rangun heran. Dark konnte nun das Valknut-Emblem auf der Nase der ersten V1 deutlich sehen, den Namen des Luftschiffs lesen – Zorn des ForthRight – und erkennen, wie die Mannschaft in der Gondel unterhalb des Luftschiffes das Ungetüm in der frischen Abendbrise steuerte.
»Feuer!«
Augenblicklich verhüllte eine Wolke aus dunklem, stinkendem Rauch die zweihundert Meter lange Abschussrampe. Dann sprühten Flammen, und ein ohrenbetäubendes Zischen erfüllte die Luft, als die Raketen in den Himmel rasten und dabei um die eigene Achse kreiselnde Rauchschweife ausspuckten.
Sie hatten Glück. Die V1 flogen in einer selbstmörderisch engen Formation, und als die Raketen in die beiden hinteren, dicht hintereinander fliegenden Luftschiffe stießen, explodierten sie in einem Feuerball. Das dritte, Zorn des ForthRight, war aus härterem Holz geschnitzt. Es schwankte unter einem Treffer wie ein Boxer, der einen heftigen Schlag einsteckt, aber sofort bereit ist zurückzuschlagen. Doch dann sah Jeanne Dark, wie im Inneren des Schiffes ein Feuer ausbrach. Langsam zog es sich zusammen, kam vom Kurs ab und stürzte gemächlich vom Himmel auf den Boden zu.
Genauer gesagt, geradewegs auf die Abschussrampe der Raketen.
»In die Schützengräben!«, schrie Dark, und die Soldaten des Coven versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Doch es nützte nicht viel. Noch während sie selbst über den Rand des Geschützgrabens sprang, hörte sie den ohrenbetäubenden Krach, mit dem die V1 aufprallte. Sie spürte, wie die Luft plötzlich kochend heiß wurde, wie ihre Kleidung und ihr SAE in Flammen aufgingen …
Vor dem Palast der Dogaressa, Venedig
Semiazaz stand geduldig im Schatten gegenüber dem Seiteneingang des Palastes und wartete darauf, dass der Krypto seines Masters ihm die Tür aufschloss, um ihn einzulassen. Die Nacht war wie geschaffen für einen Mord. Der Himmel war wolkig, der Mond kaum zu sehen, und durch das Kommen und Gehen der unzähligen Pavorini, die die Gäste zum MummenSchanz der Walpurgisnacht brachten, waren die Straßen um den Palast proppenvoll und unübersichtlich. Niemand würde einen Mann, der den Palast betrat, eines Blickes würdigen, nicht einmal einen Mann, der so seltsam aussah wie Semiazaz. Trotzdem sollte man sich nie allzu sicher fühlen. Er drückte sich den Hut in die Stirn, damit man sein Gesicht nicht sah, und umklammerte nervös den Griff seines Degens.
Seine Nervosität war gerechtfertigt. In den Palast zu gelangen war der leichtere Teil der Übung, den weiblichen Dämon zu töten erforderte erheblich mehr Geschick und Glück. Als der Master ihn gefragt hatte, hatte er sich natürlich zuversichtlich gegeben, die Hexe töten zu können, trotzdem nagte die Furcht an ihm, dass sie zäher war, als er zugeben mochte. Sie hatte ihn schon einmal in die Schranken gewiesen, und damals hatte er auf Baraquels Hilfe zählen können.
Obwohl die Ehre von ihm verlangte, sie mit seiner Klinge zu töten, hatte er beschlossen, sich einer weiteren, wenn auch weniger ritterlichen Waffe zu bedienen, falls es brenzlig wurde. Daher das Halfter an seiner Hüfte, in dem ein wunderschöner schwerer, mit Silberkugeln geladener Revolver steckte. Nicht einmal die mächtigen Lilithi waren gegen Silberkugeln gefeit. Heute Nacht würde er auf Nummer sicher gehen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ging ganz langsam die Tür des Bediensteteneingangs auf, und ein Silberstreifen Licht fiel auf die Pflastersteine. Einen Augenblick wurde der Mann dahinter beleuchtet, und Semiazaz erkannte, wie der Krypto ihm zuwinkte.
Es war so weit.
Lady IMmanuals Schlafgemach,
Palast der Dogaressa, Venedig
Schwester Florence hatte Lady IMmanuals Verführung bis ins kleinste Detail geplant und vorbereitet. Fast dreißig Minuten hatte sie Schwester Bella, die Lady IMmanual während der Walpurgisnacht bedienen würde, erklärt, was sie zu tun hätte und wie sie es tun sollte. Sie hatte höchstpersönlich die Vorbereitung des zelie beaufsichtigt, darauf geachtet, dass die genaue Dosis des Halluzinogens ayahuasca der Rezeptur beigemischt wurde und der Apotheker nicht vergaß, auch eine Prise Dizzi beizufügen, dieses Zeug, das sich bei den Bewohnern von NoirVille wegen seiner stimulierenden Wirkung großer Beliebtheit erfreute. Außerdem hatte sie dafür gesorgt, dass die Räucherpfannen im Gemach von Lady IMmanual genügend frisch geschnittenes Ziegenkraut enthielten, die stärkste aphrodisierende Droge, die den Visuellen
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