Der Widerstand
langsam mit der Kolonne weiterbewegten. Selbst bei einer Gefechtssituation erfolgten keine Ausweichmanöver. Stattdessen standen die Drohnen nur in der Luft und beobachteten das Geschehen, das sich unter ihnen abspielte. Das einzige Mal, dass er bei einer Drohne den Ansatz einer Reaktion beobachtet hatte, war der Moment gewesen, als eines dieser Objekte während eines Feuergefechts auf eine Höhe von fünfhundert Fuß aufgestiegen war, um dann abermals reglos in der Luft zu stehen.
Für die meisten Gewehrschützen wäre es schwierig geworden, ein solch schwieriges Ziel zu treffen, aber sie saßen regelrecht auf dem Präsentierteller, wenn er eine FIM-92 Stinger auf sie abfeuerte, die er aus einem Waffenlager der New Yorker Nationalgarde mitgenommen hatte. Die Stinger besaß eine maximale Reichweite von über fünf Kilometer, und – was noch wichtiger war – sie konnte bis zu einer Höhe von mehr als zwölftausend Fuß aufsteigen. Zwangsläufig schwand sein Stinger-Vorrat zusehends, und Gott allein mochte wissen, wo sich Nachschub finden ließ. Aber abgesehen davon erschien es ihm unverändert idiotisch, ein so empfindliches Kommunikationssystem überhaupt erst einzuführen, wenn es offensichtlich war, dass sie technisch zu jeder anderen Lösung in der Lage gewesen wären.
Allerdings wollte er sich über diese Dummheit auch nicht beklagen. Von dem letzten verbliebenen Dutzend hatte er drei Stinger im Wald nördlich der Interstate deponiert. Sollte es sich nicht um einen außergewöhnlich großen Konvoi handeln, dann würde er von zwei Drohnen begleitet werden, die mit der vorhandenen Munition problemlos ausgeschaltet werden konnten.
Sobald die Drohnen abgeschossen waren, eröffnete seine ebenfalls im Schutz der Bäume auf der Nordseite des Highways verborgene Infanterie mit ihren M136-Bazookas das Feuer, um die Mannschaftstransportwagen am Anfang und Ende der Kolonne zu zerstören, während die ungepanzerten Transporter selbst aus drei Maschinengewehren beschossen wurden, die die Gefährte in Stücke rissen. Zudem verfügte er über vierzig Gewehrschützen, jeder von ihnen mit einem M16 ausgestattet, und ein Dutzend von ihnen führte noch einen 40-Millimeter-Granatwerfer mit sich. Viel Zeit blieb ihnen nicht – er hatte all seinen Leuten eingebläut, dass ihnen nach der Zerstörung des ersten Transportfahrzeugs eine Zeitspanne von höchstens dreißig Sekunden blieb, um ihren Job zu erledigen. Dann mussten sie losrennen, um zu ihren Wagen zu gelangen, die auf der State Road 202 standen, um das Krankenhaus so schnell wie möglich zu erreichen. Sie mussten von hier verschwunden sein, bevor irgendwelche orbitale Sensoren (von deren Vorhandensein er überzeugt war) sie erfassen konnten, auch wenn die noch so schlecht zu arbeiten schienen.
Dreißig Sekunden hörten sich nicht nach viel an, aber in einem Gefecht können sie einem wie eine Ewigkeit erscheinen. Es sollte auf jeden Fall reichen, um mit dieser großen Anzahl Waffen so gut wie alle Shongairi zu töten, ehe sie den Rückzug antreten mussten. Bislang hatte er keinen Hinweis darauf entdecken können, dass die Aliens auch nur annähernd in der Lage waren, ihre Reaktionszeit auf dieses Zeitfenster anzupassen.
Falls es ihnen doch gelang, würde er es vermutlich noch merken, aber daraus keine Konsequenzen mehr ziehen können.
Der Gedanke ließ ihn mürrisch schnauben, dennoch stimmte es. Manchmal fragte er sich ernsthaft, ob ihre Unfähigkeit zum Umdenken bedeutete, dass es in ihrem Wesen lag, nicht improvisieren und sich nicht an veränderte Umstände anpassen zu können. Eine seiner Instruktorinnen an der Air Force Academy hatte stets behauptet, die Japaner hätten den Zweiten Weltkrieg so haushoch verloren, weil die japanische Sprache im Gegensatz zur englischen sich viel schlechter eignete, um zu improvisieren und um einen einmal festgelegten Flugplan zu ändern. Immerhin, so hatte sie argumentiert, sei das kognitive Denken an die Syntax der Muttersprache des Denkenden gebunden, also gelte das auch für die Fähigkeit, Planänderungen schnell und unmissverständlich an Untergebene weiterzuleiten. Deshalb, so hatte sie beharrt, sei das der Hauptgrund, wieso japanische Einheiten darauf bestanden hatten, selbst einen fehlerhaften Plan durchzuziehen, anstatt mit den Dingen aufzuhören, die zu nichts führten, und sich lieber spontan eine andere Vorgehensweise zu überlegen. War es möglich, dass die Shongairi mit einem ganz ähnlichen Problem zu kämpfen
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