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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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kotzübel wurde. Als Michel de Nostredame die Dunklen Charismatiker entdeckt hatte, war viel darüber spekuliert worden, was sie wirklich waren. De Nostredame vertrat die Theorie, dass diese grausamen, gefühllosen und ehrgeizigen Wesen einer ganz anderen Spezies angehörten und keine Menschen waren.
    Nach einer eingehenden – und schwindelerregenden – Untersuchung ihrer Auren war Schwester Florence zu einer anderen Schlussfolgerung gelangt. Dunkle Charismatiker waren ihrer Meinung nach Mischlinge, es hatte sich etwas Böses in ihre Menschlichkeit eingeschlichen und alles infiziert, was darin jemals gut gewesen war. Tomás de Torquemada, der jetzt plump und pompös auf seinem Thron am Ende der Halle hockte, war der Archetypus eines Dunklen Charismatikers. Seine Aura strahlte weit über seinen Körper hinaus. Es war eine ruhelose, pulsierende Mischung aus Lokischwarz – nur Dunkle Charismatiker hatten Schwarz in ihrer Aura – und wildem Rot. Hier war ein Mann, der das Foltern genoss.
    Ein Ungeheuer.
    Schwester Florences Blick wurde abgelenkt, als die großen Türen der Halle aufsprangen und man zwei Gefangene hereinzerrte, die dann gezwungen wurden, vor dem Großinquisitor auf die Knie zu fallen. Besser gesagt, zwei Vagabunden. Das Paar sah aus, als käme es gerade aus einer Schlacht. Und wahrscheinlich stimmte das sogar, wenn Schwester Florence recht darüber nachdachte. Doch auch wenn sie körperlich unscheinbar wirkten, metaphysisch machten beide einen außergewöhnlichen Eindruck.
    Zu Schwester Florences Überraschung besaß der schlanke, langhaarige Mann – es musste der berüchtigte Vanka Maykow sein, ständiger Begleiter von Lady IMmanual und, wie manche behaupteten, ihr Liebhaber – gar keine Aura. Einen Augenblick traute sie ihren visuellen Kräften nicht mehr. Jeder hatte eine Aura, das heißt, jedes menschliche Wesen. Sie rieb sich die Augen und sah dann erneut hin, doch von einer Aura war immer noch keine Spur. Hatte denn jeder in der Demi-Monde eine Aura außer Vanka Maykow? Einen Augenblick lang überlegte sie, ob Maykow ein so großer Zauberer war, dass er seine Aura unterdrücken konnte, um Adepten wie sie daran zu hindern, ihn zu durchschauen. Vielleicht waren die Gerüchte, Maykow sei ein Betrüger, falsch, und er war tatsächlich ein Magier.
    Immer noch perplex wandte Schwester Florence sich der blassen jungen Frau zu, die links von Maykow kniete. Erstaunlich! Während Maykow offenbar gar keine Aura hatte, besaß sie gleich zwei! Ihr Körper war von einem wirren Licht umgeben, das den Eindruck erweckte, als kämpften hier zwei Persönlichkeiten – zwei gänzlich verschiedene Persönlichkeiten – um ihre Seele. Die eine war deutlich böse, die andere hingegen ein konfuser Farbstrudel, in dem Gold vorherrschte.
    Sehr seltsam. Es ist fast, als …
    Aber das ist unmöglich.
    Erneut sprangen die Türen der Halle auf, und dann wurde Ella hereingeführt.
    Zumindest vermutete Norma, dass es Ella war.
    Nicht nur hatte man ihr die wunderbare schwarze Mähne abgeschnitten, es zog sich auch ein zentimeterbreiter Bluterguss um den Kopf, sodass Norma nicht sicher war, ob das die Frau war, die sie gekannt hatte. Außerdem war Ella gewachsen. Sie wirkte größer, kräftiger und viel gebieterischer. Während ihrer gemeinsamen Zeit in Warschau hatte Norma Ella Thomas als verständnisvoll und gerecht erlebt – als guten Menschen –, jetzt aber betrachtete sie ihre Umgebung mit eiskalter Verachtung. Sie machte den Eindruck, als würde sie über Leichen gehen. Und während de Torquemada alles aus dem Raum aufsaugte, was warm und gut war, strahlte Ella eine eisige Gewissheit aus.
    »Knie nieder vor Seiner Exzellenz, dem Großinquisitor Tomás de Torquemada«, befahl der Quizzie.
    Ella antwortete mit kräftiger, fester Stimme, die durch den ganzen Raum hallte. »Lady IMmanual kniet weder vor einem Mann noch einer Frau, nur vor ABBA .«
    Wie war das?
    Als einer der Wächter seinen Stock hob, um sie zu schlagen, zeigte Ella mit dem Finger auf de Torquemada. »Nimm dich in Acht, Torquemada, du hast es mit Lady IMmanual zu tun. Was immer du mir antust, werde ich dir tausendfach heimzahlen.«
    Für Schwester Florence war es einfach, Lady IMmanual zu identifizieren. Männer wie Abbé Niccolò mochten ihre Göttlichkeit anzweifeln, für Schwester Florence jedoch stand sie fest. Aber während sie erwartet hatte, dass die Aura des vermeintlichen Messias golden war, entpuppte sie sich jetzt als silbern. Schwester

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